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Gute Vorsätze

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1Gute Vorsätze Empty Gute Vorsätze Mi Jun 13, 2012 10:44 am

Nini

Nini

So, nachdem Deische der Meinung ist, ich kann euch das nicht vorenthalten, werde ich mal den ersten Teil meines aktuellen Werkes hier posten.

Altersfreigabe: mal wieder P18 Wink (wie kanns auch anders sein?)

Anna hat sich gerade von ihrem Freund getrennt und versucht ihr Leben alleine in dieHand zu nehmen - allerdings stolpert sie dabei über einen jungen Mann und ihre guten Vorsätze werden über den Haufen geworfen ....

Viel Spaß beim [Sie müssen registriert oder eingeloggt sein, um das Bild sehen zu können.]....ich habe auf jeden Fall Spaß beim [Sie müssen registriert oder eingeloggt sein, um das Bild sehen zu können.]



So ein Mistkerl! Was habe ich mir nur dabei gedacht? Dieser verdammte Kerl! Erst wird mir das Blaue vom Himmel versprochen und jetzt das. Warum habe ich nur auf mein Herz gehört? Jetzt sitze ich alleine in einer fremden Stadt, noch dazu in einem fremden Land. Meine Sprachkenntnisse sind leider auch noch nicht die besten. Dazu war mein Aufenthalt hier in Helsinki bis jetzt dann doch noch zu kurz. Aber zum Überleben reicht es und englisch klappt ja auch ganz gut.
Männer! Sobald ihnen ein kurzer Rock über den Weg läuft, werden sämtliche Synapsen im Gehirn lahmgelegt und es funktionieren nur noch animalische Triebe.
Genug Trübsal geblasen, ich werde keinen Gedanken mehr an diesen hinterhältigen Idioten verschwenden. Jetzt nehme ich mein Leben wieder selbst in die Hand.
Soll er doch mit seiner Kollegin glücklich werden. Das kleine Biest kann ihn gerne haben. Soll sie ihm doch in Zukunft die Dreckwäsche waschen und ihm hinterher räumen.
Das Leben hat noch viel mehr für mich zu bieten. Und ich werde nun erst einmal meine neue Freiheit in meinem vorübergehenden Zuhause genießen – einem kleinen Hotelzimmer.
Gedacht – getan!
Ich fange an meine Koffer auszupacken und das passende Outfit für den Abend zu suchen. Helsinki hat viel zu bieten – gerade bei Nacht.
Nachdem das passende Outfit gefunden ist, sehe ich mich im Zimmer um. Wow, hat hier ein Tornado gewütet? In meiner Euphorie habe ich es wohl etwas übertrieben und meine ganzen Habseligkeiten überall verstreut. ‚Egal, ich bin ja eh alleine‘, huscht mir durch den Sinn, was meinem guten Vorsatz einen kleinen Dämpfer gibt.
„Ach Blödsinn…ab mit dir unter die Dusche. Die Nacht wartet auf dich!“ sage ich mir selbst auf.
Und schon stehe ich im Bad. Nach der heißen Dusche steigert sich meine Motivation noch mehr.
Eben noch schnell in die Klamotten springen und ein wenig auf hübschen. Das ist genau das, was ich jetzt brauche. Styling extrem – nur für mich. Ok, es tut auch gut, wenn man die ein oder anderen Blicke der Männer spürt.
„Na toll, das war ja jetzt mal gar nichts“, grummle ich vor mich hin. ‚Guter Anfang! Kaum biste den alten Kerl los, denkst schon wieder an die Männer…dein Vorsatz hat aber echt lange galten! ‘ schießt es mir durch die Gehirnwindungen.
Nun bin ich zwar tip top angezogen und gestylt, stehe aber vor dem nächsten Problem: Wohin?
Hmm? Habe ich da vorne um die Ecke nicht etwas gesehen ,dass nach einer Bar ausgesehen hat? Versuchen wir unser Glück doch einfach mal. Es kann nicht mehr als schief gehen.
Ich schnappe mir meine Tasche und ab durch die Mitte.
Es ist wirklich ein nettes Plätzchen hier an der Bar. Die Musik hat die passende Lautstärke, die Beleuchtung ist optimal, dass man sich die Leute ansehen kann, jedoch nicht zu grell, dass es abschreckend wirkt.
Mit meinem Rotwein in der Hand lasse ich meinen Blick durch den Raum gleiten und entdecke in der rechten hinteren Ecke, direkt neben dem Gang zu den Toiletten, eine kleine Sitzgruppe mit zwei jungen Männern. Der eine hat halblange hellblonde Haare, die leicht strähnig von seinem Kopf hängen, während der andere lange schwarze Haare mit ein paar blonden Strähnen hat.
Die beiden scheinen sichtlich Spaß zu haben, denn sie können sich vor lachen kaum auf ihren Stühlen halten. Der Blonde spricht wild gestikulierend, während der Dunkelhaarige versucht sein Getränk zu schlucken. Doch durch das Lachen ist dies wohl eine fast unüberwindbare Hürde. Er muss aufpassen, dass er nicht alles wieder ausspuckt.
Vielleicht kann ich ja einen genaueren Blick auf die beiden, wenn …? Noch bevor ich diesen Gedanken zu ende denken kann, blickt der Schwarzhaarige lächelnd in meine Richtung und prostet mir mit seiner Bierflasche zu. Ich erwidere seine Geste mit einem lächeln und der selben Bewegung mit meinem Glas, dass allerdings schon fast leer ist. Wie ich gerade feststelle. Das ist eine gute Gelegenheit, um mal den Weg Richtung Toiletten zu nehmen und dabei die zwei Herren genauer unter die Lupe zu nehmen.
Vorsichtig rutsche ich von meinem Barhocker herunter, richte meinen Rock, hänge meine Tasche über die Schulter und begebe mich zur Toilette.
Als ich an dem Tisch der beiden vorbeikomme, verlangsame ich meinen Schritt und bemerke wie mir die Blicke folgen. Erfreut grinse ich in mich hinein. ‚Ja! Ich kann es also doch noch! ‘, freue ich mich über meinen kleinen Auftritt.
Pipi machen, Hände waschen, Klamotten richten und ganz wichtig…Makeup überprüfen. Eben noch den Kajal- und Lidstrich nachziehen und schon kann es wieder rausgehen.
Beim zweiten Vorbeigehen an dem kleinen runden Tisch der beiden, bemerke ich wie der Schwarzhaarige dem Blonden gegen das Schienbein tritt, der daraufhin ein Teil seines Bieres über den Tisch spuckt. Lachend, jedoch mit einem Mitleidigen Nicken, gehe ich zielstrebig wieder an meinen Platz zurück. Ich sitze noch nicht wieder richtig auf dem Barhocker, da stell mir der Kellner ein neues Glas Rotwein vor die Nase.
„Ähm, ich hatte doch gar nichts bestellt?“, schaue ich den Mann hinter der Bar irritiert an.
„Nein, du nicht! Das kommt von dem jungen Mann dort hinten!“, er zeigt auf den kleinen Tisch an dem ich eben zweimal vorbei gegangen bin.
Schon im Augenwinkel sehe ich, wie der dunkelhaarige Neugierig in an die Bar schaut. Ich drehe mich zu ihm um, erhebe das Glas auf ihn und nicke ihm mit einem schüchternen Lächeln entgegen.
‚Hm, das ist schon ein leckeres Kerlchen! ‘, fliegt mir durch den Kopf. ‚Den würd ich nicht …. Wow wow wow, halt, was denkst du denn schon wieder?!? Wolltest du nicht Männer, Männer sein lassen? ‘ sagt mir meine innere Stimme. Ach was soll´s? Ich lass doch Männer, Männer sein. Was andere können kann ich schon lange. Ich werde mir einfach nehmen, was ich brauche. Und wenn ich denke, dass der Kerl heiß ist, dann denk ich das eben. Mit einem kräftigen Schluck aus meinem Glas, spüle ich die Stimme aus meinem Inneren hinunter.
„Voit mastaa viiniä?“, ertönt es über meiner linken Schulter.
„B-bitte was?“ gebe ich erschrocken von mir und blicke in zwei tiefgrüne strahlende Augen.
„Ich habe gefragt, ob dir der Wein schmeckt?“, wiederholt das faszinierende Augenpaar die Frage.
„Ja, danke!“, gebe ich schüchtern zurück.
„Mein Name ist Perttu. Darf ich wissen, wen ich auf den Wein eingeladen hab?“
„Oh na klar, ich heiße Anna…und danke nochmal für den Wein“ Noch ein Schluck aus dem Glas, bevor er merkt, dass ich vor Nervosität schon zittere.
„So ein hübsches Ding hier so ganz alleine…wie wäre es, wenn du mit zu mir an den Tisch kommst?“, fragt Perttu und streckt mir schon die Hand hin, um mich beim Abstieg des Barhockers zu stützen.
Mit einem verstohlenen Blick auf den Boden, nehme ich Perttus Hand um von diesem Ding runter zu rutschen. Rock wieder richten. Nicht dass ich mich jetzt blamiere, weil der Stoff über dem Hintern hängt oder dergleichen.
Als der Blondschopf sieht, dass wir zusammen auf ihn zukommen, springt er auf und streckt mir auch schon seine Hand zur Begrüßung entgegen
„Hei! Olen Mikko!“ und schüttelt meine Hand.
„Das ist Anna!“, grinst ihm Perttu entgegen und bietet mir einen Stuhl links neben sich an.
„Woher kommst du denn?“, fragt Mikko und setzt die Bierflasche an.
„Das würde mich auch interessieren!“, stimmt Perttu ein, „An deiner Aussprache erkennt man, dass du nicht aus Finnland bist“ spricht er weiter.
„Richtig erkannt Jungs! Ich komme aus Deutschland und mein bisheriger Aufenthalt war noch zu kurz, um der Sprache wirklich mächtig zu werden“, gebe ich leicht verlegen zurück.
„Wie lange bist du denn schon hier?“
„Seit knapp vier Monaten…“
„..Wow, dafür sind deine Kenntnisse aber schon richtig gut!“, fällt mir Mikko in den Satz.
„Naja, in Deutschland habe ich ein halbes Jahr einen Sprachkurs gemacht, damit ich nicht völlig aufgeschmissen bin und um …..“
Ich spiele, in Gedanken versunken, an dem Fussel an meiner Strumpfhose rum.
„...um was?“, guckt mich Mikko fragend an
Irritiert schaue ich zurück.
„um…um….um…“, meine Augen suchen eine Antwort im Raum.
„..um mich weiter zu bilden.“, rutscht mir raus.
Der blonde Wuschelkopf zu meiner Rechten will gerade Luftholen und etwas sagen, als ihm Perttu ins Wort fällt, „Weiterbildung ist nie verkehrt! Man lernt nie aus!“
„Aua!“
Mein rechter Knöchel tut weh, mein Bein schnellt nach oben und trifft die Tischplatte so stark von unten, dass die Flaschen und Gläser darauf ins Wanken kommen.
„Oh Gott, es tut mir leid! Der Tritt sollte eigentlich den wibbeligen Kerl da drüben treffen“, mitleidend streichelt mir Perttu über Schulter und Rücken.
Wie ich aus dem Augenwinkel sehen kann, versucht Mikko krampfhaft sich das Lachen zu verkneifen.
Er schafft es allerdings nicht lange und prustet los „Kleiner, du bist grandios! Versuchst du deine Beute kampfunfähig zu machen, damit du Chancen hast?“
Perttus Gesicht verändert die Farbe. Ich glaube er wird rot. Durch die schummrige Beleuchtung im Raum, kann man es nicht richtig erkennen, aber seiner Reaktion nach, ist es rot. Er stammelt vor sich hin.
Nun kann auch ich nicht mehr, und lache laut los, während ich mir das schmerzende Bein reibe.
Das grüne Augenpaar guckt verwirrt in die Runde, dreht sich um und gibt dem Barkeeper zu verstehen, dass er nochmal eine Runde bringen soll.
„Geht es wieder?“
„Ja, alles ok. Du hast nur meinen Knöchel getroffen, der ist gewohnt Bekanntschaft mit körperfremden Gegenständen und ähnlichem zu machen“, lächle ich – auch wenn mir das Bein noch immer verdammt weh tut.
„Wo waren wir stehen geblieben…bevor unser kleiner Trampel dein Bein lahmgelegt hat?“ grinst Mikko mich an.
„…beim Sprachkurs – glaube ich!“
„Ach ja, der Sprachkurs. Also, wie kommt man auf die Idee finnisch zu lernen?“, will Mikko unbedingt wissen.
„Naja, ich fand die Sprache schon immer klasse, zudem hat sie eine Ähnliche Grammatik wie Deutsch und …was tut man nicht alles für…“
‚Na super! Wir kommst du jetzt wieder aus der Nummer raus? Du wolltest doch nicht über deinen Ex sprechen. Jetzt lass dir mal was einfallen, damit du die Kurve noch bekommst‘, hallt es in meinen Hinterkopf, während vier fragende Augen auf Antwort warten.
„…für …für …wo bleibt eigentlich das Trinken? ‚Bravo, das war ja jetzt total unauffällig! ‘

Da kommt der Kellner auch schon um die Ecke und bringt weitere Bierflaschen und ein Glas mit Rotwein.
Da Perttu bemerkt hat, dass ich nicht weiter über das Thema sprechen möchte, lenkt er das Gespräch in eine andere Richtung.
„Mikko, wann bekommst du denn jetzt dein neues Set?“
„Neues Set?“, meine Augenbraue geht hoch und ich ziehe die Nase kraus, während ich mein Weinglas zu Hand nehme.
„Mein neues Drumset!“, erklärt Mikko stolz, „Das sollte übermorgen fertig sein, dann kann es endlich wieder richtig losgehen. Ich freu mich schon drauf, wie ihr darauf reagieren werdet. Es ist diesmal echt klasse, total ungewöhnlich, ganz etwas neues, völlig zukunftsweisend….“
„Aber man kann schon darauf spielen“, frage ich frech. Wow, so langsam macht sich der Wein bemerkbar. Solche spitzen Bemerkungen kommen mir eigentlich nur bei meinen engsten Freunden über die Lippen, oder ich habe einen Schwips.
Perttu findet meine Bemerkung lustig, er hat sichtlich Probleme den Inhalt seines Mundes hinunter zu schlucken. Als er das endlich geschafft hat, hustet er los.
„Der war gut!“
„Ja, man kann darauf spielen…sogar gut…“, schmollt der Drummer gespielt.
„Vorausgesetzt, man kann spielen“, zwinkert mir Perttu entgegen.
„Also bitte, das will ich jetzt überhört haben. Immerhin sprichst du mit MIR!“ Mikko steht auf, verschränkt die Arme vor der Brust und streckt die Nase in die Höhe.
So, jetzt kann ich nicht mehr. Die beiden sind zum Schreien. Durch das viele Lachen, macht sich meine Blase bemerkbar.
„Jungs, entschuldigt mich bitte…aber ich muss mal eben für kleine Prinzessinnen.“
Da ich zwischen den beiden Herren sitze, und sich anscheinende keiner der beiden bewegen möchte, muss ich über meinen Nachbarn steigen. Genau in dem Moment, als ich über Perttu stehe, packt dieser mich an der Hüfte und flüstert mir grinsend entgegen „Und wenn ich dich nicht gehen lasse?“
„Dann wirst du leider ein kleines Problem bekommen“, flüstere ich zurück und hauche ihm einen Kuss auf die Wange.
Das Licht in den Toiletten ist, im Gegensatz zur Bar, so grell, dass ich die Augen zusammenkneifen muss, damit die Kopfschmerzen nicht hochkriechen. Die kommen bei der Menge an Alkohol bestimmt noch früh genug. ‚Was treibst du denn eigentlich hier? Hast du den Verstand verloren? Wieso schmeißt du dich dem Kerl so an den Hals? Du kennst ihn doch gar nicht! ‘, mahnt mich mein Gewissen. „Ruhe jetzt!“ sage ich mir selbst. Wenn ich Spaß haben möchte, dann habe ich Spaß. Nur weil ich den Depp verlassen habe, heißt das noch lange nicht, dass ich keinen Spaß haben darf.
Ich möchte Perttu ja nicht direkt vor den Altar ziehen.
Und wieder der übliche Ablauf, Pipi machen, Hände waschen, Make-up – Check. Auf dem Rückweg an den Tisch habe ich merklich Schwierigkeiten geradeaus zu gehen. Der Alkohol erledigt seine Arbeit gut. Noch bevor ich richtig am Tisch angekommen bin, sehe ich wie Perttu und Mikko sich ``high-five´´ geben und dann beide einen kräftigen Schluck aus ihren Flaschen nehmen.
Unweigerlich muss ich anfangen zu lächeln, als ich Perttu ansehe, während ich es mir wieder auf meinem Platz bequem mache.
Kaum sitze ich, steht Mikko auf und verabschiedet sich von uns, er müsse morgen früh noch zu einem Termin, bei dem er fit sein müsse, erklärt er seinen plötzlichen Aufbruch.
„Schade, es war gerade so lustig“, gebe ich leicht traurig von mir.
„Ja, es war wirklich toll dich kennenzulernen, hat mich sehr gefreut. Aber keine Panik, unser Kleiner da kann dir weiterhin Gesellschaft leisten. Er ist morgen völlig frei von Terminen. Ich wünsche euch noch einen schönen Abend und viel Spaß...vor allem Spaß“ zwinkert Mikko seinem Freund entgegen.
Mikko beugt sich nochmal zu mir runter „Du kannst dir ja noch ein wenig Nachhilfe von Perttu geben lassen, er ist ein super Lehrer!“ grinst er mir entgegen.
„Danke für den Tipp!“, und gebe ihm zum Abschied die Hand.
Den letzten Rest aus meinem Glas, leere ich in einem Zug.
„So, und was treiben wir jetzt noch? Die Nacht ist doch noch so jung!“ Zwei funkelnde Augen bohren sich genau in meine.
„Ich habe keinen Plan!“, gebe ich schulterzuckend zurück.
Wenn dieses tiefgrüne Augenpaar mich so ansieht, kribbelt es an meinem ganzen Körper und ich bekomme eine wohlige Gänsehaut. Es ist Wahnsinn, wie ergreifend schön seine Augen sind.
„..aber eines weiß ich sicher: Ich bekomme keinen Tropfen mehr runter, oder du musst mich persönlich nach Hause tragen, weil ich dann nicht mehr in der Lage sein werde, einen Fuß vor den anderen zu setzen.“
„Hm, das klingt doch…“. Ein breites Grinsen wächst in Perttus Gesicht.
„Untersteh dich Freundchen!“, unterbreche ich seinen Gedanken, bevor er ihn aussprechen kann, mit gespielter Ersthaftigkeit.
„Alles klar, ich habe eine Idee! Wie wäre es mit einer Portion Popcorn gepaart mit einem hervorragenden Johnny Depp in ‚Public Enemies‘?“ Sein schräg gehaltener Kopf erinnert etwas an einen kleinen Hund, der unbedingt mit ins Bett will.
‚Popcorn…ein überaus gutaussehender Kerl in der Glotze…und ein heißer Typ auf der Couch neben mir? Das klingt nach einen vielversprechenden Abend! ‘, grinse ich in mich hinein, während ich ein „joar, klingt gut!“ zur Antwort gebe.
Perttu springt auf und durch das ruckartige Aufstehen merkt er wohl gerade wie sehr die etlichen Flaschen Bier auf seinen Gleichgewichtssinn reagieren – er schwangt leicht vor und zurück. Ich kann nicht anders, ich muss kichern.
„Hey, was gibt’s da zu lachen? Du hast dich vorhin auch nicht viel besser geschlagen, als du in diese Richtung da bist“. Der Schwankende zeigt in Richtung der Toiletten.
„Das liegt aber nicht am Wein…“ schmolle ich ihn gespielt an. „…das liegt an den Schuhen. Kletter du mal auf 10 Zentimeter Absätzen elegant über jemanden drüber! Da würdest du auch ins Wanken kommen…aber das passiert dir ja auch so schon!“ Noch während ich rede schnappe ich mir meine Tasche, um einen kleinen Vorsprung zu bekommen, denn Perttu macht Anstalten, mich in die Seite zu kneifen.
„Na warte….dir geb ich gleich Wanken!“ lacht er mir entgegen und kommt mir nach.
„Mist, wo hab ich denn nur den doofen Schlüssel...ah, da ist er ja!“, klappernd zieht der dunkelhaarige junge Mann seinen Schlüsselbund aus seiner Jackentasche und steckt ihn ins Schloss.
‚Wäre super, wenn du dich beeilen könntest Kerl…ich muss mal ganz dringend…so viel Flüssigkeit hat seinen Preis! ‘ meckere ich innerlich vor mich hin. Dabei versuche ich gute Miene zum bösen Spiel zu machen, denn er pfriemelt nun schon eine gefühlte Ewigkeit an dem Schloss rum und mir platzt gleich die Blase.
„So jetzt!“ Mit einem leisen ‚Klack‘ geht die Tür auf „Bitte trete ein. Guck dich aber bitte nicht zu genau um, ich habe noch nicht aufgeräumt, überall liegen noch Sachen von den letzten Auftritten rum!“
„Keine Angst, ich räume dir nichts weg“, grinse ich „…aber es wäre klasse, wenn ich bei dir mal ins Badezimmer dürfte.“
„Ja logisch…gleich hier links bitte!“
Gläser klirren, es scheppert und ein Schrei durchfährt die Wohnung „Vitun parska!“ Ich kann nicht anders, ich muss lachen. Es hört sich an, als wäre eine Plastikschüssel auf Fliesen gefallen. Selbst durch die geschlossene Badezimmertür höre ich, wie der Herr des Hauses leise vor sich hin flucht.
Oh mein Gott! Wie sehe ich denn aus? Als ich in den Spiegel blicke, sehe ich, dass ich knallrote Augen habe.
„Oh super! Dich benutze ich doch gleich mal!“ Auf der Ablage über dem Waschbecken habe ich einen Kajalstift entdeckt, den ich mir eben mal ausleihe. Vielleicht kann ich meine roten Augen mit etwas mehr Kajal umranden, damit es nicht mehr ganz so schlimm aussieht.
Erledigt. Und es sieht tatsächlich nicht mehr ganz so schlimm aus, wie noch vor ein paar Sekunden.
Nachdem meine Blase nun zufriedengestellt ist, habe ich Zeit um die Wohnung um mich herum wahrzunehmen. Ich trete aus der Tür und stehe wieder in dem geräumigen Gang Flur, der sich rechts um die Ecke zur Wohnungstür zieht. Am Boden an der Wand liegen drei Reisetaschen, aus denen Klamotten quellen. Daneben steht ein kleines Sideboard mit Telefon und unendlich viel Krimskrams darauf, Handschuhe, Handschuhe, Stulpen, Pulswärmer, Handschuhe und nochmal Handschuhe.
Leises Fluchen ertönt erneut aus dem Raum, der sich mir gegenüber befindet. Könnte die Küche sein. Noch bevor ich diese betreten kann, blickt Perttus Kopf, rechts hinter dem Türrahmen hervor. Er kniet auf allen Vieren auf dem Boden und versucht das Popcorn zusammen zu fegen. Ah, das hat also vorhin so gescheppert. Ihm ist die Schüssel mit dem Popcorn runtergefallen.
„Oh wie süß, du hast in deiner Küche ein Winter-Wonderland?!?“ grinse ich ihm frech entgegen.
„Ist toll, oder? Ich bin gerade dabei extra für dich Schnee-Popcorn zu schippen!“, lacht er mich vom Boden aus an.
„Kann ich dir helfen?“
„Nein, lass mal…geh schon mal rüber ins Wohnzimmer und mach es dir bequem. Ich komme gleich rüber. Wenn du magst, kannst du die Gläser schon mal mitnehmen.“
Ok, dann halt nicht. Ich nehme die Gläser in die Hand und drehe mich um.
Das große Wohnzimmer ist richtig ordentlich, im Gegensatz zum Flur. Beeindruckt sehe ich mich um. Links neben der Tür ist eine Nische mit einem alten Ohrensessel in dunklem braun und einem kleinen Beistelltisch. An dem großen Fenster stehen Blumentöpfe mit Grünpflanzen, davor ein großer quadratischer Esstisch mit sechs Stühlen. Ich stehe noch immer unter der Tür und rechts neben mir erstreckt sich eine große Sofalandschaft, mit kleinem Holztisch und einer modernen Wohnwand, auf der ein großer Flachbild-Fernseher, eine Playstation und unzählige Spiele, DVDs und CDs liegen. Die zwei Gläser stelle ich auf dem Tisch ab, lege meine Tasche auf einen der Stühle und hänge meine Jacke über die Lehne. ‚Er meinte, ich solle es mir bequem machen? Also dann wollen wir mal‘, kommandiert die Stimme in meinem Kopf.
Gedacht – getan. Schuhe aus. Wahnsinn das tut gut, denn so langsam wurden die Teile echt unbequem. Ich setze mich auf die Couch, ziehe ein Bein unter meinen Hintern und stelle das andere angewinkelt vor mich auf die Sitzfläche. Kein Mensch versteht mich, aber ich finde diese Knotkunst sehr angenehm und bequem zum entspannen. Hinter mir kommt nun auch Perttu ins Zimmer, beladen mit einer riesigen Schüssel Popcorn und zwei Flaschen.
„Tut mir leid, aber ich kam noch nicht zum Einkaufen, ich habe nur noch Wasser und Cola hier.“
„Das ist völlig in Ordnung. Von allem anderen habe ich heute schon ….“, ein keiner Hicks unterbricht meinen Satz. „…schon genug.“
„Oh sieht ganz so aus“, lächelt er mich an und setzt sich neben mich.
Verlegen wickle ich meine Haarspitzen über die Finger und lasse sie wieder aufspringen. Aus dem Augenwinkel kann ich erkennen, dass mein Nebensitzer ebenfalls die Beine hochzieht und es sich im Schneidersitz bequem macht.
„Und nun? Johnny Depp?“
„Gerne“, gebe ich freudestrahlend zurück, „ ich sehe mir immer gerne einen hübschen Mann im Fernseher an“
Ein irritierter Blick trifft mich.
„Keine Panik, war nicht so gemeint, wie es klang“, zwinkere ich ihm zu, „schalt das Teil an!“
„Alles klar Chefin!“
Perttu entknotet seine Beine wieder und geht zur Schrankwand um die DVD einzulegen, er schnappt sich die Fernbedienung und verknotet seine Beine wieder auf der Couch.
Irgendwie ist mir der Film ziemlich egal, ich schaue immer wieder verstohlen auf die rechte Seite der Couch und beobachte den jungen Mann. Plötzlich lässt es einen Schlag, im Wohnzimmer fliegt überall Popcorn durch die Luft, landet auf dem Tisch, dem Sofa, dem Boden und auf dem Häufchen, das zwischen Tisch und Sofa hängt. Perttu ist seitlich zwischen die beiden Möbelstücke gerutscht und ist völlig mit Popcorn bedeckt. Eine Hand liegt noch auf dem Tisch, genau dort, wo eben noch die gelbe Plastikschüssel stand und diese liegt verkehrt herum auf seiner Taille.
„Mist verdammter! Das darf doch nicht wahr sein…Mist!“ grummelt es vom Fußboden und die stechend grünen Augen sehen zu mir auf. Nach der ersten Schrecksekunde fange ich laut an zu lachen. Es sieht echt zum Schießen aus, wie ein Käfer auf dem Rücken. Und dann ist auch noch zum Zweiten Mal an diesem Abend alles voller Popcorn.
„Jetzt sag nur nicht, dass du mir nochmal eine Freude machen wolltest und diesmal dein Wohnzimmer in eine süße Winterlandschaft verzaubern?“ lache ich mit Tränen in den Augen und pieke mir ein paar der süßen Flocken von seinem Körper und stecke sie mir in den Mund.
Perttu schnappt sich mein Handgelenk, als ich mir nochmal etwas von seinem Körper nehme, grinst dabei bis über beide Ohren und zieht mich von der Couch auf den Teppich.
„Wusstest du dass es bei Strafe verboten ist, Perttu auszulachen?“
Ich liege direkt auf ihm drauf, unsere Nasen nur wenige Zentimeter voneinander entfernt und ich verliere mich in den tiefen seiner Augen.
Geistesabwesend schüttle ich nur meinen Kopf um seine Frage zu beantworten, kann allerdings nicht aufhören ihm in die Augen zusehen. Mit einer raschen Bewegung hat er den Tisch etwas zur Seite geschoben, mich neben sich auf den Boden gedrückt und fängt an mich an den Seiten zu kitzeln.
„Stop…auf….auf….hören ….Bitte, bitte….auf-hören“, keuche ich.
„Na wie fühlt es sich an, in einer Pracht aus gepopptem Korn zu liegen?“ während er mich weiter Kitzelt und versucht mich am Boden zu halten, „Wirst du mich nochmal auslachen?“, mahnt er mit gespielter Ernsthaftigkeit.
„Bitte aufhören…auf-hören…ich …ich versprech-e, dass ich nie wieder…“ irgendwie versuche ich mich aus seinem Griff zu lösen, was mir aber nicht gelingt, „…wieder über dich lachen werde!“
Sein Gesicht kommt meinem wieder sehr nahe. Unser Lachen verstummt, ich spüre, wie mir eine Gänsehaut über den gesamten Körper wandert und ich mich wieder in seinen Augen verliere.
Auch wenn es nur Bruchteile von Sekunden dauert, es kommt mir vor wie eine Ewigkeit. Ich spüre seinen heißen Atem auf meinen Lippen und schließe die Augen. Ein Feuerwerk entfacht in meinem Kopf, als ich seine weichen Lippen auf meinen spüre. Zuerst tastet sich seine Zunge vorsichtig über meine Lippen bis in meinen Mund. Als ich den Kuss erwidere legt die Intensität des Kusses zu und Perttus Hände wandern von meinen Handgelenken an meine Hüften, während ich meine Arme um seinen Hals lege, um ihn fester an mich zu ziehen. Um dem Griff an meinen etwas entgegen zu setzen, lege ich mein linkes Bein um Perttus Hüften. Sein kurzes Aufstöhnen interpretiere ich als Zustimmung und übernehme etwas mehr die Führung.
Meine Hände wandern unter sein Shirt und ich merke, wie er sich von meinem Mund löst und in Richtung meines Halses wandert, seine Hände schieben meinen Rock nach oben und packen eine meiner Backen. Vor Erregung schmeiße ich meinen Kopf in den Nacken und stöhne leise auf.
„Gut?“, haucht er mir ins Ohr.
Ich lecke mir mit der Zunge über die Lippen, zu mehr bin ich nicht im Stande.
Mit zitternden Händen schiebe ich Perttus Shirt gen Norden und versuche es ihm über den Kopf zu streichen.
Damit das Unterfangen des gegenseitigen Ausziehens besser klappt, setzen wir uns beide auf.
Mein Oberteil, sowie mein Rock fliegen im hohen Bogen durch das Zimmer und an meinem Rücken merke ich wie zwei aufgeregte Hände am Verschluss meines BHs ziepen. Ich muss in mich hinein grinsen. Alle Männer haben das gleiche Problem – keiner schafft den Kampf mit den kleinen Häkchen auf Anhieb.
„Kann ich behilflich sein?“ hauche ich ihm ins Ohr und lege meine Hände über seine.
„Lass…mich…nur …...machen. Das…wird schon!“, keucht mir die zarte Stimme ins Ohr.
Ok, dann lass mich mal weiter an deinen Stoffen ziehen. Meine Hände wandern zurück an seinen nackten Oberkörper und streichen dann an seinen Gürtel, der recht schnell geöffnet ist. Danach machen sich meine Finger, wie selbständig, an seiner Hose zu schaffen, öffnen den Knopf, sowie den Reisverschluss und schieben die Jeans über seinen Hintern.
„Hmm!“
Der Kampf mit den Häkchen ist gewonnen und ich selbst streife mir die Träger des BHs von den Schultern und lasse das Stück Stoff auf den Boden gleiten.
Mein Mund sucht den seinen. Als ich die zarten Lippen wieder auf meinen spüre, werden seine Küsse fordernder. Dem komme ich gerne nach. Meine Hände wandern zu seinen Pants, ziehen diese über seinen Hintern nach unten.
Im Hintergrund höre ich eine Schießerei aus dem Fernseher und nehme verschwommen war, wie ein Fluchtauto nach einem Banküberfall davon rast, während zwei Männer außen am Auto stehen und sich festhalten. Aber der Film ist völlig zur Nebensache geworden.
Ich liege flach auf dem Rücken, Perttu kniet über mir und zippelt an meinem Slip rum, bis ich meine Hüften leicht vom Boden hebe und er meinen letzten Stofffetzen entfernen kann. Er beugt sich nach vorne, stützt seine Hände rechts und links neben meinem Kopf ab und küsst meinen Körper vom Bauchnabel aufwärts, über meine Brüste, bis hin zu meinem Hals. Ich spüre seine Erektion, die gegen meinen Oberschenkel drückt und will ihn nur noch völlig spüren. Meine Hände rutschen von seinem Rücken über seinen Bauch zu seinem pulsierenden Ständer und umschließen ihn. Ein wohliges Aufstöhnen seinerseits zeigt, dass es ihm gefällt und er legt sich seitlich neben mich ohne den innigen Kuss zu lösen. Eine seiner Hände wandert über meine Brüste in Richtung meines Unterleibs. Nachdem ich meine Hand langsam an seinem Glied auf und ab bewege, fängt auch er an meinen Schritt zu streicheln.
Ich löse den Kuss, setze mich auf und ernte einen irritierten Blick von Perttu. Er öffnet eben den Mund und setzt zur Frage an: „Hey, was….“
Als Antwort lächle ich ihm einfach nur entgegen und bewege mich mit meinem Kopf zu seinem Ständer.
Er versteht und was ich vorhabe und lehnt sich entspannt zurück.
Mit meinem Mund umschließe ich seine Erektion und spiele mit der Zunge über seine Eichel. Ein lautes Stöhnen zeigt mir, dass es ihm gefällt und nehme nun meine Hände dazu. Immer wieder bewege ich meine Hand entgegengesetzt meinem Kopf und blase ihn bis er mich plötzlich sachte von ihm wegschiebt, was mich irritiert und verwirrt aufblicken lässt.
„Du willst doch bestimmt auch noch deinen Spaß haben?“ lächelt er mich an und drückt mich mit dem Rücken wieder auf den Teppich.
Wieder spüre ich seine zarte Hand, wie sie mir mit leichtem Druck über den Schritt streicht. Er dringt mit einem Finger ein und bewegt sich auf und ab. Nachdem ich ein leises Stöhnen von mir gebe, nimmt er einen zweiten Finger hinzu und dehnt ein wenig.
Das Durchdrücken meines Rückens zeigt ihm, dass ich bereit für ihn bin. Perttu zieht seine Finger aus mir und tauscht sie gegen seinen Ständer ein. Langsam steigt er zwischen meine Beine, kniet sich hin, hebt meinen Hintern auf seinen Schoß und dringt ein. Ein erregtes „Jaaaahaaaaa“ entweicht aus meinem Mund. Während er sich immer wieder vorsichtig vor und zurück bewegt, lehnt er sich über mich und zieht seine Beine nach unten, so dass wir nun in Missionarsstellung zwischen Sofa und Wohnzimmertisch liegen. Dies lässt mich meine Hände auf seine Brust legen und mit seinen harten Brustwarzen spielen.
Perttu stöhnt und ich gebe ihm mit leichtem Druck über meine Oberschenkel zu verstehen, dass ich nun das Kommando übernehmen möchte. Langsam dreht er sich von mir runter und ich kann auf ihn steigen. Wieder packe ich seinen Ständer und setze mich darauf. Zuerst bewege ich mich langsam auf und ab, doch recht schnell bewegt auch er seine Hüfte im Rhythmus mit und ich beschleunige meine Bewegung und reite ihn, bis kurz vor seinen Höhepunkt.
Als ich von ihm runter steige, hebt er seinen Kopf und schaut mich fragend an.
„Du darfst die Zügel wieder in die Hand nehmen“, hauche ich in sein Ohr.
Mittlerweile kleben mir die Haare am Kopf und der Schweiß läuft uns beiden über die Körper. Auch Perttus Haare hängen strähnig vor seinem Gesicht, als er sich wieder über mich beugt und erneut in mich eindringt. Seine Bewegungen werden schneller und fester, was mir immer wieder lautes Stöhnen entlockt.
‚Mach weiter so…ja genau…das ist gut‘, hallt es mir durch den Kopf.
„Ah….hmm…ja weiter…jetzt ..nur …nicht ….auf…auf-hören!“ stöhne ich vor mich hin.
Trotz meiner geschlossenen Augen merke ich, wie er mich angrinst.
„Keine…Panik…ich…oh….oh….oh…“ meine Fingernägel bohren sich in seinen Rücken – ich kann nichts dagegen machen. Es ist ein Reflex. Ich beuge meinen Rücken komplett durch und höre aus der Ferne ein dumpfes „Jaaa!“, ehe ich mich nochmal kurz am ganzen Körper anspanne, bevor ich über die Klippe gleite und mich in totaler Entspannung sacken lassen. Auch über mir spüre ich, wie sich der Körper langsam von extremer Anspannung, leicht zitternd zu totaler Entspannung bewegt. Perttu dreht sich auf die Seite, halb auf, halb neben mir liegend mit einem glücklichen Gesichtsausdruck.
Völlig verausgabt lächle ich ihn an und streiche ihm die Haare aus seinem Gesicht.
„Aua, was hast du mit mir gemacht?“, Perttu zieht die Nase kraus und langt sich auf den Rücken.
„Ich? Nichts, was soll ich denn getan haben?“ schaue ich ihn verwirrt an.
„Mein Rücken brennt wie Feuer. Aua!“
„Lass mich mal sehen“, bitte ich ihn während ich mich aufsetze. Er dreht sich auf den Bauch und zeigt mir somit seinen Rücken.
„Oh Mist…tut mir leid... das war keine Absicht! Tut mir wirklich leid!“ flehe ich Perttu an, „Ich habe dir den Rücken zerkratzt. Du warst anscheinend so gut, dass ich nicht bemerkt habe, wie ich mich an dir festgekrallt habe. Tut mir wirklich leid!“, streichle ich ihm beschwichtigend über den rot gestriemten Rücken. Selbst an den Tattoos sind die roten Streifen zu sehen.
„So lange du mich nicht blutig gekratzt hast, ist es halb so schlimm. Ich werde wohl einfach die nächsten Tage auf der Bühne das Hemd anlassen müssen“, grinst er mich verschmitzt an.


tbc...

2Gute Vorsätze Empty Re: Gute Vorsätze Mi Jun 13, 2012 10:55 am

Deische

Deische

hach... auch wenn ich's schon kenne, ich hab's gleich noch mal gelesen *.* Ich liebe dich für diese tolle Geschichte *knutsch*

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3Gute Vorsätze Empty Re: Gute Vorsätze Do Jun 14, 2012 8:11 am

Nini

Nini

Denke Danke Danke...ich weiß nicht was ich sagen soll...ausser: Danke Danke Danke!!!! Rolling Eyes Rolling Eyes Rolling Eyes Rolling Eyes

Aber da wir ja weiter kommen möchten, gibts hier jetzt mal Teil 2:


Die Uhr zeigt 5.39 Uhr. Noch immer liege ich neben dem zierlichen Schwarzhaarigen, der schon seit über einer Stunde selig schlummert. Meine Gedanken lassen mich nicht zur Ruhe kommen. Als die erste Euphorie der heißen Nacht verflogen war, kamen die Zweifel, ob ich das Richtige getan habe, zurück. Und so langsam melden sich die Kopfschmerzen. Verdammt! Die kann ich jetzt gar nicht brauchen. Ich drehe mich zur Seite und kuschle mich tiefer unter die Decke, die Perttu noch geholt hat, bevor er eingeschlafen ist. Mit meinem rechten Zeigefinger umfahre ich seine Tätowierungen an seinem linken Arm. Im Schlaf fängt er bei jeder Berührung an zu lächeln, anscheinend gefällt ihm das.
`Wie konnte es nur so weit kommen? Du wolltest doch nichts mehr von der Männerwelt wissen…und nun liegst du, noch keine vierundzwanzig Stunden nach deinem Auszug, bei einem anderen Kerl, splitternackt unter der Decke? Dein Vorsatz hat echt lange gehalten…gut gemacht Anna. Großartig! `, meckert meine innere Stimme immer wieder mit mir. Ich verdrehe die Augen und versuche nun doch endlich einzuschlafen. Es war ein langer und anstrengender Tag/Nacht und das nicht nur durch den Matratzensport. Ganz nah an den anderen Körper gepresst gleite ich langsam ins Land der Träume.

`Hmm, was ist das für ein Duft. Das riecht toll‘, schießt mir durch den Kopf, als ich mich strecke und langsam versuche wieder wach zu werden.
Ein verstrubbelter Schwarzer Haarschopf streckt den Kopf um den Türrahmen
„Kaffee?“
„Ja, g-äääää….gerne“, gähne ich ihm entgegen und strecke mich erneut genüsslich auf dem Boden.
„Milch, Zucker?“ ruft es aus der Küche.
„Nur Milch bitte…ich selbst bin süß genug“, lache ich.
Die zeigt 8.25 Uhr. Dafür dass ich nicht lange geschlafen habe, fühle ich mich doch erstaunlicherweise gut. Nur die Kopfschmerzen steigen langsam wieder an die Oberfläche.
„Perttu, hättest du mir eine Aspirin?“, frage ich während ich mir die pochenden Schläfen massiere.
„Bitte was? Die Kaffeemaschine war so laut“, erneut erscheint sein Kopf unter dem Türrahmen.
„Ich habe gefragt, ob du eine Aspirin gegen meine Kopfschmerzen hast?“
„Klar, im Badezimmer hinter dem Spiegel steht eine ganze Packung, bedien dich einfach!“
Badezimmer. Gute Idee. Ich wickle mir die Decke um meinen Körper und stehe auf. Der Kreislauf macht aber noch nicht so ganz mit und ich falle mit meinem Hintern voraus auf die Couch. `Das war nichts. Versuchen wir es noch einmal langsam`, beschließe ich innerlich.
Beim zweiten Anlauf klappt es besser und ich wackle ins Badezimmer. Mein Spiegelbild erschreckt mich ein wenig. Meine Augen zieren dunkle Ringe und mein Makeup ist völlig verlaufen. Von meinen Haaren möchte ich erst gar nicht anfangen zu sprechen.
Ich öffne die Spiegeltür über dem Waschbecken und suche mir die Schmerzmittel raus. Einen Schluck Wasser zu der Pille und in ungefähr zwanzig Minuten hat der Presslufthammer in meinem Kopf hoffentlich Feierabend. Nun erst mal Schadensbegrenzung betreiben. Mit ordentlich viel Wasser wird die Kriegsbemalung vom Vorabend beseitigt, danach wanke ich dem Kaffeeduft nach, in die Küche.
Das ist das erste Mal, dass ich Perttu heute Morgen richtig sehe, nicht nur seinen Kopf. Er steht nur in seinen Jeans, die verdammt eng am Hintern sitzen, in der Küche und hantiert mit zwei Tassen und der Kaffeekanne. Die roten Kratzer auf seinem Rücken stechen richtig hervor. Wieder bekomme ich ein klein wenig ein schlechtes Gewissen deswegen.
„Ah, da bist du ja…bitte hier dein Kaffee“, er reicht mir eine Tasse mit der schwarzen Flüssigkeit „Milch steht da auf dem Tisch.“
„Danke, den kann ich gut gebrauchen.“
Da ich noch immer in die Decke gewickelt bin, versuche ich sowohl diese am Körper zu halten, wie auch Milch in meine Tasse zu füllen.
Das muss lustig aussehen, denn Perttu steht an die Arbeitsfläche gelehnt da, die Beine überkreuzt und hält seinen Kaffeebecher vor den Mund. Dahinter kann ich ein breites Grinsen sehen.
„Was bitte gibt’s da zu grinsen?“, frage ich und ziehe meine Augenbraue nach oben.
„Nichts, nichts…ich frage mich nur, warum du die Decke so krampfhaft an die ziehst...ich kenne doch den Anblick, der sich darunter verbirgt“, kommt gedämpft aus seinem Mund, der noch immer hinter seinem Kaffeebecher ist.
Die Milchtüte findet den Weg zurück auf den Tisch, meine Tasse stelle ich daneben. Die Decke, die eben noch um meinen Körper gewickelt war, rutscht nun langsam gen Boden.
„Besser so?“, frage ich Richtung Arbeitsfläche und gehe einen Schritt auf Perttu zu.
Der Arm mit dem Becher in der Hand wandert auf die Arbeitsplatte, stellt diesen dort ab und schlingt sich dann um meine Taille. Dabei zieht er mich enger an sich heran. Erneut schaut er mir tief in die Augen, was mich fast wahnsinnig macht. Diese grünen Augen sind der Hammer. Unsere Nasenspitzen sind nur wenige Millimeter voneinander entfernt.
Er schließt die Augen und überwindet den letzten Rest zu meinen Lippen. Auch der andere Arm schlingt sich um meinen Körper.
‚Mush-a-ring dum a do dum a da, Whack for my daddy-o, Whack for my daddy-o, There's whiskey in the jar-o‘, ertönt im Flur. Wir lösen uns aus dem Kuss, Perttu schaut mich entschuldigend an und schiebt sich an mir vorbei zur Quelle der Störung.
„Hyvää huomenta!“
Gedämpft kommen Satzfetzen aus dem Flur in die Küche. Ich schnappe mir meinen Kaffee und wickel die Decke erneut um meinen Körper – so langsam wird es frisch ohne Klamotten.
„Nein ist ok….ja klar….nee, wie gesagt, ich bin hier…alles klar…bis gleich… hei hei!“
Perttu betritt mit einem breiten Grinsen die Küche.
„Wo waren wir stehen geblieben?...hey, du hast die Decke ja wieder um…was soll das, Fräulein?“, mahnend stellt er sich vor mich und hebt, mit gespielter Empörung, die Arme nach oben.
„Tja mein Lieber, wenn du mich hier einfach so frieren lässt, musste ich mich eben anders wärmen“, schmolle ich ihn an.
„Ja dann komm mal her Kleines, ich mach dir heiß“
Er schnappt sich einen Zipfel der Decke und zieht mich zu sich hin.
„Wow, du gehst aber ganz schön ran. Hast letzte Nacht nicht genug bekommen?“, frage ich neckisch und wende mich etwas von ihm ab.
Das Abwenden bringt nicht viel. Er zieht mich an sich heran und wühlt seine Hände durch die Decke auf meinen Rücken. Wieder spüre ich seine samtigen Lippen auf meinen und sinke weiter in seinen Griff. Meine Hände bewegen sich wie von selbst an seine Jeans und meine Finger spielen mit dem Bund. Langsam drückt mich Perttu an die Wand hinter mir und zieht mir die Decke ganz weg. Meine Finger öffnen erst den Knopf seiner Hose und dann auch den Reisverschluss. Das alles geschieht ohne, dass wir den innigen Kuss lösen. Langsam wandern Perttus Lippen über meinen Hals an mein rechtes Ohr und knabbern daran.
Der Mann macht mich wahnsinnig. Meine Hände rutschen in seine Jeans und greifen nach den Backen. ‚Oh keine Unterwäsche!? Sexy! ` schießt mir in den Sinn.
Durch den Druck, den ich auf seinen Hintern ausübe, drückt sich der Schwarzhaarige fester an meinen Körper und zieht meinen linken Oberschenkel auf seine Hüfte.
Ziepend versuche ich ihm die Jeans vom Hintern zu zerren. Was in dieser Position gar nicht so einfach ist, mir dann aber doch gelingt. Nachdem auch Perttu keinen Stofffetzen mehr am Leib trägt, merke ich seine pralle Erektion an die Innenseite meiner Schenkel drücken. Dieses Gefühl lässt mich aufstöhnen. Perttu hält ganz kurz an meinem Ohr inne und bahnt sich mit seinem Mund den Weg zu meinen Brüsten. Er spielt mit seiner Zunge an meinen harten Brustwarzen und knetet dabei meinen Hintern mit seinen zarten Händen.
Langsam gleite ich an der Wand nach gegen Boden. Er folgt mir und seine Lippen suchen die meinen, während er mich sanft mit dem Rücken auf den Boden drückt und sich auf mich legt. Wieder spüre ich seinen Ständer an meinem Schritt. Es lässt mich erneut leise aufstöhnen.
„Gut so?“, haut es neben meinem Ohr.
„Jaaaaahaaaa“, stöhne ich und mein Rücken streckt sich durch.
Diese Bewegung sieht Perttu als Aufforderung, schiebt meine Beine weiter auseinander und dringt vorsichtig in mich ein. Er stößt ein erregtes Stöhnen aus und schließt die Augen.
Mit kontinuierlich steigender Intensivität stößt er weiter zu, was mich zur Ekstase bringt. Meine Beine schließen sich um seine Hüften und meine Finger streichen über seinen Rücken. Die eingeschränkte Bewegungsfreiheit durch meine Beine, lässt ihn tiefer eindringen und sein Stöhnen wird lauter und schneller. Auch mein Atem beschleunigt sich, ich lege den Kopf in den Nacken und fange an meinen Rücken durchzudrücken.
„Ni…nicht…nicht…auf-…hören….b-b-bitte!“, lecke ich mir über die Lippen und ziehe den Kerl über mir näher an meinen Körper.
Die Geschwindigkeit und Stärke der Stöße nimmt nochmal zu und ich schaffe es. Mein Körper spannt sich einmal komplett an, die Schweißperlen liegen überall auf meiner Haut. Nach einem lauten Aufstöhnen und zittern, schmiegt sich mein Körper in absoluter Entspannung ganz flach auf den Küchenboden. Noch drei weitere Stöße und auch bei ihm steigt der Schweiß auf die Haut und der Körper spannt sich vollständig an. Ich höre ein leises „aaaah“ aus seinem Mund und spüre, wie sich alles an ihm entspannt, worauf sich sein heißer, mit schweiß getränkten Körper auf meinen legt. Diesmal streicht er mir die strähnigen Haare aus dem Gesicht.
„Guten Morgen…jetzt kann der Tag richtig beginnen“, grinst er mir entgegen.
„Aha, ist das also dein allmorgendliches Ritual, um den Tag zu beginnen?“ frage ich mit gerunzelter Stirn und einem Lächeln auf den Lippen.
„Ja klar, ich schnappe mir jeden Morgen ein Mädchen von der Straße, damit ich richtig in den Tag starten kann“, grinst er mir entgegen.
Empört pieke ich ihn in die Seite, wobei er sich aus mir rauszieht. Als wir wieder voneinander getrennt sind, piekt er mich zurück und wir flapsen auf dem Küchenboden rum – bis sich meine Blase mal wieder meldet. Ich entschuldige mich dafür und husche ins Badezimmer.
‚Näääääääääht‘, die Türklingel. Wow, was für ein nervendes Geräusch.
„Moment, ich komme gleich!“ höre ich Perttu durch die Wohnung rufen.
‚Du bist doch eben schon gekommen‘ grinse ich vor mich hin.
Ich höre wie die Wohnungstür aufgeht und eine männliche Stimme sich mit Perttu unterhält.
„Hyvää huomenta, Mikko!“
„Huomenta!“
„Komm doch rein…Kaffee?“
„Ja gerne, ich hatte heute noch keinen.“
„Dann setz dich schon mal ins Wohnzimmer...ich bin gleich da“
Nun fällt mir ein, dass meine ganzen Klamotten noch in dem Raum verstreut liegen, in dem Mikko es sich gerade bequem machen soll. Suchend blicke ich mich im Bad um, in der Hoffnung, etwas zum Anziehen zu finden. Ich kann doch nicht im Adamskostüm raus.
Über der Wanne hängen ein T-Shirt und eine Sweatjacke, die ich mir überziehe. Glücklicherweise ist Perttu fast einen Kopf größer als ich, somit ist die Jacke lang genug, damit ich mich aus dem Bad trauen kann.
Noch ehe ich die Tür aufmache, höre ich Mikko lachend „Aha, das sieht hier aus, als wäre die Nacht bei dir nicht sehr ruhig gewesen?“ fragen.
Mit einem fröhlichen „Hyvää huomenta, Mikko!“ betrete ich das Zimmer und versuche, so unauffällig wie nur möglich, meine Unterwäsche zu finden.
„Suchst du das da?“ Mikko hält meinen Slip mit zwei Fingern über seinen Kopf. Mit hochrotem Kopf schnappe ich ihn mir und ziehe mir das Teil über. In diesem Moment bringt Perttu den Becher mit der heißen schwarzen Flüssigkeit für seinen Gast.
„Wenn ich mich hier so umsehe, war bei euch beiden die letzte Nacht alles andere als langweilig“, grinst uns der Blonde entgegen.
„Nicht nur nachts nicht“, nuschle ich vor mich hin und lächle Perttu an, der sich gerade neben mich auf das Sofa gesetzt hat.
„Wow Kleiner, du hast dich ja ganz schön verausgabt“, lacht Mikko Perttu frech an.
„Ich bin eben im besten Alter…anders als du…du hast das wohl schon hinter dir“, neckt Perttu zurück.
In mir steigen wieder Zweifel auf und unter einem Vorwand verlasse ich die beiden Freunde und ziehe mich in die Küche zurück.
Nach einer weiteren Tasse Kaffee, strecke ich den Kopf ins Wohnzimmer, wo die zwei noch auf dem Sofa lümmeln und frage, ob es in Ordnung wäre, wenn ich mich unter die Dusche stelle.
„Klar, fühl dich wie zu Hause“, grinst mich Mikko an.
Verwirrt schaue ich zu Perttu.
„Ja er hat Recht. Fühl dich wie zu Hause. Geh duschen, leg dich in die Wanne. Mach einfach was du willst“ funkelt mich das grüne Augenpaar an.
„Alles klar, ich bin dann mal weg!“
Unter der Dusche brechen meine Tränen hervor. Ich weiß nicht, wieso, aber ich kann sie nicht zurückhalten. Die letzen zwölf Monate ziehen vor meinem inneren Auge vorbei. Der Tag an dem ich Jonne kennengelernt hatte. Es war ein herrlicher Herbsttag in Hamburg. Wir trafen uns auf dem Wochenmarkt, sind danach zusammen ein paar Mal Kaffee trinken gewesen. Jonne war beruflich in der Stadt. Er sollte ein Projekt seiner Firma betreuen. Als der Tag kam, an dem er zurück nach Helsinki musste, ging für mich eine Welt unter. Aber wir hatten uns geschworen, dass zu schaffen. Sechs Wochen später hatte ich in Deutschland alles so weit geklärt und konnte endlich wieder zu ihm. Mein Arbeitgeber war damit einverstanden, dass ich meine Entwürfe via email ins Atelier schicken konnte und alles Weitere würde auch passend gemacht werden.
Die ersten Wochen, in denen wir endlich wieder zusammen sein konnten, waren wunderbar. Doch dann kam der große Knall. Ich habe Jonne dabei erwischt, wie er mit der Nachbarin im Waschraum unseres Wohnhauses rum machte. Daraufhin schwor er mir, dass sowas nie wieder passieren würde. Sie hätte ihn verführt…bla bla. Ich glaubte ihm. Vor einer Woche dann der zweite Schlag. Über eine Bekannte musste ich erfahren, dass der Mistkerl bereits seit Wochen mit einer seiner Kolleginnen eine Affäre hat.
Meine Tränen wollen einfach nicht versiegen. Ich weiß noch immer nicht, wieso ich heule. Bestimmt heule ich dem Arsch nicht hinterher. Aber ich komme mir so einsam vor.
‚Du hast alles falsch gemacht. Schlitterst von einem Kerl zum nächsten. Gestern beim Ex ausgezogen und heute stehst du bei einem völlig fremden unter der Dusche, nachdem du eine heiße Nacht mit ihm hattest. Was ist nur mit dir los? ‘ Die Stimme in meinem Kopf hallt, wie in einer Höhle.
Noch während der Wasserstrahl auf mich niedergeht, rutsche ich an den Fliesen entlang, bis ich in der Hocke auf dem Boden kauere. Alles dreht sich.
Nach gefühlten Stunden drehe ich das Wasser ab und trete aus der Dusche, schnappe mir ein Handtuch und wickle es um meinen nassen Körper. Erschöpft setze ich mich auf den Rand der Badewanne. Das Schluchzen kehrt zurück, stärken denn je. Ich bin maßlos überfordert. Möchte mich einfach nur in meinem Bett verkriechen und nie wieder unter Leute treten.
Das Gefühlschaos in meinem Inneren frisst mich auf. Wieso geht es mir nun so schlecht. Ich habe eine tolle Nacht hinter mir. Rausgeschmissen wurde ich auch nicht, ganz im Gegenteil. Ich solle mich hier wie zu Hause fühlen. So ein Angebot macht man doch nicht, wenn man jemanden wieder schnell loswerden möchte. Meine Gedanken rasen. Ich kann keinen einzigen wirklich fassen. Was habe ich nur getan? Hätte ich doch in Jonnes Wohnung bleiben sollen? War die letzte, wundervolle Nacht ein Fehler? Wie geht es weiter? Wo soll ich hin? Wie bekomme ich mein Leben wieder in geregelte Bahnen?
‚Steh auf, kämpfe für dein Glück! Reis dich endlich zusammen…durch Heulerei haben sich noch nie Probleme gelöst! ‘, schreit es in meinem Kopf.
Ich schlucke den riesigen Klos in meinem Hals hinunter und beschließe genau dies zu tun. Ich werde mein Leben selbst in die Hand nehmen. Zu allererst sollte ich aber mal sehen, dass ich wieder Kleidung an den Körper bekomme. Denn nur mit einem Handtuch bekleidet, wird es schwer ernst genommen zu werden. Bei diesem Gedanken kann ich sogar wieder ein wenig lächeln.
Es klopft an der Tür.
„Alles ok bei dir?“ dringt es gedämpft durch das Holz, „du bist schon über eine Stunde verschwunden. So langsam müsste ich mal da rein.“
So lange? Wo ist die Zeit hin? Meine Heulphase hat wohl länger gedauert, als es mir vorkam.
Ich öffne Perttu die Tür.
„Ja es ist alles in Ordnung. Ich hab nur… ähm…nur …ja also…“
„Erzähl mir nichts.“ Zwei Hände legen sich rechts und links auf meine Schultern und in den funkelnden Augen liegt ein Schimmer von Besorgnis.
„Wenn man solche Töne von sich gibt, kann nicht alles in Ordnung sein. Man hat dein Schluchzen bis ins Wohnzimmer gehört.“
„Oh das tut mir ….“
„Nein, es hat dir nicht leid zu tun“, unterbricht er mich. „Möchtest du darüber reden?“ Die sorgenvollen Augen bohren sich in meine.
Ich falle ihm um den Hals und gebe ihm einen Kuss auf die Wange.
„Machst du uns noch einen Kaffee? Ich ziehe mir etwas über und dann…dann…dann“, stottere ich.
„Einverstanden, aber bevor ich mir noch einen Kaffee genehmigen kann, muss ich erst mal da hin“, Perttu zeigt auf die Toilette und grins gequält.
„Oh ja klar. Tschuldigung. Ich geh mal meine Klamotten suchen und ziehe mich draußen an.“
Gesagt-getan.
Im Wohnzimmer liegen überall noch die Kleidungsstücke, die letzte Nacht in Hohen Bögen quer durch den Raum flogen. Nach ein paar Sekunden habe ich alle meine Habseligkeiten beisammen und ziehe mich an. Da höre ich auch schon die Spülung im Bad.
‚So und was erzählen wir ihm jetzt? ‘, fragt die Stimme in meinem Hinterkopf.
Leicht zitternd sitze ich im Schneidersitz auf dem Sofa. Als ich höre, dass Perttu in der Küche ist, frage ich, ohne aufzustehen: „Wo ist denn Mikko eigentlich?“
„Der hat circa eine halbe Stunde nachdem du verschwunden warst die Flatter gemacht.“
„Aber doch hoffentlich nicht wegen mir?“, gebe ich beschämt zurück.
Lautes Lachen kommt mir entgegen und die langen schwarzen Haare schieben sich wieder ums Eck der Zimmertür.
„Nein, ganz und gar nicht. Eher das Gegenteil. Wegen dir kam er erst her.“
„Wäh? Wie darf ich das jetzt verstehen?“ Irritiert Blicke ich in seine Richtung.
„Na der gute Mann war neugierig. Er wollte wissen, wie es gestern Abend noch so weiterging. Und als er gesehen hat, wie es hier aussieht, hat er eins und eins zusammen gezählt“, grinsen mich die grünen Augen an.
„Unser lieber Mikko ist leider neugieriger, als jede Regenbogenpresse. Da werde ich mir später bei der Probe noch was anhören dürfen.“ Perttus Kopf verschwindet wiederum kurz darauf mit zwei frischen Bechern Kaffee zurück zu kommen.
„So Kleines, nun aber mal zu dir. Was ist los? Du hast gestern Abend schon vor dich hin gestottert“
Perttu rutscht ein Stückchen näher an mich ran und legt seine Hand auf meinen Oberschenkel.
Panik steigt in mir auf. Mein Zittern wird stärker. Ich kann ihm doch nicht einfach so alles erzählen? Ich kenne den Mann doch kaum.
„Ähm…ja…also..“ Ich fange an auf meinen Fingern zu kauen und starre vor mich auf den Boden.
Ich kann das nicht. ‚Lass es raus! ‘, feuert mich meine innere Stimme an.
„Ok, die Kurzfassung?“
„Ganz egal was, Hauptsache du sprichst mit mir“, die Hand drückt leicht zu.
Ich zwinge mir ein Lächeln ab. Was allerdings wahrlich missglückt.
„Naja, ich bin gestern bei meinem Freund…“
„Du hast einen Freund?“ werde ich erschrocken unterbrochen.
„Ja, nein, also … ok..nochmal von vorne… Ich bin gestern bei meinem Exfreund aus der Wohnung gezogen.“
Rechts neben mir höre ich ein erleichtertes Seufzen. Das bringt mich nun doch zum Lächeln. Ihm liegt wohl doch etwas an mir.
„Also, ich habe gestern Morgen erst meine ganzen Sachen zusammengepackt und bin da raus. Zusammen sind wir schon ein paar Tage nicht mehr. Er hat es vorgezogen sich mit einer Arbeitskollegin zu vergnügen und mich zu Hause die Putzfrau spielen lassen.“ Mit jedem gesprochenen Wort, sprudelt es immer mehr aus mir raus. Ich erzähle ihm die komplette Geschichte. Vom Kennenlernen auf dem Wochenmarkt, über meinen Umzug nach Finnland, sowie beide Male als ich ihn mit einer anderen erwischt hatte.
Perttu hört einfach nur zu und drückt mir ab und an aufmunternd die Hand oder streift mir über den Oberschenkel. Irgendwann überwältigen mich meine Gefühle komplett und ich falle ihm schluchzend auf den Schoß. An meinem Rücken spüre ich zärtlich eine Hand auf und abstreichen, aber er sagt kein Wort. ‚Habe ich jetzt zu viel gesagt? Hätte ich es doch nicht machen sollen? Der hält mich jetzt bestimmt für völlig bescheuert und setzt mich vor die Tür‘ kreisen meine Gedanken durch meinen Kopf.
Als ich mich wieder etwas beruhigt habe, drehe ich den Kopf nach oben und versuche seine Gedanken in seinem Blick zu lesen.
„Wow, du hast verdammt viel aufgegeben…für …für so einen Arsch“, flüstert Perttu geistesabwesend.
„Bitte w-was?“
Er schüttelt kurz den Kopf, als wollte er seine Gedanken ordnen.
„Na, du hast für den Arsch dein komplettes Leben auf den Kopf gestellt, hast Freunde und Familie hinter dir gelassen, bist in ein fremdes Land und dann treibt er solche Spielchen mit dir. Das ist nicht fair. Sowas hat niemand verdient…und du schon gar nicht.“ Mit den letzten Worten neigt er sich zu mir runter und unsere Lippen berühren sich zu einem sanften Kuss.
„Und du wolltest bis gestern Abend wirklich nichts mehr von uns Männern wissen?“
„Ja, den Vorsatz hatte ich mir genommen, bevor ich aus dem Haus bin“, lächle ich zurück.
„Da bin ich aber froh, dass Mikko mich überredet hatte, dich anzusprechen. Das wäre ja eine richtige Verschwendung, wenn du ins Kloster gegangen wärst“, lacht Perttu auf und lehnt sich zurück. Worauf hin er allerdings gleich wieder mit dem Rücken von der Lehne abspringt.
„Autsch! Verdammt!“ er reibt sich über den Rücken, so gut es eben selbst geht.
„Du kleine Raubkatze hast ganze Arbeit geleistet!“
„Lass mich nochmal sehen“, bitte ich und lehne mich um seine Taille um auf seinen Rücken zu gucken.
„Oh Shit!“, entfährt mir.
Entschuldigend blicke ich dem schwarzhaarigen ins Gesicht und beiße mir dabei auf die Unterlippe.
„Was denn los?“ leichte Panik steigt in den Blick meines Gegenübers.
„Dein kompletter Rücken ist blutrot und an manchen Stellen auch offen…es tut mir so leid, ich wollte das nicht…wirklich …das musst du mir glauben“, flehe ich ihn an.
Grinsend, mit gespielter Besorgnis in Blick und Stimme fragt er nur, ob Narben zurück bleiben.
Ich muss lachen. Es ist herrlich, wie schnell dieser Mann meine Stimmung aufheitern kann.
„Herr…wie heißt du eigentlich mit Nachnamen?“ frage ich überrascht.
„Meine Eltern fanden Perttu Päivö Kullervo Kivilaakso wäre ein super Name für meine Wenigkeit.“ Stolz hebt er seine Nase nach oben und lacht.
„Also Herr Kivilaakso, ich muss ihnen leider mitteilen, dass sie wohl noch eine ganze Weile gewisse Andenken an diese Nacht haben werden. Leider kann ich Ihnen noch nicht mit absoluter Sicherheit sagen, wann und ob diese Andenken verschwinden werden. Da müssten wir uns in ein paar Tagen nochmal sehen und ich müsste sie erneut untersuchen.“ Ebenso stolz, wie er mir seinen Namen genannt hat, habe ich nun die Oberärztin gegeben.
„Oh das ist aber ganz schlecht, Frau Doktor. Wie soll ich denn dann in Zukunft Groupies mit aufs Zimmer nehmen? Die wissen doch immer gleich alle, was los ist“, grinst er mich an.
Ich pieke ihn in die Seite.
„Jetzt aber mal was anderes. Du und Mikko, ich habt euch gestern schon über Instrumente und so unterhalten, und du meintest, die Taschen die hier rumstehen, wären von den letzten Auftritten...“
„Du willst wissen, was ich mache?“ unterbricht er mich.
Würde ich sonst fragen?
„Ja bitte, das wäre nett. Ich will nicht dumm sterben“, zwinkere ich ihm entgegen.
Er erzählt mir, dass er Cello spielt. Und mit 3 Freunden zusammen, dazu zählt auch Mikko, ein Band hat – sie nennen sich Apocalyptica und spielen „Cello-Rock“.
Der Bandname kommt mir bekannt vor. Da wird mir klar, dass ich hier mit einem international bekannten Künstler sitze.
„Wow, beeindruckend. Erzählst du das jeder, die du mit hier her nimmst?“, flapse ich ihn an und kann mir das Grinsen dabei nicht verkneifen.
„Hey, was soll das denn heißen?“
„Ach nichts, nichts. Macht hier einen auf Super-Rockstar, jammert aber wegen ein paar Kratzern am Rücken.“
„Apropos Super-Rockstar. Ich muss gleich los zur Probe. Wenn du magst kannst du hier bleiben.“ Schlägt er mir vor.
„Nein danke, lass mal. Ich würde gerne mal neue Klamotten anziehen und ich habe noch ein bisschen was zu klären.“
„Ok, wollen wir uns dann heute Abend zum Essen treffen?“
„Gerne!“, mir schwebt ein verklärter Blick in die Augen.
Zusammen stehen wir von der Couch auf, ich schnappe mir meine Tasche und bewege mich Richtung Ausgang. Da zieht mich Perttu nochmal an sich und drückt mir einen innigen Kuss auf die Lippen. Ich steige mir ein, schließe die Augen und genieße die warme Zunge in meinem Mund, die vorsichtig mit meiner spielt.
„Um acht wieder hier?“ fragt er mich, nachdem wir uns von einander gelöst haben.
„Geht klar…bis dann!“
Die Tür geht hinter mir zu.


tbc.

P.S. Deische...das wird was ;o) noch ne gute Stunde, und ich habs geschafft [Sie müssen registriert oder eingeloggt sein, um das Bild sehen zu können.]

4Gute Vorsätze Empty Re: Gute Vorsätze Sa Jun 16, 2012 12:01 pm

Deische

Deische

Nini schrieb:P.S. Deische...das wird was ;o) noch ne gute Stunde, und ich habs geschafft [Sie müssen registriert oder eingeloggt sein, um das Bild sehen zu können.]


jop, Ei no Very Happy und das Kapi war (wie schon gesagt) suuuuupi *.* Das ist alles so 100 % realistisch, wie ich das niemals hinkriege!

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5Gute Vorsätze Empty Re: Gute Vorsätze Sa Jun 16, 2012 9:03 pm

Nini

Nini

ooooooooooooh, kiitos paljon!!!! Se on oikein ystävällistä rouva Deische [Sie müssen registriert oder eingeloggt sein, um das Bild sehen zu können.]

So, und damit wir hier weiterkommen....Kappale 3:


Ich schmeiße mich auf das Bett und breite die Arme aus. Glücklich lächle ich die Decke an. Es ist mir nun auch gerade egal, dass ich soeben über fünfundzwanzig Euro für das Taxi bezahlt habe. So schnell kann mir wohl nichts die gute Laune verderben.
‚If I smile and don´t believe, soon i know i´ll wake from this dream…‘ ertönt es aus meiner Tasche und zerreißt die Stille. Ich stehe auf und suche das verdammte Teil in den Tiefer meiner Tasche. Als ich auf das Display sehe, wird mir schlecht – ‚Jonne‘ leuchtet in weißer Schrift auf schwarzem Grund.
Nein, mit dir will ich jetzt nicht sprechen und pfeffere das Ding zurück in die Tasche.
Es dauert keine zwei Minuten und wieder ertönt ‚Hello‘ von Evanesence. Ich lass es klingeln. Weitere fünf Minuten später dann das dritte Mal. Genervt greife ich nach dem Handy und nehme das Gespräch entgegen.
„Ja?“
„Wo steckst du denn? Als ich heute Vormittag von dem Seminar zurück kam, warst du nicht da. Bist du einkaufen? Wir haben keine Milch mehr…und…“
„STOP!“, unterbreche ich den Redeschwall meines Ex. „WIR gibt es nicht mehr! Bist du eigentlich blind? Dir ist wohl noch nicht einmal aufgefallen, dass meine Sachen größtenteils verschwunden sind.“
„Bitte was…aber wieso….das kannst du doch nicht einfach so…“stammelt er ins Telefon.
„Ich kann nicht einfach so was? Dich mit deiner Schmutzwäsche alleine lassen? Dich den Haushalt alleine schmeißen lassen? Dich in aller Ruhe mit Marit vögeln lassen? Junge, vergiss es…soll sie doch in Zukunft für dich sorgen“, fauche ich in mein Handy.
„Ich verstehe nicht, Schatz“
„Nicht Schatz…es hat sich ausgeschatzt!“
„Aber…aber..woher weißt du von Marit? Es tut mir leid..es war ein einmaliger….“
„Wenn du jetzt deine Unschuld beteuern willst oder mir versprichst, dass es ein einmaliger Ausrutscher war, dann schmeiß lieber fünfzig Cent in eine Parkuhr und erzähl es eben dieser. Du kannst mich mal. Ich habe gestern meine Sachen gepackt…den Rest hole ich in den kommenden Tagen ab. Du kannst mir meinen Rest in Kartons packen oder wenn du es nicht alleine schaffst, kannst du ja Marit bitten, es für dich zu tun.“
„Aber…aber…aber“
„Nichts aber…ich komme die Tage vorbei, hole meine Sachen ab und lege dir den Schlüssel dann auf den Esstisch. Das war es mein Lieber. Ab sofort kannst du mit deiner kleinen Schnecke vögeln, wann immer und wo immer du willst. Ich werde euch bestimmt nicht wieder stören. Auf Wiederhören!“
Ich betätige die rote Taste auf meinem Handy.
Dass die Worte so aus mir raus sprudeln, hätte ich mir nie zu träumen gewagt. Aber es geht mir gut – glaube ich zumindest. Das Telefonat hat mich angestrengt und ich werde müde. Könnte aber auch an dem extremen Schlafmangel leiden. Die Uhr zeigt 15.30 Uhr. Bis ich wieder bei Perttu sein soll, habe ich noch genug Zeit, also lege ich mich noch eine Weile aufs Ohr. Zur Sicherheit stelle ich allerdings den Wecker. Ich will ja nicht zu spät zu unserem ersten Date kommen.
Zwar bin ich völlig fertig, aber meine Gedanken lassen mich nicht schlafen.
Dieses dämliche Telefonat hat mich doch mehr aufgewühlt als ich zuerst dachte. Ich springe vom Bett auf, klaube meinen Laptop aus der Tasche und versuche eine bezahlbare Wohnung oder ein WG-Zimmer zu finden. Dabei kann ich auch gleich nachsehen, ob meine Chefin sich gemeldet hat.
Emails? Na toll, massig Emails, aber nicht das was ich möchte. „Chefin mach hin…ohne deine Antwort kann ich nicht weitermachen“, fluche ich vor mich hin. Kann denn einmal etwas laufen, wie es soll? Die Beziehung geht in die Hose. Seit 3 Tagen warte ich auf Antwort aus Hamburg. Und ohne diese Antwort, geht beruflich hier nichts mehr weiter. Hinterher artet wieder alles in Stress aus. Nur weil die Madame es nicht für nötig hält, ihren Senf abzugeben.
‚Ganz ruhig!’, mahne ich mich selbst. Denn ich neige dazu, mich ganz schnell in Rage zu bringen und komme dann auch so schnell nicht wieder runter.
Um wieder ein wenig ruhiger zu werden, entschließe ich mich meiner besten Freundin eine email zu schreiben. Die sollte vielleicht auch mal wissen, was hier so in den letzten Tagen abgegangen ist – wenn sie schon mehrere hundert Kilometer weit weg ist. Sie hat mir ja schon vor Wochen geraten, Jonne sitzen zu lassen. Das wird sie bestimmt freuen, wenn ich ihr davon erzähle. Die Uhr zeigt kurz nach fünf an, als ich auf senden klicke. Da hat Cora jetzt erst mal einiges zu lesen. Ich hänge mich an die Wohnungsannoncen und schau, was es so alles hier in der Umgebung schönes gibt. Nach einer halben Stunde suchen, habe ich keine Lust mehr und lass die Wohnungssuche Wohnungssuche sein. Da ich noch etwas Zeit habe, bis ich los muss und mein Kühlschrank hier gähnende Leere aufweist, werde ich um die Ecke in den Supermarkt gehen. Wieder verlässt mich ein wenig der Mut. Meine Gedanken fangen wieder an um meine Zukunft zu kreisen. Es nutzt alles nichts, ich muss einkaufen gehen. Morgen früh sollte ich zumindest Kaffee haben. Also schiebe ich meinen Hintern vom Bett, springe in Jeans und Pullover und gehe aus der Tür.
Als ich gerade an der Obst-Theke stehe ertönt mein Handy in meiner Tasche. ‚Boah Junge, lass mich in Ruhe! Du wirst doch wohl alleine in der Lage sein ein paar Liter Milch zu kaufen!’ schießt mir durch den Kopf, während ich in den Tiefen, meiner viel zu großen, Handtasche nach meinen Telefon angle. Umso mehr freue ich mich, als ich nicht ‚Jonne’, sondern ‚Cora’ auf dem Display lese.
„Hallo meine Süße, na wie ge…..“ zu mehr komme ich nicht.
„Bist du also endlich zur Vernunft gekommen? Wie kommt es, dass du nun doch ausgezogen bist? Hat der Arsch dir was getan?“, Coras Stimme überschlägt sich fast vor Aufregung. Dass sie aber auch immer gleich alles so dramatisieren muss.
„Jetzt beruhig dich doch erst mal“, bitte ich sie in einem besänftigenden Ton. „Mir geht es gut. Brauchst dir keine Sorgen machen.“ „Es soll ja jetzt kein Vorwurf sein, aber ich habe dir doch schon vor Wochen gesagt, dass du ihn verlassen sollst. Wer so etwas einmal macht, der macht das immer wieder. Wo wohnst du jetzt? Hast du eine neue Bleibe gefunden?“ Cora ist noch immer sehr aufgeregt und ich habe Mühe, sie zu verstehen.
„Mausi, ich stehe gerade in Mitten von Äpfeln, Birnen und anderem Grünzeug. Wäre es in Ordnung, wenn ich dich gleich zurückrufe. Ich möchte einfach noch schnell meinen kleinen Kühlschrank füllen und dann habe ich Zeit dir alles in Ruhe zu erklären. Wäre das möglich?“, frage ich und halte mit einer Hand ein Netz Äpfel vor meinen Bauch. Immer noch überdreht, willigt sie schließlich auf meinen Vorschlag ein und wir verabschieden uns.
Ich erledige den Rest meines Einkaufs, Obst, Brot, Kaffee, Milch, Käse, eben alles was man so braucht, und begebe mich zu den Kassen.
Die Schlange an der Kasse ist nicht sehr lange und ich bin schnell durch. Beim hinausgehen bemerke ich das schwarze Brett des Supermarktes über dem in dicken schwarzen Buchstaben „Kleinanzeigen“ steht.
‚Na, ein Blick darauf kann ja nicht schaden’, sage ich mir selbst und wende mich den Zetteln, die darauf gepinnt sind, zu.
Kinderwagen zu verkaufen…Babysitter gesucht….Flohmarkt…dies und das…suche dringend Nachmieter für 2 ZKB am Stadtrand...Diese Anzeige muss neu sein, alle Telefonnummern sind noch da. Ich reise eine ab und nehme mir vor gleich bei dieser Nummer anzurufen, sobald ich wieder in meinem Zimmer angekommen bin – noch bevor ich Cora anrufe. Ich habe alles im Kühlschrank verstaut. Krame mir die Nummer der Wohnungsanzeige und mein Handy aus Tasche und wähle.
„Hoi! Sven hier!“
„Hallo, hier spricht Anna…ich rufe wegen der Anzeige im Supermarkt an“
„Oh schön, du bist die erste, die sich meldet. Ich habe schon vor drei Tagen den Zettel dort aufgehängt, anscheinend braucht gerade niemand eine Wohnung“, lacht es mir entgegen.
„Doch, ich! Und das sogar recht dringend. Wo liegt die Wohnung denn genau, was kostet der Spaß?“
„Schön! Das trifft sich ja wunderbar…ich suche nämlich ganz dringen einen Nachmieter. Wenn möglich ab gestern“, lacht Björn wieder los, „willst du dir die Wohnung denn mal ansehen? Dann können wir auch alles Weitere besprechen“
„Klar sehr gerne…wann?“, frage ich zurück
.„Schön, wie siehts bei dir morgen Vormittag aus? Ich könnte dich ab zehn Uhr hier empfangen.“Der Kerl findet mir eindeutig alles zu SCHÖN.
„Klar, um zehn dann zur Wohnungsbesichtigung.“
Björn gibt mir noch eben die genaue Adresse und eine kurze Wegbeschreibung, dann verabschieden wir uns bis zum nächsten Morgen. Das letzte Wort von Björn war wieder „SCHÖN“ – gruselig.
Nachdem das nun auch geklärt ist, rufe ich Cora zurück. Ich möchte nicht, dass sie wegen mir einen Infarkt bekommt, so wie sie sich aufgeregt hatte. Dann kann ich ihr auch gleich von der neuen Option mit der Wohnung erzählen und vielleicht auch von Perttu. Aber nur vielleicht. Ich glaube nämlich, dass sie mir den Kopf abreisen wird, wenn sie das Gefühl bekommt, ich würde mich mal wieder Hals über Kopf in eine Sache stürzen. Ich mache es einfach vom Verlauf des Gesprächs abhängig.
In meinem Handy höre ich es nicht einmal klingeln, als Cora schon das Gespräch mit einem gehetzten „Ja“ entgegennimmt.
„Wow, bist du auf dem Teil gesessen oder so?“, frage ich verwirrt über die Geschwindigkeit.
„Ja so ungefähr..ich will doch jetzt alles ganz genau von dir wissen.“ Cora hat noch immer diese Schrille in der Stimme, die sie bekommt, wenn sie sich aufregt oder über etwas freut.
Ich erkläre meiner besten Freundin, dass ich Jonne vor einer Woche dabei erwischt habe, wie er mit seiner Arbeitskollegin rumgemacht hat. Sein erneutes Beteuern, dass es nie wieder passieren würde, stieß bei mir allerdings auf taube Ohren und ich hatte mich entschlossen zu gehen. Allerdings wollte ich warten, bis er drei Tage auf Seminar nach Lahti musste. So war der Auszug leichter.
Ich erzähle ihr alles in allen Einzelheiten. Auch meine guten Vorsätze, dass ich mich erst mal auf meine Arbeit konzentrieren will und dass ich es mir somit gestern Abend gut gehen lassen wollte.
Cora hört mir einfach nur zu und bestärkt meine Worte immer wieder nur mit einem kurzen „hmm“ oder „Ja“. Bis ich dann verstumme, nachdem ich ihr von der tollen Bar gestern Abend erzählt hatte.
„Kleine, du verschweigst mir doch was? Ich kenne dich. Was ist los?“, fragt es aus meinem Hörer.
Na toll, warum muss sie mich nur so gut kennen? Ich wollte doch eigentlich nichts sagen – noch nicht. Nachdem ich meine Liebste nicht anlügen möchte, erzähle ich ihr auch von Mikko und Perttu und von der Nacht und dem kommenden Treffen. Von der Nacht erzähle ich allerdings nicht jede Einzelheit, da wäre dann doch zu viel. Somit ist sie ausreichend in alle meine Vorhaben mit eingebunden und weiß Bescheid.
Es wird still in der Leitung, plötzlich ein lautes Lachen.
„Na dein Vorsatz ja gut gehalten. Richtig lange, meine Liebe. Wie hast du es nur so lange ausgehalten. Das war bestimmt schwer?“
„Du doofe Nuss! Danke für deinen Zuspruch!“, schmolle ich gespielt durch die Leitung.
Wir brechen beide in hallendes Gelächter aus. Mein Bauch fängt schon an weh zu tun.
„Jetzt aber mal ernst..“, unterbricht Coras Stimme den Lachanfall, „nur zu deinem Besten, Anna. Versuche dich diesmal bitte nicht gleich wieder Hals über Kopf in etwas hinein zu stürzen, ja?“
In ihrer Stimme klingt leichte Besorgnis mit.
„Versprochen“, gebe ich ernstgemeint zurück.
Als ich auf die Uhr schaue, erschrecke ich und lasse Cora wissen, dass ich mich jetzt langsam fertig machen müsste. Es ist schon gleich sieben Uhr.
Wir verabschieden uns und ich muss versprechen, dass ich mich spätestens übermorgen wieder melde.

In meinem Chaos, das ich gestern hier veranstaltet habe, versuche ich meine Klamotten für heute Abend zu finden. Das kann doch nicht so schwer sein. Ich brauche doch nur meine dunkelblaue Jeans, das schwarz-rote Top und den schwarzen Bolero. Mist, warum muss ich nur immer alles durch die Gegend schmeißen?
Die Jeans finde ich unter dem Bett, auch der Bolero findet sich in diesem Gebiet. Aber wo ist das Top? Ich schnappe mir einfach mal einen neuen Slip und BH, da sehe ich etwas Dunkelrotes aus der Reisetasche blitzen. Da ist es ja. Ich dachte wirklich schon, es wäre noch in Jonnes Wohnung.
Bewaffnet mit meinen Klamotten stürze ich ins Badezimmer um mich umzuziehen und die Haare zu machen. Weil ich mal wieder nicht weiß, was ich mit meinen langen braunen Locken anfangen soll, binde ich sie mir einfach zu einem lockeren Knoten am Hinterkopf zusammen. Das Gesicht lasse ich durch ein paar rausgezogenen Strähnen umranden. Perfekt! Noch ein wenig Kaja um die Augen, Wimperntusche und etwas Lipgloss. Fertig! So kann ich mich aus dem Haus trauen.
Was ich dann auch schnellsten mache. Denn es ist schon kurz nach halb acht. Zwanzig Minuten bin ich bis zu Perttus Wohnung unterwegs.

An dem Mehrfamilienhaus angekommen, suche ich nach der Klingel. Das ist gar nicht so einfach, da die Außenbeleuchtung nicht funktioniert. Aber ich finde den Knopf dann schließlich doch noch und höre das laute „näääääääht“ bis hierher. Der Summer öffnet die Tür und ich steige in den ersten Stock, wo mich Perttu auch schon an der offenen Wohnungstür erwartet. Er trägt eine schwarze, enge Jeans mit Rissen an den Oberschenkeln, ein blaues T-shirt und darüber eine schwarze Sweatjacke mit einem kleinen weißen Totenkopf auf der linken Brust. Lächelnd schaut er mir entgegen, als ich an der obersten Treppenstufe ankomme. Aus der Wohnung dringt ein herrlicher Duft.
„Komm rein und mach es dir bequem, kennst dich ja aus.“
Unter der Tür bekomme ich einen kurzen Kuss.
„Gerne, danke!“
Je näher ich der Küche komme, umso intensiver wird der Geruch. Es riecht nach frischen Pilzen, Zwiebeln und etwas, dass ich nicht zuordnen kann. Aber es duftet wunderbar.
„Was zauberst du denn da tolles…es riecht herrlich!“. Ich ziehe meine Jacke aus und hänge sie wieder über einen der Stühle im Wohnzimmer.
„Das ist nichts großes, ich koche nicht besonders beeindruckend…rudimentär, aber es hat sich noch niemand beschwert“, grinst er mich an, während wir zusammen in die Küche gehen.
„Darf ich mal gucken?“, und hebe den Deckel des Topfes an, als mir ein Kochlöffel auf die Finger gelegt wird.
„Nein, nicht vorher spicken. Lass dich doch einfach überraschen!“
Perttu stellt sich zwischen mich und den Herd, damit ich den Deckel nicht erneut heben kann.
„Pah, dann halt nicht!“ und strecke dem Koch die Zunge raus. Worauf dieser meinen Kopf in die Hände nimmt und mir einen innigen Kuss aufdrückt.
Ich löse mich, trete einen Schritt zurück und stemme die Hände in die Hüften.
„Hey, kannst du nicht bis nach dem Essen auf den Nachtisch warten?“ grinse ich.
„Ach manno, aber ich nasche doch sonst auch immer zwischendurch“, schmollt er mich an.
„Heute nicht mein Lieber! Du willst dir doch nicht den Appetit verderben?“, gebe ich mich hochgezogener Augenbraue zurück.
„Ja Mama“, nickt mir der Kerl mit den langen schwarzen Haaren entgegen und versucht sich dabei das Lachen zu verkneifen.
Nachdem ich eh keine Chance habe, in den Töpfen zu spionieren, drehe ich mich um und gehe zurück ins Wohnzimmer.
Mitten im Wohnzimmer, hinter dem Sofa stehend, bemerke ich, dass der Raum eine Balkontür hat. Ich öffne eben diese und betrete den recht großen Balkon. Es ist herrlich, noch etwas kühl, aber die Luft ist klar. Am Horizont steigt langsam der volle, goldgelbe Mond auf. Ein herrliches Schauspiel.
Das wird eine fantastische Nacht. Ich habe den Mond selten in so einer satten Farbe gesehen, als wäre er aus purem Gold. Und er erscheint mir viel größer als sonst. Gedankenverloren starre ich in die allmähliche Nacht hinaus. Ich fühle mich so geborgen und wohl, obwohl ich völlig alleine hier stehe. Genau dieses Gefühl war es, was ich in den letzten Monaten vermisst habe – Geborgenheit. Ich musste immer nur eben dieses ausstrahlen, aber habe nie etwas zurück bekommen. In diesem Moment geht die Balkontür auf.
„… du ja. Ich hatte dich schon gesucht. War der Meinung, du wärst abgehauen.“, lächeln mich diese umwerfenden Augen an.
Mit vor der Brust verschränkten Armen drehe ich mich erschrocken zu der Stimme um.
„Oh entschuldige, was hast du gesagt?“, frage ich noch immer leicht abwesend.
„Ich hatte dich gesucht…dachte schon, du wärst abgehauen“, grinst er mich an. Doch als er mir ins Gesicht sieht, ändert sich sein Gesichtsausdruck „Alles klar bei dir?“, fragt er bedrückt.
Ich gehe auf ihn zu, schlinge meine Arme um seine Taille und lege meinen Kopf an seine Brust.
„Ja, es ist alles bestens.“
„Sicher, du siehst so … so… bedrückt aus?“
„Ja Perttu, es geht mir bestens. Ich habe nur gerade das gefunden, was ich in letzter Zeit nicht hatte.“
Mit einem tiefen erleichterten Seufzer gebe ich ihm einen Kuss auf die Wange.
Perttu schlingt seine Arme um mich und wir genießen zusammen, wie der Vollmond langsam höher an den Himmel steigt – bis sich mein Magen laut bemerkbar macht.
„Oh Mist, da war ja was. Hast du Hunger?“, fragt er mich frech grinsend.
„Ach nein, das macht mein Magen immer so. Er möchte sich mit mir nur unterhalten“, zwinkere ich ihm zu, drehe ihn um und schiebe ihn wieder nach drinnen.
Wir sitzen über unserem Essen und unterhalten uns über so vieles. Filme, Musik, Vorlieben beim Essen, Dinge die wir gerne machen. Es ist einfach nur schön und die Zeit rennt. Zwischendurch flitzt Perttu immer wieder in die Küche um neue Getränke zu holen. Heute belasse ich es dann doch bei Cola und Wasser. Der Wein des letzten Abends reicht vermutlich für die nächsten Wochen.
Auch er trinkt heute keinen Alkohol. Warum auch? Solche Gespräche sollte man nicht vernebeln.
Als ich auf die Uhr sehe, erschrecke ich. Es ist bereits weit nach Mitternacht. Wir sitzen immer noch am Esstisch, die Teller weit von uns geschoben und ich spiele schon während der ganzen Unterhaltung mit den Fingern am Rand meines Glases.
„Hast du vor das Glas heiß zu machen?“, fragt mich mein Gegenüber flapsig, „wenn du was zum Spielen brauchst, nimmer lieber mich.“
Bei diesem Kommentar muss ich laut loslachen. Und die Cola, die sich eben noch in meinem Mund befand, landet nun auf Perttus Gesicht, T-Shirt, Haaren und dem Glastisch.
Ich spüre wie sich meine Gesichtsfarbe langsam in hochrot ändert und stammle eine Entschuldigung vor mich hin. Perttu sitzt mir gegenüber, verzieht den Mund, zieht sich mit zwei Fingern das Shirt von der Brust und muss ebenfalls anfangen zu lachen. Auch mir bleibt nichts anderes mehr übrig, seine Lache ist so ansteckend, dass ich meine soeben noch empfundene Scham vergesse und mit einstimme. Nachdem wir endlich wieder Luft bekommen, stelle ich ihm die Frage, ob er nicht etwas frisches Anziehen wolle. Da er bisher noch keine Anstalten gemacht hat, aufzustehen. Was er jetzt allerdings macht. Aber nicht, wie ich vermute, sich ein frisches Shirt zu holen. Er stellt sich neben den Tisch, zieht das verklebte Oberteil aus und setzt sich dann mit nacktem Oberkörper wieder auf seinen Platz.
Irritiert sehe ich ihn an.
„So sind mir meine Klamotten am liebsten“, fängt er an zu erklären. Mein Blick wechselt von irritiert zu verwirrt.
„Wie? Nass und klebrig?“ frage ich und ziehe die Stirn in Falten.
„Nein, auf dem Boden liegend“, lacht er.
Ich kann mich vor Lachen kaum auf dem Stuhl halten.
Dieser Mann schafft es doch immer wieder, mich mit Leichtigkeit zum Lachen zu bringen.
Auch Perttu stimmt herzhaft in meinen Lachanfall mit ein. Mein Bauch fängt an weh zu tun. So viel und so herzhaft habe ich in den letzten Monaten nicht gelacht. Das gibt bestimmt kräftigen Muskelkater im Zwerchfell. Minutenlang schallt unser Gelächter durch das Wohnzimmer. Erst als aus der Küche ein ‚klirr‘ zu hören ist, verstummen wir wieder.
Perttu springt auf und stürmt in die Richtung, aus der das Geräusch kam.
„Super!“
„Was ist passiert?“, frage ich und gehe ihm hinterher. Wenn ich schon in die Küche gehe, kann ich auch mal unsere Teller mitnehmen.
Unter der Küchentür stehend, erkenne ich woher der Lärm kam. Auf dem Boden vor der Spüle, liegen hunderter kleiner Scherben in einer Wasserpfütze.
„Ich habe die Wasserflasche wohl zu nahe an den Rand gestellt.“ Mit diesem Satz bückt er sich und fängt an die Scherben zusammenzulesen.
„Gib es zu. Du wolltest einfach nur mal wieder auf dem Boden krabbeln…hast es schon vermisst“, schmunzle ich vor mich hin.
Die schwarze Haarpracht dreht sich um, grinst mich an, holt tief Luft und will gerade etwas sagen, da klingelt plötzlich mein Handy.
‚Welcher Depp ruft mich denn jetzt an? ‘, schießt mir durch den Kopf.
In meiner Handtasche wühle ich nach der Quelle, der Musik. Auf dem Display leuchtet groß „Jonne“ auf.
„Was will der Arsch denn jetzt von mir? Es ist…wow, es ist bereits kurz vor zwei…der kann mich mal!“, fluche ich und verfrachte das Teil wieder in die Tasche.
Perttu streckt den Kopf aus der Küche und fragt „Kaffee?“
„Eigentlich sollte ich langsam mal gehen, es ist schon verdammt spät“, gebe ich zurück, da ertönt erneut die Melodie von `Hello´ aus meiner Tasche. Wieder zeigt das Display den Namen meines Ex an.
„Wer ist denn mitten in der Nacht so hartnäckig?“, fragt Perttu und streckt mir einen Kaffeebecher entgegen. Er hat mein Vorhaben, nach Hause zu gehen gekonnt ignoriert.
„Mein Ex…der Arsch!“ gebe ich genervt zu.
„Was gibt’s?“ fauche ich in den Hörer.
Ich höre nur jämmerliches Heulen, Schluchzen und Schniefen aus meinem Handy kommen.
Genervt verdrehe ich die Augen und nehme die Kaffeetasse entgegen, die mir noch immer entgegengestreckt wird. Daraufhin ernte ich einen fragenden Blick. Ich drehe das Handy etwas zur Seite und flüstere, „erklär ich dir gleich.“
„Jonne, was willst du?“ fauche ich erneut.
Perttu zieht das Genick ein und verkrümelt sich ins Wohnzimmer. Scheinbar klingt meine Stimme sehr gereizt.
„Schasi, duuu feeehls mir scho. Esch tut mir so l-leid. I-ich schwör dir, isch w-w-wer-d nie wiedda eine andere an-an-angucken. Komm su mir surück.“ Klingt, als hätte der Mann zu tief ins Glas geguckt.
„Jonne, es ist vorbei. Leg dich ins Bett und schlaf deinen Rausch aus. Heute Nacht kann man mit dir keine Unterhaltung führen.“
„A-Aber Schassi, isch lieb disch doch so!“, lallt es aus meinem Hörer.
„Paskat!“ ertönt es aus dem Wohnzimmer.
„Wo bissu, da is ein Mann bei dir…w-wer isser Kerl…du, du, den mach isch haputt!“
„Jonneeeeee, leg dich ins Bett und sieh zu, dass du deinen Rausch ausschläfst.“, bitte ich eindringlich und beende das Gespräch. Bevor das Mistding nochmal klingelt, schalte ich es auf lautlos und bewege mich wieder ins Wohnzimmer. Niemand da. Durch das Fenster sehe ich eine Silhouette auf dem Balkon. Als ich die Tür öffne, lächelt mich Perttu an und fragt, ob alles glatt gelaufen wäre.
„Ja ja, der ist einfach nur voll wie eine komplette Schiffsladung und bereut gerade, dass er nun alleine da sitzt. Das kenne ich alles schon. Immer wenn er betrunken ist, bekommt er seinen Moralischen…er wird es über stehen.“
„Ich hoffe, er lässt dir jetzt deine Ruhe?“
„Das Handy ist lautlos..soll er doch die Mailbox vollquatschen“, grinse ich die Schattengestallt vor mir an.
De schiebt sich eben diese an mir vorbei und geht zur Stereoanlage. Legt eine CD ein und kommt wieder zurück. Noch immer ohne Bekleidung am Oberkörper, steht Perttu auf dem Balkon, breitet die Arme aus und fragt: „darf ich bitten?“
Liese erklingen die ersten Töne von `one moment in time´. Darüber, warum ein Mann so einen Song hat, möchte ich mir keine Gedanken machen. Ich genieße es, falle ihm in die Arme, lege meinen Kopf an seine Brust und wir bewegen uns zum Takt der Musik unter dem Vollmond.
Nachdem die Musik zu Ende ist, sehe ich Perttu tief in die Augen und gebe ihm einen langen Kuss.
„Danke!“
Ich ernte einen verwirrten Blick.
„Wieso Danke?“
„Für alles“, lächle ich ihn an und lege den Kopf wieder an die Stelle, an der ich das beruhigende `bom bom´ seines Herzens hören kann.
Seine Hand wandert an meinen Hinterkopf und streichelt mir sacht über die Haare.
„So langsam sollte ich aber wirklich gehen. Ich habe um zehn Uhr einen Termin zur Wohnungsbesichtigung“, sage ich, noch immer mit dem Kopf an die Brust gelehnt.
Perttu schiebt mich ein wenig nach hinten, um mir ins Gesicht sehen zu können.
„Wohnung? Das ist toll. Aber du kannst gerne auch von hier aus morgen früh los“, schlägt er mir vor.
„Aber…aber… ich hab doch nichts…“, stottere ich.
„Ich hätte auch noch eine frische Zahnbürste für dich“, zwinkert er mich an.
„Danke für dein Angebot, aber…“
„Nichts aber. Schau doch mal auf die Uhr. Es ist mitten in der Nacht. Ich kann dich doch jetzt nicht mehr weg lassen. Was ist, wenn dir etwas passiert?“
„Ok, bevor ich mich jetzt schlagen lasse“, lächle ich dem Sturkopf entgegen.
„Jetzt aber noch mal auf morgen früh zu kommen. Wo siehst du dir die Wohnung denn an?“
Ich erkläre Perttu, wie ich an die Anzeige kam und wo die Adresse ist, da fängt er laut an zu lachen.
Ich verstehe nicht und lege die Stirn in Falten.
„Das ist ja lustig. Dort wohnt Mikko.“
„Oh wie passend“, strahle ich und gähne dann herzhaft.
„Na dann würde ich mal sagen, gehen wir jetzt schlafen. Ich will nicht daran schuld sein, dass du morgen früh deinen Termin verschläfst“, grinsen mich die grünen Augen an und schieben mich Richtung Schlafzimmer.
In diesem Raum steht ein großes weißes Holzbett mit rot-schwarzer Bettwäsche, einem riesigen weißen Kleiderschrank gegenüber dem Fußende und dunkle Vorhänge. Au der kleinen Kommode unter dem Fenster stapeln sich mindestens fünfzig Bücher und Massen von Comics.
„Wow, du hast ja ein Bett?“, lache ich los, „Ich dachte du schläfst immer auf dem Boden vor der Couch.“
„Was soll das denn bitte heißen?“
Mit dieser Frage schubst er mich rückwärts aufs Bett und kniet sich über mich.
„Nicht nichts…ich dachte ja nur… nein nicht…aufhören…bitte…nein…“flehe ich ihn an, weil er anfängt mich zu kitzeln und in die Seite zu pieken.
Das wird mir jetzt aber doch zu bunt. Ich schnappe mir seine Arme und schmeiße ihn neben mich, lehne mich über seinen Oberkörper und setze mich auf seinen Schoß.
„Hey, wenn du doch noch so viel Energie hast, hätte ich da eine bessere Idee diese zu nutzen.“
Der tätowierte linke Arm schlingt sich um mein Genick, der rechte Arm hält meine Taille und er zieht mich zu sich hinunter, um mich leidenschaftlich zu küssen.
Ich steige in das Spiel mit ein.
Wild vor Verlangen zieht er mir meine Klamotten vom Leib, während ich mich an seiner Hose zu schaffen mache. Obern rum habe ich ja keine Arbeit mehr.
Nachdem endlich die letzten Kleidungsstücke ausgezogen sind, legt sich Perttu seitlich dicht neben mich und ich spüre seinen prallen Ständer gegen meine Hüfte drücken. Zwischen meinen Beinen merke ich, wie es feucht und heiß wird. Fordernd küsse ich den Mann meiner Begierde, umschließe mit meiner Hand sein Glied und fange an meine Hand daran auf und ab zu bewegen.
Perttu stößt einen leisen Seufzer aus und seine Finger dringen langsam in mich ein. Als die Küsse wilder werden, schiebt er meine Hand von seinem Glied, dreht mich auf die rechte Seite, hebt mein linkes Bein ein wenig an und ich spüre, wie er vorsichtig von hinten in mich eindringt.
Im Rhythmus seiner Stöße, stöhne ich leise auf. Mit meinem linken Arm greife ich hinter mich an seinen festen Po und knete die Backen. Langsam rutscht er hinter mir etwas tiefer und hebt mein Bein ein wenig mehr an, um tiefer in mich stoßen zu können. Ein wahnsinniges Gefühl. Ich bewege meine Hüfte gegen sein Stoßen und höre, wie er aufstöhnt. Zusammen bewegen wir uns dem Höhepunkt entgegen. Kurz bevor Perttu über die Klippe schreitet, ertönt im Schlafzimmer ein lautes „Ja“.
Völlig verschwitzt und platt, gleitet er an meinem Rücken entlang zurück auf die Matratze. Ich dreh meinen Kopf zu ihm und gebe ihm einen Kuss.
„D-das war toll“, hauche ich ihm ins Ohr, worauf er nur glücklich lächelt und seine Arme fester um mich schließt.
In dieser Position schlafen wir beide ein.


tbc.

6Gute Vorsätze Empty Re: Gute Vorsätze Sa Jun 23, 2012 9:58 am

Nini

Nini

Ich hab zwar keinen PLan, ob es jemanden interessiert, aber da ich angefangen habe, werd ich euch jetzt auch bis zum bitteren Ende damit nerven....

Hier Kapitel 4:

Ich stehe vor dem alten Backsteinhaus. Von außen macht es einen richtig einladenden Eindruck. Björns Name ist auf der Klingel mit den fünf Namenschildern schnell gefunden und betätigt. Mit einem leisen Surren öffnet sich die große schwarze Holztür zum Treppenhaus. Nach ein paar Treppenstufen stehe ich im ersten Stock vor einer offenen Wohnungstür. Björn steht an den Türrahmen gelehnt da und wartet bereits auf mich.
Mit einem fröhlichen „Schön, da bist du ja…komm doch rein“, begrüßt er mich. Wir geben uns die Hände und ich betrete einen großräumigen Flur von dem, neben der Wohnungstür, noch vier weitere Türen abgehen. Der erste Eindruck ist schon mal ganz gut – ganz im Gegensatz zu Björn. Das ist ein kleiner Mann mit fettigen, abstehenden hellblonden Haaren und Nickelbrille, die ihm immer wieder von der Nase rutscht. Immer, wenn er die Brille wieder an ihren richtigen Platz schiebt, zieht er die Nase kraus. Er macht einen sehr zerstreuten Eindruck. Aber mit ihm möchte ja nicht zusammenziehen, mir muss die Wohnung gefallen.
„Sollen wir gleich hier anfangen?“, fragt der kleine Mann und zeigt auf die Tür gegenüber der Eingangstür.
„Klar!“
Björn geht voraus, öffnet die Tür und wir stehen in einem geräumigen Badezimmer mit Dusche und Wanne. Alles ist weiß gefliest, mit kleinen türkisfarbenen Farbakzenten in Form von Mosaik. Und es hat ein Fenster. Es gibt nichts schlimmeres, als ein Badezimmer ohne Fenster.
Wir gehen in das nächste Zimmer – links daneben. Ein kleineres Zimmer mit zwei großen Fenstern. Er benutzt es als Schlafzimmer. Was auch absolut ausreicht. Es passt ein großes Bett, ein Schrank rein und ich hätte noch genug Platz um meinen Arbeitstisch in die rechte hintere Ecke zu stellen.
Björn erklärt mir, dass es dringend einen Nachmieter braucht, da er bereits in zwei Wochen eine neue Wohnung in Kuopio bezieht und keine Lust ha, doppelte Miete zu zahlen. Das ist sehr passend.
Ich erkläre Björn kurz meine Situation und wie ich meine Brötchen verdiene bevor er mich in die Küche führt. Diese besteht aus einer Einbauküchenzeile, die massig Platz für allen Krimskrams bietet und ein kleiner Esstisch hat ebenfalls Platz. Die Wohnung gefällt mir immer besser, obwohl ich noch gar nicht alles kenne. Die Brille mal wieder auf seinen richtigen Fleck schiebend, fragt mich Björn nach ebenfalls nach meiner Herkunft und wie es mich nach Finnland verschlagen hat. Wie schon zwei Abende zuvor, lasse ich mir eine kleine Geschichte einfallen, da er nicht wissen muss, was wirklich los ist.
„Ich bin aus der Wohnung meines Ex ausgezogen und möchte nun so schnell wie möglich wieder meine eigenen vier Wände um mich haben.“
„Schön…und wie findest du dieses kleine Reich?“ Wieder zieht er die Nase krause und schiebt die Brille nach oben.
„Ich denke, ich würde mich hier bestimmt wohl fühlen. Wenn nun das letzte Zimmer noch passt, könnten wir ernsthaft in Verhandlungen kommen“, gebe ich ehrlich zur Antwort.
„Schön, das freut mich…schön…“ Wenn er noch einmal schön sagt, dann platzt etwas aus mir heraus, was besser verborgen bleibt. Langsam macht mich dieses kleine Wort etwas aggressiv.
Gemeinsam betreten wir das Wohnzimmer. Nun hat er mich – ich will die Wohnung haben. Dieses Zimmer ist ein Traum. Gute dreißig Quadratmeter groß, ein keiner Balkon in süd-west Lage und wahnsinnig hell. Björn sieht mir die Begeisterung an.
„Schön. Ich sehe, es gefällt dir. Dann lass uns mal über die Eckdaten sprechen.“
Höhe der Miete und alles was dazu gehört sind mir schon fast egal. Ich bin verliebt. Wenn ich mir diese Wohnung nur irgendwie leisten kann, werde ich hier einziehen. Komme was wolle.
Björn bietet mir einen Platz auf seinem Sofa an und er berichtet mir über die Höhe der Miete, wie das Putzen des Treppenhauses und die Waschküchennutzung geregelt sind.
Für die Größe der Wohnung und die Lage ist der Mietpreis erstaunlich günstig und ein Kellerraum gehört ebenfalls noch dazu.
„Also, ich würde die Wohnung sofort nehmen. Von mir aus kannst du direkt alles mit dem Vermieter klären. Am besten schon gestern“ grinse ich Björn entgegen.
„Schön. Dann werde ich nachher direkt bei ihm anrufen und ihm alles erklären. Ich würde mich dann wieder bei dir melden.“
Schon springe ich vom Sofa auf, gebe ihm noch meine Handynummer und bewege mich zum Ausgang. An der Tür versichert mir der kleine Blonde, dass er sich spätestens heute Abend noch bei mir melden wird. Wir verabschieden uns und ich steige die Treppen mit einem breiten Grinsen im Gesicht nach unten. Völlig in Gedanken versunken richte ich bereits die Wohnung mit meinen Sachen ein, bis mich ein Tippen auf der Schulter aus meinen Tagträumen reißt. Verwirrt sehe ich in zwei grün-blaue Augen.
„Hei! Was machst du denn hier?“
Mikko steht mit einem großen Wäschekorb auf der Hüfte vor mir.
„Ähm, ja…“, stottere ich, weil ich nicht damit gerechnet habe, dass mich jemand aus meinen Träumen reißt.
„…ja, also, ich habe mir eben die Wohnung im ersten Stock angesehen. Der Kerl sucht doch dringend einen Nachmieter.“
„Achja, der kleine zerstreute Professor…“ Mikko kommt etwas näher an mein Ohr und senkt seine Stimme zu einem Flüstern „… bin froh, wenn der weg ist…der hat sich immer über alles aufgeregt.“
Irritiert lege ich die Stirn in Falten.
„Björn wohnt direkt unter mir…“
„Ach nein. Dann würdest du mir ja auf dem Kopf rumtanzen“, grinse ich Mikko breit an.
„Naja, wenn ich dir zu laut werde, musst du halt zu unserem Kleinen gehen“, zwinkern mir die grün-blauen Augen zu.
Meine Antwort auf diesen Kommentar, lasse ich ihn spüren, indem ich gegen den Oberarm boxe.
Da ich heute auch noch etwas arbeiten wollte, möchte ich mich gerade von Mikko verabschieden, als sich im ersten Obergeschoss eine Tür öffnet und ich meinen Namen höre.
Björn lehnt sich über das Treppengeländer und guckt nach unten zu Mikko und mir.
„Ja, was gibt es?“, schreie ich schon fast. Drehe mich dann aber um und steige die Treppe wieder nach oben. Mikko folgt mir.
„Ich wollte dir nur sagen, dass du die Wohnung haben kannst. Ich habe eben mit Herrn Korjalainen telefoniert. Morgen Nachmittag kannst du den Mietvertrag unterschreiben.“
Vor Freude falle ich erst Björn um den Hals und dann auch Mikko, der vor Schreck seinen Wäschekorb fallen lässt und seinen Inhalt im Treppenhaus verteilt.
„Terve!“ lächelt mich Mikko an.
Björn ist sichtlich irritiert, wieso Mikko und ich uns bereits kennen. Er schiebt sich die Brille mit bekannter Mimik auf die Nase.
„Oh tut mir leid. Das wollte ich nicht“, entschuldige ich mich wegen der verteilten Wäsche und bücke mich um sie aufzusammeln.
„Macht doch nichts. Ich hätte sie ja nicht fallen lassen müssen“, grinst mich Mikko an und sucht ebenfalls seine Klamotten auf dem Boden zusammen.
Björn steht weiterhin völlig reglos vor uns und sieht uns beim zusammenlesen der Klamotten zu.
„Um diese tolle Nachricht zu feiern, lade ich dich jetzt auf einen Kaffee ein. Lust?“, schlägt mir der quirlige Blonde vor. Eigentlich wollte hatte ich vor noch etwas zu arbeiten, aber da ich mich so freue, stimme ich zu und verabschiede mich bis zum nächsten Tag von Björn. Dieser schiebt wiedermal die Brille nach oben, dreht sich kopfschüttelnd um und verschwindet in meiner neuen Wohnung.
Bei Mikko setzen wir uns zusammen in die Küche und er kocht Kaffee.
„Kann ich dir noch etwas anbieten, bis die Maschine durch ist?“
„Nein danke!“ Ich spüre, wie mir so langsam die Wangen anfangen zu ziehen. Ich bekomme das Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht.
„Ich finde es super, dass du hier her ziehst. So ist wenigstens ein normaler Bewohner in diesem Haus“, grinst Mikko hinter einer Schranktüre vor.
„Du willst mich doch jetzt nicht wirklich als normal betiteln, mein Lieber?“, frage ich mit hochgezogener Braue.
Als Antwort erhalte ich lediglich eine Grimasse und einen Kaffeebecher vor mich auf den Tisch gestellt.
„Wenn du mich richtig kennenlernst, siehst du von ganz alleine, dass ich alles andere als normal bin. Hey, ich bin Designerin – da darf man nicht alle Nadeln am Baum haben!“, lache ich Mikko entgegen.
„Oh Design, das klingt spannend. In welcher Richtung?“
„Mode! Ich bin bei einem mittelständischen Label, das seinen Sitz in Hamburg hat.“ Kaum habe ich den Satz ausgesprochen, fällt mir auf, dass ich mir soeben ein Eigentor geschossen habe. Nun kommt bestimmt gleich wieder die Frage, wie ich hier her komme, obwohl ich in Hamburg arbeite. Wie soll ich das jetzt erklären? Mir bleibt keine Zeit zum nachdenken, Mikko stellt schon genau diese Frage.
„Ok ,die Kurzfassung. Ich bin zu meinem damaligen Freund gezogen, weil er aus Deutschland wieder weg musste und nun haben wir uns getrennt. Da ich mich aber in dieses Land so sehr verliebt habe, möchte ich hier bleiben.“ ‚Puh, gerade noch so die Kurve bekommen‘, schnaufe ich innerlich.
„Nicht nur in unser schönes Land“, grinst Mikko mir, wie ein kleiner Schuljunge entgegen.
„Was bitte soll das jetzt heißen?“, mit gespielter Empörung versuche ich meine aufkommende Nervosität zu überspielen.
Wieder breitet sich ein ausgeprägtes Grinsen auf Mikkos Gesicht aus. „Ja, ich kenne da so einen jungen Mann…“
„Wo bleibt der Kaffee?“, frage ich schnell.
„Wusste ich es doch! Es hat nicht nur ihn erwischt!“ Mikko hat noch immer dieses Grinsen in der Stimme.
„Ist der Kaffee schon durchgelaufen?“
„Du sollst nicht ablenken. Kaffee gibt es erst, wenn du nicht mehr vom Thema ablenkst!“, mahnt er mich.
Ich spüre, wie mir die Schamesröte ins Gesicht steigt. Jetzt hat er mich. Aber stop, hat er eben gesagt, es hätte Perttu schwer erwischt? Meine Gedanken fangen an durch meinen Kopf zu rasen, ich kann keinen einzigen mehr packen. Was ist denn jetzt plötzlich los? Hat er das eben wirklich gesagt, oder habe ich mir das alles nur eingebildet?
„…noch da?“, höre ich Mikko fragen.
„Ja, ja, alles ok bei mir“, stottere ich vor mich hin.
Mikko fängt laut an zu lachen. Ich schaue ihn irritiert an.
„Ich habe gefragt, ob du Milch und / oder Zucker brauchst, aber deine Antwort war auch nicht schlecht!“
„Achso, ja Milch bitte!“ Das stottern ist immer noch da.
„Kann es sein, dass ich dich gerade etwas überfordert habe?“
Was bitte soll ich auf diese Frage antworten?
„Wie meinst du das? Perttu hätte es schwer erwischt?“
‚Super! Das war ja jetzt sehr taktvoll von dir‘, schimpft meine innere Stimme. Wieder ziehen sich Mikkos Mundwinkel fast bis hinter die Ohren und die Augen fangen an zu strahlen, wie Scheinwerfer.
„Ich kenne unseren Kleinen jetzt schon ein paar Jahre. Und wenn er dauernd über etwas spricht, dann ist ihm das sehr wichtig und er mag es ganz extrem. Das letzte Mal habe ich ihn so aufgeregt erlebt, als er kurz vor seinem Termin stand, um sich das HDR-Tattoo auf seiner Taille stechen zu lassen. Für ihn gab es kein anderes Thema mehr…und nun ist sein Lieblingsthema Anna! Anna hinten, Anna vorne…Anna hat das…er hat gestern während der gesamten Probe nur von dir gesprochen.“
Die Farbe in meinem Gesicht wird immer intensiver. Mir wird langsam richtig heiß.
„Aber … ich … also…“ murmle ich und spiele verlegen mit meinen Fingern an meiner Tasse.
Erst einmal einen kräftig Schluck aus der Tasse, vielleicht finde ich die Antwort darin.
„Ja, du hast Recht Mikko. Ich bin wahnsinnig froh, dass wir uns in der Bar getroffen haben. Perttu ist wohl doch mitunter Schuld daran, dass ich noch immer hier bin“, gebe ich zaghaft zu.
„Ha! Wusste ich es doch!“ Eine Faust stößt sich nach oben in die Luft.
„Tja, dann werde ich einen meiner Cellisten wohl in Zukunft öfter hier im Hausflur antreffen?“, zwinkert mir der Blonde Wuschelkopf entgegen.
„Wir werden sehen“, grinse ich in meinen Kaffeebecher hinein und nehme den letzten Schluck.
„Ähm, das klingt jetzt vielleicht blöd, auch wenn ich heute Morgen von Perttus Wohnung aus hier her bin…hättest du mir mal seine Telefonnummer?“, frage ich Mikko verlegen.
Er prustet seinen Kaffee über den Fußboden und lacht los.
„Ihr habt doch sonst schon alles ausgetauscht…aber zu den Telefonnummern seid ihr nicht gekommen?“
„Nein, dazu sind wir nicht gekommen…wir waren mehr darauf konzentriert andere Sachen zu tauschen!“, grinse ich ihn an.
Ich frage mich gerade selbst, woher ich den Mut für solch eine kesse Antwort habe. Ist aber auch egal. Mikko holt sein Mobiltelefon und diktiert mir Perttus Nummer.
„Was dagegen, wenn du mir deine auch mal gibst?“, fragt er mich „…es ist nie verkehrt die eine oder andere Nummer zu haben.“
Gute Idee. Wir tauschen unsere Telefonnummern aus. Als ich mein Handy aus meiner Handtasche angel, sehe ich auf dem Display vierzehn Anrufe in Abwesenheit – alle von Jonne. Ich schüttele meinen Kopf, um den Gedanken an meinen Ex zu vertreiben. In diesem Moment klingelt Mikkos Handy. Er entschuldigt sich und verschwindet schnell im Flur.
Ich lasse meine Gedanken schweifen und versuche gedanklich meine neue Wohnung einzurichten. Allerdings taucht vor meinem inneren Auge immer wieder das Gesicht von Perttu auf und unterbricht somit meine Einrichtungspläne. ‚Wieso hat es mir dieser schmächtige, schlaksige Kerl mit den tiefgrünen Augen so sehr angetan? ‘, fragt mich etwas in meinem Inneren. Aus dem Flur ist lautes Lachen zu hören. Kurz darauf erscheint Mikko wieder in der Küche, was mich aus meinen Gedanken reißt.
„Tut mir leid!“
„Bitte was?“, frage ich verwirrt.
„Tut mir leid, dass ich dich hier habe sitzen lassen.“
„Och das macht doch nichts, ich habe gerade versucht meine neue Wohnung einzurichten“, lächle ich Mikko an, der mit dem Hintern an die Arbeitsfläche der Küchenzeile lehnt.
Die Zeiger auf der großen Uhr über der Küchentür zeigen beide senkrecht nach oben – zwölf Uhr. Die Zeit vergeht viel zu schnell. Wenn ich heute noch etwas machen möchte, sollte ich mich langsam auf den Weg machen. Ich bedanke mich bei Mikko für den Kaffee und die nette Unterhaltung und mache mich zu Fuß auf den Heimweg. Die klare warme Luft wird meinem Kopf gut tun und vielleicht kann ich dann wieder einen klaren Gedanken fassen. Seit Mikko erwähnt hat, dass Perttu anscheinend verliebt ist, kreisen meine Gedanken um die letzten zwei Tage.
In meiner Tasche ertönt ‚If I smile and don't believe, Soon I know I'll wake from this dream, Don't try to fix me, I'm not broken…‘(wie passend). Ich fische mal wieder in meiner viel zu großen Tasche nach dem kleinen klingelnden Telefon. Auf dem Display erscheint wieder der gleiche Name, wie schon die fünfzehn Mal letzte Nacht.
„Was willst du denn? Habe ich dir nicht gestern klar genug gesagt, dass ich mit dir nichts mehr zu tun haben möchte?“
„Aber Schatz…“, fleht es aus dem Handy ehe ich ihn unterbreche.
„Nichts Schatz…ich bin nicht dein Schatz. Verdammt nochmal, lass mich endlich in Ruhe. In zwei oder drei Tagen werde ich meine restlichen Sachen aus der Wohnung holen und dann will ich nie wieder etwas von dir hören!“, zische ich wütend.
„Das kannst du nicht machen!“ Jonnes Stimme hat sich von flehen in befehlen geändert.
„Was heißt, ich kann das nicht machen? Bist du wahnsinnig? Du warst doch derjenige, der jedem Rack nach ist und dessen Triebe nicht unter Kontrolle sind. Ich lass das nicht mehr länger mit mir machen“, keife ich in das Mikrofon meines Handys.
„Du warst letzte Nacht bei einem anderen, deshalb verlässt du mich. Wer ist dieser Wichser? Den mach ich alle!“, zischt es mir ins Ohr.
Ist der denn von allen guten Geistern verlassen? Er vögelt sich durch fremde Betten und ich bin jetzt an dem Untergang unserer Beziehung schuld.
„Jonne, du spinnst doch! Kann es sein, dass du deinen Rausch noch nicht ausgeschlafen…“
„Ich habe es genau gehört, du warst bei einem anderen“, unterbricht er mich.
„Ja, ich war bei einem anderen. Bei einem dem ich etwas bedeute, für den ich nicht nur der Fußabtreter bin…“, fauche ich. In meinem Bauch steigt blanke Wut auf, die mich immer mehr Sachen sagen lässt, die ich eigentlich nicht sagen möchte.
„Wie lange läuft das schon zwischen euch beiden?“ fragt er blaffend.
„Erstens läuft da gar nichts und zweitens bin ich dir keine Rechenschafft schuldig!“, brülle ich zurück und beende das Gespräch. Die Leute, die an mir vorbei gehen schauen mich merkwürdig an.
Mein Handy meldet sich erneut. Ich hebe ab und blaffe ins Telefon: „Du sollst mich endlich in Ruhe lassen!“
„Es tut mir leid…ich weiß allerdings nicht was!“, stottert mir Cora ins Ohr.
„Oh, nein ok schon gut…ich dachte nur du wärst Jonne…der hat mich eben schon abgenervt“, gebe ich entschuldigend zurück.
„Oi, das klingt anstrengend...“
Ich erzähle meiner besten Freundin von dem Suff-Anruf letzter Nacht und den vierzehn weiteren vergeblichen Versuchen seinerseits. Auf die erfreuliche Nachricht, dass ich eine eigene Wohnung habe, quietscht mir Cora so laut ins Ohr, dass ich den Hörer etwas weiter weghalten muss.
„Hey, das trifft sich ja hervorragend…ich habe heute meinen Flug gebucht!“
„Flug? Wo willst du denn hin?“, frage ich völlig verwirrt.
„Du Dummerchen…na zu dir. Ich habe mir ein paar Tage freigeschaufelt und dachte mir, ich komme dich Ende des Monats einfach mal besuchen. Finnland soll im Frühling herrlich sein – zumindest wurde mir das gesagt.“
„Wow, nun bin ich platt. Ich hätte frühestens im Sommer mit dir gerechnet.“ Ich freue mich so sehr, dass mir kleine Freudentränen in die Augen steigen.
„Da sieht man mal, was du von mir hälst…dich kann man doch nicht alleine lassen“. Coras Grinsen kann ich durch die Leitung hören, „und zudem muss ich mir doch auch mal deinen Perttu ansehen. Du bist verliebt, da muss einer doch den Überblick behalten und kritisch sein.“
Ohne auf ihren letzten Satz einzugehen, führe ich das Gespräch fort.
„Habe ich dir schon gesagt, dass ich dich liebe?“, lächle ich in mein Telefon.
„Heute noch nicht, aber ich weiß das auch so…denn wahre Liebe gibt es eben doch nur unter dem gleichen Geschlecht. Maus, es tut mir leid, ich muss los….treffe mich mit Schwiegertiger zum Kaffee.“
Schwiegertiger, so nennt sie ihre zukünftige Schwiegermutter, da sie zu Beginn doch einige Differenzen hatten. Mittlerweile sind die beiden richtig gute Freunde geworden, deshalb der kleine Kosename.
„Alles klar Schatzi, dann melde ich mich einfach die Tage nochmal, dann kannst du mir auch alle Flugdaten und so nochmal durchgeben. Bis dahin….Grüße auch an deinen Zukünftigen und Schwiegertiger. Hab dich lieb!“, verabschiede ich mich und sehe auf der anderen Straßenseite Perttu mit einem sehr großen langhaarigen Blonden stehen.
Ich überlege, ob ich rübergehen soll. Die Entscheidung wird mir abgenommen, als dieser sich umdreht, mich entdeckt und wild mit beiden Armen wedelt. Er sieht ein wenig aus, wie ein Fluglotse.
Schnell überquere ich die breite Straße und stehe bei Perttu und dem langen Blonden vor einem Lebensmittelgeschäft. Zur Begrüßung gibt mir Perttu einen Kuss, was der Große, seinem Gesichtsausdruck nach, leicht irritierend findet.
„Hyvää päivää. Minä olen Anna“, stelle ich mich vor und reiche dem verwirrt dreinblickenden die Hand.
„Hyvää päivää. Olen Eicca…du bist also der Grund, weswegen die letzte Probe so in die Hose ging“, grinst er mich von oben an. Nun bin ich verwirrt.
„Was?“
„Ach nichts…“ mischt sich Perttu ein und streichelt mir über den Rücken, „.Eicca ist unser `Boss´ der Band.“
„Kleiner jetzt hab dich nicht so…geb doch zu, dass du völlig neben dir stehst“, grinst Eicca Perttu an und gibt ihm einen Hieb auf den Oberarm.
„Bevor ihr euch jetzt schlagt, mal was anderes…“ gehe ich dazwischen „…ich hab die Wohnung. In vierzehn Tagen kann ich einziehen.“
„Klasse, das freut mich für dich! Dann wünsche ich dir viel Spaß mit deinem neuen Nachbarn“, grinst mir Perttu entgegen.
„Muss ich das jetzt verstehen?“ Eicca wird seinen verwirrten Blick nicht mehr los.
Ich lache los und erkläre Eicca, dass ich in die Wohnung unter Mikko ziehen werde.
„Oh, zum Einzug werden wir dir dann Oropax schenken, falls Mikko mal wieder auf die tolle Idee kommt eine Hausparty zu schmeißen – dafür ist er berüchtigt“, grinst mich der lange Blonde an.
„Stimmt, so eine Party könnte Mikko mal wieder schmeißen – wird mal wieder Zeit!“, stimmt Perttu ein.
„Ach Jungs, wenn es mir zu laut wird, mach ich einfach mit…da hab ich weniger Probleme damit“, lache ich in die Runde.
„Und der größte Vorteil daran ist, dass dein Heimweg der kürzeste von allen ist“ grinst Eicca.
„Wenn ich es richtig anstelle, nimmt sie mich sogar mit“, nuschelt Perttu in seinen Bart.
„Bitte was?“, frage ich und der Blonde lacht lauthals los.
„Ach ich meine ja nur… würdest du mich dann mit zu dir nehmen, wenn Mikko eine Party schmeißt?“
„Nur wenn du brav bist“, necke ich den schwarzhaarigen Kerl.
„Ich bin immer brav!“ entrüstet sich dieser.
„Ja klar…gerade du“ prustet Eicca los.
„Meine Herren, ich will ja kein Spielverderber sein, aber ich muss los. Damit ich meine Miete bezahlen kann, sollte ich mal was arbeiten gehen.“
„Ohja stimmt, es wird Zeit! Der Rest wartet bestimmt schon auf uns. Wir sollten uns langsam mal in Richtung Proberaum bewegen. Sonst wird das wieder nichts“ meint Eicca, als er auf seinem Handy nach der Uhrzeit sieht.
„War nett dich kennengelernt zu haben, Anna! Ich hoffe wir sehen uns bald wieder.“
„Ja, das kann ich nur zurückgeben. War wirklich nett.“, lächle ich Eicca an.
„Hey, mach ihm keine schönen Augen, sonst hebt er noch ab“, lacht mir Perttu entgegen und Eicca gibt ihm erneut einen Boxer auf den Arm.
„Mach du hier mal keine großen Sprüche, Süßer! Leg dich nachher lieber ins Zeug und konzentrier dich auf das Wesentliche…bevor du die Probe wieder versaust“, grinse ich Perttu an.
Der schwarzhaarige zieht eine Schnute und verschränkt die Arme vor der Brust. Zum Abschied geben wir uns noch einen langen Kuss und gehen dann in entgegengesetzte Richtungen weiter.
Die Uhr zeigt mittlerweile kurz nach achtzehn Uhr. Ich habe nun doch noch gute fünf Stunden an meinen Entwürfen arbeiten können – ohne größere Unterbrechung. Jetzt wird es Zeit für eine heiße Dusche. Ich pfeffere meine Stifte in die Ecke des Tisches und suche mir in meinem Chaos frische Klamotten zusammen. Irgendwie habe ich es noch immer nicht geschafft hier Ordnung zu machen. Vielleicht schaffe ich es nach der Dusche.
Gerade als ich dabei bin, meinen Pullover loszuwerden, ertönt der Klingelton meines Handys. ‚Wer zum Teufel hat denn den Halsausschnitt so eng gemacht?‘ ,brummel ich vor mich hin, während ich blind – da mir der Pullover am Kopf feststeckt – nach meinem Handy suche.
Nachdem ich mit der Bettkante, wie auch allen weiteren Ecken in diesem Zimmer Bekanntschaft gemacht habe, finde ich das Telefon auf meinem Tisch unter einem Stapel Zeichnungen. Von Schmerzen geplagt, nehme ich das Gespräch entgegen und ziehe den Pullover einfach wieder an.
„Hei naapuri neinen!“, schmettert es mir entgegen.
„Oh Hei Mikko! Wie war die Probe?“, grinse ich durch die Leitung.
„Besser als gestern. Eicca meinte, dass du einen kleinen Apell an Perttu gegeben hättest? Hat wohl gefruchtet“, lacht er los, „…aber deswegen rufe ich nicht an.“
„Was gibt’s denn?“
„Du hast deinen Kalender hier vergessen. Habe ihn unter dem Küchentisch gefunden…muss dir wohl aus der Tasche gerutscht sein.“
„Oh Danke für die Info. Ich habe es noch gar nicht bemerkt“, bedanke ich mich bei Mikko, „kann ich ihn mir morgen Nachmittag abholen?“
„Wenn du heute Zeit hast, musst du nicht bis morgen warten.“
„W-w-was?“, stottere ich irritiert.
„Ich wollte heute Abend Sushi machen, wenn du Lust hast, kannst du gerne vorbeikommen. Es kommen auch noch ein paar Freunde vorbei.“
Warum werde ich das Gefühl nicht los, dass Mikko etwas vorhat?
„So kannst du auch gleich noch auf deine neue Wohnung anstoßen….mit dem besten und liebsten Nachbarn auf der ganzen Welt!“
„Oh Herr Mikko, Sie sind ja überhaupt nicht eingebildet“, lache ich los
„Wer? Ich? Nein, da musst du mich mit jemandem verwechseln!“
„Okay, überredet…ich komme, aber nur, weil ich meinen Kalender benötige und weil ich heute noch nichts gegessen habe!“
„Alles klar dann um acht bei mir! Nähdään!“
„Okay, bis dann!“
Während mir das heiße Wasser über den Körper läuft, schweifen meine Gedanken ab. Es ist schon erstaunlich. In vier Monaten, in denen ich mit Jonne zusammen in hier war, habe ich weniger Leute kennengelernt, als in den letzten zwei Tagen. So langsam wird mir bewusst, dass ich die letzten Monate fast zu Hause eingesperrt war. Großartig weggehen, war mit meinem Ex nicht drin. Für ihn gab es immer nur die Arbeit. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob er Freunde hat.
Das Wasser prasselt auf meine Haut und bringt immer mehr Gedanken zu Tage. Wieso waren wir eigentlich immer alleine zu Hause? Wenn das Telefon mal geklingelt hat, war es entweder Cora oder meine Eltern. Außer für seinen Job und seinen Meetings hat Jonne das Haus nie verlassen.
Im Gegensatz hierzu sind die letzten zwei bis drei Tage eine wilde Orgie gewesen. Allein die nette Begrüßung von Perttu heute Mittag auf der Straße. So etwas hätte Jonne nie getan – er hat das Haus ja sowieso nicht verlassen. Davon mal abgesehen.
‚Ach komm Anna, lass die Vergangenheit ruhen! Schau nach vorne und lebe dein Leben!‘ mahnt mich mein Gewissen.
Apropos Zukunft – wie spät ist es? Oh schon 18.52 Uhr. Jetzt aber schnell aus der Dusche raus und anziehen.
Im Spiegel schaut mich eine junge Frau an, die fest entschlossen ist, alles hinter sich zu lassen und nun ganz von vorne anzufangen.
Damit sich diese junge, entschlossene Frau auch richtig wohl fühlt, werde ich noch ein wenig Farbe in ihr Gesicht pinseln. Ein dünner Lidstrich, etwas Kajal und Wimperntusche und ein wenig Lipgloss – fertig. Jetzt gefällt mir mein Spiegelbild.
Pünktlich stehe ich vor dem großen Backsteinhaus mit der großen schwarzen Haustür, das in wenigen Tagen mein neues zu Hause sein wird und suche mal wieder einen Klingelknopf. ‚Super du hast vergessen nach Mikkos Nachnamen zu fragen, du Nuss‘, meckert meine innere Stimme mal wieder.
Es gibt nur ein Klingelschild auf dem als Vorname `M.‘ steht. Ich gehe das Risiko ein und klingel einfach. Die Tür geht mit einem leisen Summen auf. Während ich die Stufen nach oben steige, bestätigt sich meine Vermutung mit dem Klingelschild, denn ich höre Mikkos Stimme durch die offen stehende Wohnungstür. Oben angelangt erwartet er mich auch schon und steht an den Türrahmen gelehnt da.
„Terve!“ schmettert er mir mit einem extrem breiten Grinsen entgegen.
„Hei!“
„Komm doch rein. In der Küche auf dem Tisch liegt noch dein Kalender – falls du ihn vermisst.“
Ich betrete die Küche, wo Eicca gerade vom Stuhl aufspringt und mich begrüßt.
„Warst du heute Mittag auch schon so groß?“, frage ich irritiert und schaue an ihm hoch. Eicca lacht los und kontert mit einem „Nee, hab mich extra nochmal auf die Streckbank begeben!“
Nun muss ich auch lachen. Der Mann hat ein extrem ansteckendes Lachen. Mikko kommt zu uns in die Küche.
„Was ist denn hier so lustig? Ich möchte auch lachen!“
„Nichts, es war ein Insider“, wirft der lange Blonde in Mikkos Richtung.
„Wie Insider… ? Ihr kennt euch noch keine fünf Minuten und schon sowas…pah!“, schmollt Mikko gespielt und kann sich dabei das Grinsen nicht verkneifen.
„Oh ich habe ja völlig vergessen…magst du was trinken?“
„Ja, gerne“, gebe ich zurück.
„Bier?“
„Klingt gut“, grinse ich Mikko an.
Gerade als Mikko aus der Küche geht, um mir eine Flasche zu holen, ertönt die Klingel im Flur. Ich höre, dass Mikko den Türsummer betätigt und dann mit meinem Bier zurück in die Küche kommt.
Vom Treppenhaus ist aufgeregtes Geplapper zu hören. Das schein Mikko nicht besonders zu stören, er lehnt mit seinem Hintern an der Küchenzeile, hat die Beine überkreuzt, hält seine Bierflasche vor dem Bauch und schreit „wir sind in der Küche!“
„Wer ist wir?“
Ein dunkelbrauner, kurzhaariger Kopf streckt sich durch die Küchentür.
„Hei Paavo! Super, dass es bei dir doch noch geklappt hat!“, wendet sich Mikko freudestrahlend an den Kurzhaarigen, der gerade seinen Körper in die Küche nachzieht.
„Hyvää iltaa…oh ein fremdes Gesicht…ich bin Paavo - angenehm“, lächelt er mich an.
„Terve…ich bin…“ zu mehr komme ich nicht, da Eicca von seinem Stuhl aufspringt und sich zwischen uns schiebt.
„…das ist DIE Anna“, grinst er uns an.
„Oh nett dich kennenzulernen. Nun habe ich auch endlich ein Gesicht zu den Erzählungen….wo steckt der denn eigentlich?“, fragt Paavo in die Runde.
„Wer?“ ein weiterer Kopf streckt sich in die Küche.
„Der, der an dieser unheilbaren Krankheit leidet, Jukka“, grinst Eicca in Richtung der Tür.
„Hei! Ich bin Jukka!“
Jukka ist ein mittelgroßer, etwas untersetzter Kerl, mit dunkelblonden halblangen glatten Haaren.
„Terve! Mein Name ist Anna“, begrüße ich ihn.
Anscheinend hat Perttus Gefühlsleben schon die Runde gemacht, denn Jukkas Gesichtsausdruck nach, weiß er von wem gerade gesprochen wird.
Kommentarlos verlässt dieser wieder die Küche um sich etwas zu trinken zu holen.
„Bring mir mal ein Bier mit, bitte“, ruft Eicca hinterher.
„Mir auch“, gibt Paavo hinzu.
Jukka kommt mit drei Flaschen zurück und verteilt diese an die Besteller, danach prosten wir uns zu.
Eicca setzt sich halb auf die Tischplatte, Mikko lehnt weiterhin an der Küchenzeile, Jukka und Paavo gesellen sich dort hinzu.
„Was macht die Kunst“, fragt Jukka in die Runde.
„Mein neues Schlagzeug ist abholbereit. Werde wohl morgen Vormittag das edle Teil abholen und direkt in den Probenraum bringen. Kannst gerne helfen, Jukka", strahlt Mikko.
„Oh, morgen ist ganz schlecht. Ich habe seit neuestem eine Schlagzeug Allergie…ganz schlimm. Immer wenn ich einem Drumset zu nahe komme, fangen meine Finger an zu kribbeln und mein Bein macht komische Bewegungen“, lacht der Dunkelblonde los.
„Hahaha, diese Allergie kenn ich, die hab ich immer, wenn meine Frau will, dass ich ihr im Haushalt helfe“, grinst Paavo.
Alle lachen laut los.
„Tja mein lieber, dann darfst du wohl morgen früh dein neues Baby alleine an Ort und Stelle bringen. Ruf an, wenn du fertig bist!“, schlägt Eicca vor.
Mikkos Blick wandert zur großen Uhr über der Tür.
„So langsam hab ich Hunger…wer noch“, fragt er in die Runde um von seinem Helferproblem abzulenken.
Wirres Gemurmel geht los und wir wechseln von der Küche ins Wohnzimmer. Auf dem Tisch hinten links vor dem Fenster hat Mikko eine Art Sushi-Buffet aufgebaut. Sieht super aus. Er hat sich richtig ins Zeug gelegt um alle satt zu bekommen. Unter der Masse an rohem Fisch mit Reis, Dip-Soßen, sowie Rohkost, scheint der Tisch zu ächzen. Allerdings nicht lange. Die vier Herren stürmen quasi das Buffet und erleichtern es um einiges.
Gerade als ich mir meinen Teller bestückt habe, klingelt es an Haustür. Mikko sitzt ganz hinten im Eck seiner Couch und fragt mich mit vollem Mund, „Kammsch du gra ma bippe die Ür aufmahem?“
Ich stelle meinen Teller auf den Tisch des Buffets, husche aus dem Zimmer, betätige den Türsummer und öffne die Wohnungstür einen Spalt. Da fällt mir ein, ich habe meine Bierflasche noch in der Küche stehen. Wenn ich schon mal hier im Flur bin, kann ich mir die gleich mit ins Wohnzimmer zu meinem Essen nehmen.
Als ich, samt meiner Flasche, aus der Küche komme, blicke ich in die tiefgrünen Augen von Perttu, die mich freudestrahlend aber fragend ansehen. Auch meine Mundwinkel ziehen sich gerade ins Unermessliche nach oben.
„Terve!“, strahle ich ihn an.
„Hallo Anna. Was machst du denn hier?“
„Mikko hat mich angerufen, und gefragt ob ich Lust habe vorbei zukommen.“
„Dieser kleine….er hat heute Mittag gar nicht erwähnt, dass du auch hier sein wirst.“
Perttus Lächeln wird immer intensiver.
„Na ihr beiden, ist uns die Überraschung gelungen?“, erklingt Paavos Stimme aus dem Wohnzimmer.
Nun gebe ich Perttu endlich zur Begrüßung einen Kuss, welcher er auch gleich erwidert. Arm in Arm betreten wir zusammen das Wohnzimmer, wo wir sogleich von vier Augenpaaren erfasst werden.
„Hei Jukka, schön dich zu sehen“, schmettert Perttu durch den Raum zu dem kleinen Dunkelhaarigen und hebt begrüßend den Arm.
„Perttu altes Haus, wir haben uns ja schon ewig nicht mehr gesehen. Alles klar bei dir?“ ertönt es aus der Ecke, in der es sich Jukka bequem gemacht hat.
Ich gehe wieder an den Tisch, nehme mir meinen Teller und setze mich neben Eicca.
Während die Massen an Sushi vertilgt werden, unterhalten wir uns über Musik, Beruf, Politik und ich werde viel über Deutschland gefragt, was ich auch bereitwillig brav beantworte.
Nach dem Essen fühlen wir uns alle wie schwangere Seekühe. Mikkos Sushi sind die besten, die ich je gegessen habe.
„Kleiner Spaziergang im Mondschein, Kleines?“, haucht es in mein Ohr.
Ich drehe den Kopf und schaue tief in die Augen von Perttu.
„Gerne, das kann jetzt nur gut tun“, lächle ich ihn an.
Wir erheben uns von unseren Plätzen, da grinst uns Mikko entgegen: „Perttu, du weißt ja wo mein Schlafzimmer ist.“
„Danke, aber das brauche ich nicht“, zwinkert Perttu zurück, „wir sind dann mal eine Runde an der frischen Luft.“
Das Gelächter der Jungs schallt quer durch den Raum.
„Aha, so nennt man das jetzt!“ grinst Eicca frech.
„Ich möchte auch nochmal frisch verliebt sein“, erklingt Paavos Stimme aus dem Hintergrund.
Auch Jukka gibt einen Kommentar von sich, den ich allerdings nicht mehr verstehe, weil ich schon im Flur stehe und meine Jacke anziehe.
„Du Blödmann, wart nur ab, bis wir wieder hier sind“, lacht Perttu ins Wohnzimmer.
Als auch Perttu seine Jacke angezogen hat, verlassen wir zusammen Mikkos Wohnung und gehen in Richtung Park.

7Gute Vorsätze Empty Re: Gute Vorsätze So Jun 24, 2012 5:19 am

Deische

Deische

Nini schrieb:Ich hab zwar keinen PLan, ob es jemanden interessiert, aber da ich angefangen habe, werd ich euch jetzt auch bis zum bitteren Ende damit nerven....


Ob es jemanden interessiert? OB ES JEMANDEN INTERESSIERT?! Abgesehen davon, dass ich es immer lesen kann, interessiert es mich seeeeeeeeehr viel! Weil es einfach toll ist und schön und realistisch und... ja weiß nicht xD schön halt xDD Also weiter tippseln Very Happy

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8Gute Vorsätze Empty Re: Gute Vorsätze So Jun 24, 2012 5:25 am

Nini

Nini

Deische schrieb:
Nini schrieb:Ich hab zwar keinen PLan, ob es jemanden interessiert, aber da ich angefangen habe, werd ich euch jetzt auch bis zum bitteren Ende damit nerven....


Ob es jemanden interessiert? OB ES JEMANDEN INTERESSIERT?! Abgesehen davon, dass ich es immer lesen kann, interessiert es mich seeeeeeeeehr viel! Weil es einfach toll ist und schön und realistisch und... ja weiß nicht xD schön halt xDD Also weiter tippseln Very Happy

[Sie müssen registriert oder eingeloggt sein, um das Bild sehen zu können.] schon gut!!! Ich sag ja schon nichts mehr....

zu Befehl!!![Sie müssen registriert oder eingeloggt sein, um das Bild sehen zu können.] bin dabei ...

9Gute Vorsätze Empty Re: Gute Vorsätze So Jun 24, 2012 5:39 am

Deische

Deische

Nini schrieb:[Sie müssen registriert oder eingeloggt sein, um das Bild sehen zu können.] schon gut!!! Ich sag ja schon nichts mehr....

zu Befehl!!![Sie müssen registriert oder eingeloggt sein, um das Bild sehen zu können.] bin dabei ...
brave Nini, so ist das fein Very Happy

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10Gute Vorsätze Empty Re: Gute Vorsätze So Jun 24, 2012 5:43 am

Nini

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Jup, es reicht schon, wenn ich von einer immer Haue bekomme und geschuppst werde...da will ich es mir mit dir nicht verscherzen [Sie müssen registriert oder eingeloggt sein, um das Bild sehen zu können.]

11Gute Vorsätze Empty Re: Gute Vorsätze So Jul 08, 2012 8:38 am

Nini

Nini

Könnte mir vielleicht mal jemand sagen, dass ich euch hier noch was schuldig bin ..... [Sie müssen registriert oder eingeloggt sein, um das Bild sehen zu können.]

Falls jemand Interesse an Kapitel 5 hat....bitte sehr:

Die Uhr zeigt mittlerweile schon 22.53 Uhr. Aber es ist eine herrlich Nacht. Die Temperatur könnte etwas wärmer sein, aber ansonsten ist es sehr schön hier. Perttu hat seinen Arm um meine Schulter geschlungen und wärmt mich somit ein wenig. Wir sind schon fast eine Stunde unterwegs. Die Sushi sind schon lange verdaut, aber wir wollten einfach noch ein wenig alleine sein. Auch wenn die anderen vier total nett sind, mit Perttu alleine ist es viel schöner. Über uns funkeln die Sterne und um uns rum ist alles grün. Ab und zu kommen uns ein paar Leute entgegen, die sich auf dem Heimweg von einer Bar oder Kneipe befinden.
Meine Freude über die wundervolle Nacht, schwindet ein wenig, als ich auf dem Weg vor uns Jonne entdecke, der schnurstracks in unsere Richtung steuert.
Nervös sehe ich mich um. Vielleicht entdecke ich eine Abzweigung oder etwas, wo wir meinem Ex aus dem Weg gehen können. Perttu bemerkt meine Nervosität und drückt den Arm fester um mich.
„Was ist denn los?“, fragt er besorgt.
„Der Kerl da vorne, mit der grünen Jacke, das ist Jonne – mein Ex. Er muss uns ja nicht gerade hier in die Arme laufen“, antworte ich mit zitternder Stimme.
„So schlimm wird es schon nicht werden. Wir sind doch keine Kinder mehr“, versucht er mich zu beruhigen.
Je näher wir uns entgegenkommen, umso nervöser werde ich. Irgendwann erkenne ich, dass Jonne leicht schwankt. ‚Na bravo, nun ist der Depp auch noch betrunken…das kann ja lustig werden‘, schießt es mir durch den Kopf.
Mein Körper fängt an zu zittern und leichte Panik macht sich breit. Mir schießt das Telefonat wieder in mein Bewusstsein. „Wenn ich den in die Finger bekommen, mache ich ihn platt“, hatte Jonne gedroht.
Ich hoffe weiterhin, dass er so sehr mit sich selbst beschäftig ist, dass er uns nicht bemerkt. Und falls doch, dass er friedlich bleibt und seine Drohung vergessen hat.
Ich weiß, wie Jonne sein kann, wenn ihm etwas nicht in den Kram passt. Solche Situationen gab es zwar nicht viele, aber die wenigen sind mir noch gut in Erinnerung geblieben. Und das möchte ich nicht noch einmal mit ansehen müssen – besonders nicht mit Perttu an meiner Seite.
Mir ist eine Situation besonders im Gedächtnis geblieben.
Damals waren Jonne und ich zusammen auf dem Hamburger Dom. Er hatte etwas getrunken – vielleicht auch ein oder zwei Bier zu viel. Wir saßen auf einer Bierbank und ein junger Mann setzte sich neben mich und fing an sich mit mir zu unterhalten. Jonne fand das weniger toll, stand auf, packte den jungen Mann am Kragen und stieß ihn rückwärst von der Bank. Wäre ich nicht dazwischen gegangen, hätte es den armen Kerl noch schlimmer erwischt.
Jonne kommt immer näher geschwankt und ist nur noch weniger Meter vor uns. Meine Gedanken fangen an zu rasen, um eine Lösung zu finden. Aus einer Kurzschlussreaktion heraus, drehe ich mich vor Perttu, falle ihm um den Hals und beginne ihn fordernd zu küssen. Zuerst spüre ich Perttus Irritation, die sich aber schnell legt und er steigt leidenschaftlich in den Kuss mit ein.
Ich hoffe, dass Jonne mich nicht erkennt, wenn er so an uns vorbei geht.
Perttus Hände fahren an meinem Rücken unter meine Jacke und streichen fest darüber. Auch meine Hände wandern unter sein Shirt. Wir stehen, der Leidenschaft verfallen, im Mondlicht und ich habe den Grund dieses Kusses schon fast völlig verdrängt, als ich plötzlich einen kräftigen Griff an meiner Schulter spüre, der mich nach hinten reißt. Unsanft lande ich auf meinen vier Buchstaben. Als ich nach oben sehe, blicke ich in, vor Wut funkelnde, blaue Augen. Und mein rechtes Handgelenk wird nach oben gerissen.
„Du g-g-gleines Flittschen!“, brüllen mich die blauen Augen an.
„Jonne, was soll das? Bist du denn wahnsinnig geworden?“, schreie ich ihn an und versuche mich vom Kiesweg aufzurappeln.
Perttu eilt mir zur Hilfe und wird gleich darauf zurückgewiesen, indem sich Jonne zwischen uns drängt.
„Verdammt Jonne, schlaf deinen Rausch aus und lass mich endlich in Ruhe“, schreie ich weiter.
„Du has mir ga nix su sagen…du komms mit mir mit….“, lallt er mich an.
„Nein, sie wird nicht mitgehen!“
Perttu stellt sich vor mich und hält Jonne am ausgestreckten Arm von sich weg.
„Verpiss dich, duuuhuuuu…du...“
„Was willst du? Geh nach Hause und beruhig dich mal wieder.“
„Aschloch, lass mich in Ruhe. Isch nehm die jez mit. Die gehöt mia!“, lallt Jonne schwankend an Perttus ausgetrecktem Arm und versucht dabei immer wieder an mich ranzukommen.
„Ich gehöre niemandem, verdammt nochmal! Und jetzt mach, dass du Leine ziehst!“
In diesem Moment erwischt Jonne mein Handgelenk und zieht mich näher an sich heran. Ich wehre mich, so gut ich kann. Es bringt allerdings nicht viel. Im ersten Moment bin ich so geschockt über die Situation, dass ich nicht wirklich weiß, was ich machen soll. Kurzerhand trete ich ihm zwischen die Beine. Mein Angreifer bricht stöhnend vor uns auf dem Boden zusammen. Das nehme ich als Chance, um wegzukommen. Ich greife nach Perttus Hand und ziehe ihn von dem winselnden Häufchen weg.
„Wow, was war das denn?“, fragt er irritiert, während ich ihn noch immer hinter mir her durch den Park ziehe.
„Ich wusste einfach nicht mehr, was ich machen soll. Das war der einzige Ausweg, den ich gesehen habe.“ Nun laufen mir die Tränen in Strömen übers Gesicht. Meine Lunge fühlt sich an, als würde sie jeden Moment reißen. Einfach nur weg hier, weit weg. Nach ein paar hundert Metern, die sich wie Kilometer anfühlten, lasse ich mich auf eine Parkbank fallen und reibe mir über mein schmerzendes Handgelenk. Die Tränen versiegen nicht. Obwohl ich froh bin, endlich dort weg zu sein, kann ich nicht aufhören zu weinen. Perttu setzt sich neben mich und nimmt mich in den Arm. Mein Gesicht in seine Jacke vergraben, kann ich mich langsam beruhigen.
„Es tut mir so leid, dass das alles passiert ist.ich wollte dich da nicht mit rein ziehen. Ich dachte nur er würde uns nicht erkennen, wenn wir…“
„Du kannst doch nichts dafür“, unterbricht er mich, „mich wundert es, dass er bei diesem Seegang überhaupt noch etwas auf die Reihe bekommen hat.“
„Ja, er hat Übung.“ Ich ringe mir ein leichtes Lächeln ab. Welches aber eher einer Grimasse gleicht.
Perttu nimmt mein, mit Tränen überströmtes, Gesicht in beide Hände und gibt mir einen zärtlichen Kuss. Langsam fällt meine Anspannung ab.
„Das war allerdings ein gekonnter Tritt in die richtige Region. Muss ich mir jetzt Gedanken machen, Kleines?“, grinst Perttu mich an.
„Tja, nun hast du ja gesehen, zu was ich in der Lage bin…leg dich also besser nicht mit mir an.“ Drohend halte ich meine Hand in die Höhe. Das war keine gute Idee. Blitzartig durchfährt es diese mit einem stechenden Schmerz, der mich zusammenzucken lässt.
„Was ist los?“
„Keine Ahnung, mein Handgelenk tut höllisch weh.“
„Zeig mal her.“
Der Schwarzhaarige untersucht vorsichtig die schmerzende Stelle.
„Sieht nach ner Verstauchung aus…das sollten wir lieber kühlen, bevor es dich und blau wird.“
Gleichzeitig erheben wir uns von der Bank und begeben uns auf den Heimweg.
„Komm wir gehen zu mir. Das ist jetzt der kürzeste Weg. Und zudem müssten wir dann wieder an DIESER Stelle vorbei. Wer weiß, ob Jonne noch dort jammert.“
„Von mir aus“, gebe ich resigniert zurück.
Perttu kramt sein Mobiltelefon aus seiner Hosentasche und gibt den anderen Bescheid, bevor sie weiterhin auf uns warten.
„…nein, das hat gar nichts damit zu tun…kann ich dir das morgen erklären?... alles klar. Grüße an den Rest…bis morgen!“ Mehr vernehme ich nicht von dem Telefonat, da meine Gedanken bei dem Übergriff hängen. Wieder fange ich an leicht zu zittern.
Irgendwann stehen wir vor dem Neubau, in dem sich Perttus Wohnung befindet. Wie wir herkamen, oder wie lange wir unterwegs waren, kann ich nicht sagen. Während des gesamten Weges fuhren meine Gefühle Achterbahn und meine Gedanken führten einen Ringkampf auf. Immer wenn ein Gedanke oder eine Erinnerung aufzulodern schien, wurde diese von einer Anderen wieder zu Boden gedrückt.
Wie konnte ich die letzten Monate nur so blind sein? War Jonne schon immer so ein aggressiver Kerl? Und warum ist er in letzter Zeit dauernd blau?
„…besser gehen.“ Mir wird ein Glas Wasser entgegengestreckt.
Fragend sehe ich in die zwei Smaragde.
„Trink mal ein Glas Wasser, danach wird es dir hoffentlich etwas besser gehen“, wiederholt er sich.
Dankend nehme ich das Glas entgegen und setze mich auf die Couch. Perttu verschwindet wieder aus dem Raum und lässt mich mit meinen Gedanken alleine. Ich lehne mich auf der Couch zurück und schließe die Augen.
Ein wirrer Tanz der Ereignisse beginnt. Jonne greift mich an und versucht mich in eine Höhle zu ziehen. Ich wehre mich so gut ich kann, komme aber gegen seine Kraft nicht an und ich spüre, wie mein Handgelenk zerberstet. Am Höhleneingang stehen in Reih und Glied Bierflaschen und andere alkoholische Getränke – alle grinsen mich hämisch an. Jonne zerrt und reißt an meinem Arm. Ich versuche weiterhin dem schwarzen Loch zu entkommen.
Hinter mir erscheint auf einmal Perttu – als strahlender Ritter. Er schmeißt sich zwischen meinen Angreifer und mich, befreit mich aus seinen Fängen und trägt mich auf Händen weg von der dunklen, unendlich tiefen Höhle.
Als ich die Augen wieder aufschlage, bin ich zugedeckt bis unters Kinn und mein Handgelenk ist verbunden. Die Uhr zeigt 1.28 Uhr.
Neben mir auf der Couch ist Perttu eingeschlafen, mit der Fernbedienung in der Hand. Auf dem Bildschirm flackern Bilder aus irgendeinem historischen Kriegsfilm. Kenn ich nicht. Gerade als ich mich aufrichte, hebt sich der schwarze Haarschopf neben mir und die zwei Smaragde blinzeln mich verschlafen an.
„Geht’s dir gut?“ Schlaftrunken.
„Ja danke, ich habe nur Blödsinn geträumt.“
„Hast du noch Schmerzen? Sitzt der Verband zu fest?“
Wow, neben mir sitzt Mutter Teresa persönlich.
„Danke“, mehr bekomme ich gerade nicht raus.
„Wofür?“ Mich trifft ein irritierter Blick.
„Für alles. Dass du dich vorhin so für mich eingesetzt hast… Für deine Fürsorge und hierfür.“ Ich heb meine rechte Hand nach oben, um ihm den Verband entgegenzustrecken.
Zwei zärtliche Arme umschließen mich, ein weiches Lippenpaar trifft die meinen und ich verliere mich in dem ewigen grün seiner Augen.

„Kann ich heute Nacht hier bleiben“, frage ich unsicher.
„Was ist das denn für eine Frage? Das hättest du erst gar nicht fragen müssen. Ich würde dich nicht gehen lassen – besonders heute Nacht nicht“, mahnt er mich sachte.
Perttu schaltet den Fernseher aus und wir begeben uns ins Schlafzimmer.
Im Bett schmiege ich mich ganz eng an ihn, er schlingt die Arme um mich und ich schlafe schnell zufrieden und behütet ein.
Vogelgezwitscher und warme, helle Sonnenstrahlen holen mich aus einem sehr unruhigen und wenig erholsamen Schlaf. Jede Bewegung schmerzt und in meinem Kopf tanzen tausende Elefanten Samba.
Ich fühle mich, wie nach einer durchzechten Nacht.
Neben mir schlummert selig ein schwarzhaariges Bündel und knurrt kurz, als ich mich aus seiner Umarmung löse um aufzustehen.
Ich setze mich auf und beobachte, wie eine dünne Haarsträhne sich immer wieder, mit jedem Atemzug, vor Perttus Gesicht auf und ab bewegt. Vorsichtig streiche ich ihm die Strähne hinters Ohr. Sein ruhiger Atem strahlt eine wahnsinnige Ruhe aus. Ich könnte stundenlang daneben sitzen und seinen Schlaf beobachten.
Die Natur verlangt nach ihrem Recht. Langsam schiebe ich mich unter der Decke hervor und setze erst das rechte und dann das linke Bein auf den Fußboden. Mein Kreislauf macht wohl gerade eine Pause seiner sonstigen Aktivität. Beim Aufsehen wird mir schwindelig und ich muss mich am Bettrand abstützen um nicht zu stürzen. Wackelig und mit weichen Knien taste ich mich an der Wand entlang Richtung Bad.
Nachdem mein Gesicht sich heute Morgen mit kaltem Wasser angefreundet hat, geht es meinen wackeligen Beinen besser und ich kann wieder ohne Stütze laufen.
Das nutze ich aus, um in der fremden Küche Kaffee zu kochen. Das schwarze heiße Gold, wird mir hoffentlich zum endgültigen Wachwerden verhelfen. Nach nur zwei Schranktüren, die ich geöffnet hatte, habe ich das Pulver gefunden und die Maschine brodelt leise vor sich hin.
Bis der Kaffee durchgelaufen ist, werde ich mich an mein Telefon hängen. Was sagt die Uhr? Kurz vor neuen – Samstag. In Deutschland ist es kurz vor acht. Was solls…Cora kann noch genug schlafen, wenn sie tot ist. In meiner Tasche angle ich mal wieder nach dem kleinen verflixten Handy. Warum versteckt sich das auch immer so gut in den Tiefen meiner viel zu großen Tasche? Gefunden! Aus dem Telefonbuch suche ich Coras Nummer heraus und wähle diese.
„J-jaa-aaa“, gähnt es mir aus dem Lautsprecher entgegen.
„Huomenta, ich habe dich doch nicht geweckt?“, frage ich leise.
„Nein, das Telefon hat geklingelt…musste ja eh auf-steh-en“, gähnt es erneut.
„Tut mir leid Süße, aber…aber ...“
„Oh, das klingt nicht gut, was du da so vor dich hin stammelst.“
„Naja, ich hatte gestern eine kleine Auseinandersetzung mit Jonne. Fazit: handgreiflich ist er mir ein wenig überlegen, mit Fußtechnik habe ich ihn k.o. gehen lassen“, leichter Stolz schwingt in meiner Stimme mit.
„Bitte was? Wie darf ich das denn verstehen?“ Coras Stimme ist klingt jetzt hellwach und erste Anzeichen von Aufregung sind vernehmbar.
Ich erkläre ich den gestrigen Abend, Angefangen bei Mikko, über den Spaziergang im Mondschein und das Antreffen von Jonne im Park.
Cora flucht, schlimmer als ein Bauarbeiter zu seinen besten Zeiten. Wenn sie mal richtig loslegt, würde jeder Kiez-Türsteher rot werden.
Nur allmählich kann ich Cora wieder auf eine normale Lautstärke und Stimmlage bringen. Und ich kann sie gerade eben noch davon anhalten, den nächsten Flug von Hamburg nach Helsinki zu buchen. Aber ich muss versprechen, dass ich nicht alleine meine restlichen Sachen bei Jonne abholen werde. Ich werde mich hüten. Nach der gestrigen Aktion, bin ich froh, wenn ich den Mann so schnell nicht mehr sehen muss.
„Ah da fällt mir grad ein: Nachher gehe ich meinen Mietvertrag unterschreiben. Da freue ich mich riesig drauf! Endlich wieder Herr über das eigene Reich sein. Ich kann es kaum noch erwarten!“, strahle ich.
„Das glaube ich dir gern Schatzi!“
Der Kaffee ist mittlerweile durchgelaufen und im Schlafzimmer vernehme ich Geräusche.
„Cora-Mausi, ich mach dann mal Schluss. Klingt als wäre mein Ritter wach“
„Dann mal los. Bedank dich für die edle Rettung. Ich hab dich lieb!“
„Ich hab dich auch lieb…bis die Tage!“
Die verschlafene Gestallt kommt, in Boxershorts gekleidet, in die Küche.
„Ich hab dich auch lieb!“ lächelt er völlig zerknittert und strubbelt sich durch die langen Haare.
„Oh vielen Dank.“
Sofort spüre ich, wie sich meine Gesichtsfarbe in ein verlegenes rot färbt.
„Kaffee?“
„Oh, du hast alles gefunden…toll, ich könnte mich daran gewöhnen, dass mir jemand Kaffee kocht“, grinsen mich zwei smaragdgrüne Augen an.
„Hey, ich mutiere jetzt aber nicht zur Hausangestellten! Aber heute mache ich eine Ausnahme…für meinen edlen Retter.“
Ich gehe zur Maschine, schnappe mir einen roten Kaffeebecher, fülle diesen mit schwarzem Gold, drehe mich zu Perttu um, gebe ihm zum Dank einen langen intensiven Kuss und drücke ihm den Becher in die Hand.
Lasziv verlasse ich die Küche und lass einen ziemlich verdutzen jungen Mann zurück. Als ich im Schlafzimmer gerade meine Kleider zusammensuche, klingelt in der Küche mein Telefon.
Perttu kommt mir mit dem nervigen kleinen Teil entgegen. Die Anruferkennnung zeigt in großen Buchstaben den Namen meines Ex an. Genervt verdrehe ich die Augen und unterdrücke den Klingelton.
„Willst du nicht ran gehen?“, grinst Perttu verschmitzt.
„Ich habe gerade besseres zu tun.“
„So? Was denn?“ Schuljungenhaft. Perttu folgt mir in sein Schlafzimmer. Noch immer trägt er den roten Kaffeebecher in der Hand.
Vor dem Bett drehe ich mich zu ihm um, nehme ihm den Becher aus der Hand, stelle diesen auf die Nachtkonsole und ziehe mein Gegenüber langsam zu mir hinunter.
„Du hast mir immer noch nicht verraten, was deine besseren Pläne sind, anstatt zu telefonieren“, haucht es an meinem Ohr.
Ich lehne mich zurück, bis mein Rücken komplett auf der Matratze liegt, ziehe Perttu an den Schultern zu mir und gebe ihm einen fordernden, langen Kuss.
„Muss ich es noch erklären?“ hauche ich ihn an.
Grinsendes Kopfschütteln, das immer näher an mein Gesicht kommt.
In meinem Bauch entfacht ein wahnsinniges Feuerwerk. Es wandert langsam in Richtung meines Unterleibs. Tausende kleine Lichter tanzen vor meinen Augen, als Perttu mit seiner Hand unter mein Shirt fährt und dieses über meinen Kopf zieht.
Gleichstand – wir tragen beide nur noch Unterhosen.
Heute möchte ich die Führung übernehmen. Mit einem leichten Ruck, schmeiße ich Perttu neben mich aufs Bett und knie mich über ihn. Mit meinen Zähnen knabbere ich zärtlich seine Ohrläppchen, was ihm leises Stöhnen entweichen lässt. In seiner Shorts hat sich bereits eine deutliche Beule gebildet. Diese bearbeite ich mit meiner linken Hand, indem ich immer wieder mit der flachen Hand drüber streiche.
Als der Schwarzhaarige unter mir versucht die Oberhand zu gewinnen, hindere ich ihn daran. Sanft, aber bestimmt drücke ich ihn zurück in die Matratze.
„Ah so sieht die Sache aus…heute m-mal do-do-dominant“, stöhnt er auf.
„Nicht gut?“
„Oh d-doch!“
Meine Zunge wandert zu seinen harten Brustwarzen und spielt damit. Immer wieder stöhnt Perttu erregt auf. Das ist das Zeichen für mich, damit ich ihm den letzten Fetzen Stoff vom Körper ziehen kann.
Perttu liegt vor mir auf dem Bett, wie Gott ihn schuf – und der Tätowierer verschönerte. Mit sanftem Griff umschließe ich das geschwollen Glied und gleite langsam auf und ab.
Mein Slip stört. Weg mit dem Teil. Zurück aufs Bett gekrabbelt, setze ich mich auf Perttu und er dringt ein. Mein stöhnen übertönt das seine. Perttu setzt sich auf und greift beherzt an meine Hüften. Unterstützend hebt er mich auf und ab und vergräbt sein Gesicht in meinem Dekolletee und saugt an meiner Brust.
Vor Erregung werfe ich den Kopf in den Nacken. Mein Stöhnen wird lauter und schneller. Ich komme zum Höhepunkt. Der Schweiß rinnt mir an der Wirbelsäule entlang. Meine Bewegung wird sanfter und langsamer. Die tiefgrünen Augen strahlen mich an, als ich meine Augen wieder öffne. Perttu schmeißt mich auf den Rücken und stößt weiter zu. Seine Zunge forscht in meinem Mund jeden Winkel ab und fordert damit mehr. Sein Rhythmus wird schneller. Sein Stöhnen wird heißer und der Schweiß läuft ihm übers Gesicht. Ich spüre, wie er über die Klippe springt und sich erschöpft auf meinen Körper legt.
Ich spiele schließe die Augen uns spiele mit einer dünnen schwarzen Haarsträhne. Bis mich völlige Dunkelheit umhüllt.
Kann mir mal jemand erklären was mit meiner Libido los ist? So kenne ich mich nicht. Aber es ist toll. Perttu rollt sich zur Seite und grummelt zufrieden vor sich hin. Ich schmiege mich ganz eng an seinen heißen, verschwitzen Körper, lege den Arm um ihn und küsse seinen Nacken. Gänsehaut entsteht. Gerne würde ich noch länger so liegen bleiben, aber die Natur verlangt einmal mehr nach ihrem Recht.
Wenn ich schon mal im Bad bin, kann ich auch gleich unter die Dusche.
„Perttu, hast du was dagegen, wenn ….“ Zu mehr komme ich nicht. Er unterbricht mich.
„Nein, kannst gerne unter die Dusche.“
„Danke!“ Ich stehe gerade unter dem heißen, prasselnden Wasserstrahl als die Tür aufgeht.
Ein schwarzer verstrubbelter Haarschopf schiebt sich durch den Duschvorhang.
„Darf ich einsteigen“, fragt er, bis über beide Ohren grinsend.
„Klar, hier ist genug Platz für zwei.“ Ich trete zwei Schritte zur Seite und mache den Weg frei. Gemeinsam unter dem heißen Wasserstrahl zu stehen ist aufregend. Ich fühle mich wie ein verliebter Teenager zu hochzeiten. Jede Berührung von Perttu verursacht auf meinem Körper meterdicke Gänsehaut.
Noch ein feuchter langer Kuss und ich steige tropfnass aus der Dusche.
Mittlerweile zeigt die Uhr ein paar Minuten nach zwölf. So langsam sollte ich mich sputen. Da ich vom Herrn des Hauses eine Zahnbürste bekommen habe, habe ich das wichtigste ja hier. Nur meine Schminksachen sind noch im Hotelzimmer – Mist. So kann ich doch nicht unter die Leute. Ich bin heute noch blasser als sonst. Aber wie sollte es nach den Ereignissen der letzten Nacht auch anders sein.
Leise fluche ich vor mich hin.
„Kleines, wenn du da die Schublade aufziehst, kannst du dich bedienen.“
Perttu streckt den nassen Kopf durch den Duschvorhang und zeigt auf eine kleine Kommode links neben dem Waschbecken.
„Hä?“
Ich ziehe die oberste Schublade auf und blicke in eine große Sammlung von Schminkutensilien – Makeup, Kajalstifte, Puder, Eyeliner.
„Ähm Süßer, wieso ist deine oberste Schublade hier voller Schminke?“ Meine Stirn legt sich in Falten.
„Du hast wirklich noch nie einen unserer Auftritte oder Fotos von uns gesehen!“, lacht Perttu hinter dem Vorhang.
„Ich sagte doch schon, ich habe keinen Plan!“ In meiner Stimme liegt viel Irritation – Männer, Schminke und klassische Instrumente. Das kann nichts werden.
„Das müssen wir ändern! Gibst du mir bitte mal ein Handtuch?“
Ich mache, was mir aufgetragen wird.
Noch immer über den Inhalt der Schublade verwirrt, greife ich mir das benötigte heraus und mache mich fertig.
Jetzt macht sich mein Magen bemerkbar – Hunger. Ich beschließe mir unterwegs etwas zu Essen zu besorgen. Ich habe keine Zeit mehr, mein Termin mit meinem zukünftigen Vermieter rückt immer näher.
Perttu bittet mich, Mikko etwas mitzunehmen. Was ich gerne mache. Ist immerhin für meinen neuen Nachbarn.
Den Umschlag mit einem USB-Stick, für Mikko, stecke ich in meine Tasche und verabschiede mich von Perttu.
An der großen schwarzen Holztür angelangt, atme ich noch einmal tief durch und klingel an meiner zukünftigen Klingel. Leises Summen gibt mir das Zeichen an der Tür zu drücken.
Björn steht wieder, wie am Vortag, mit zerzausten Haaren, an den Türrahmen gelehnt und erwartet mich schon.
„Schön, da bist du ja schon. Herr Kojalainen ist noch nicht da.“
„Päivää Björn!“
Und wieder war das dieses kleine nervige Wort.
„Komm doch schon rein. Kann ich dir etwas anbieten während wir warten - Kaffee?“
Ich bin sehr froh, dass es in diesem Land nur so von Koffein-Junkies wimmelt. Hier passe ich hin – absolut.
„Kaffee klingt hervorragend“, lächle ich Björn an, der sich wieder mit krauser Nase die Brille ins Gesicht schiebt.
„Schön, dann gehen wir in die Küche. Tut mir leid wegen der Unordnung. Ich habe bereits die meisten meiner Sachen in Kartons verstaut und fahre so langsam mal nach und nach meine Habseligkeiten weg.“
Überall stehen offene Kartons rum, manche gefüllt bis unter den Rand, andere nur zur Hälfte.
„Setz dich doch.“ Er zeigt auf einen freien Stuhl neben dem Esstisch.
„Danke sehr.“
„Schön, magst du Zucker, Milch?“
„Nur Milch.“
Gerade als er mir die Tasse hinstellt – mich wundert es, dass die auch noch nicht eingepackt sind, klingelt es und Björn entschuldigt sich, geht zur Tür.
Den Kartons nach, dürfte der komplette Hausstand der gesamten Mieter verpackt werden können. Wie kann man nur so viel Kram haben?
Zusammen mit einem älteren, grauhaarigen Herrn kommt Björn wieder zurück.
„Hyvää Päivää, minä olen Pekko Korjalainen.“ Eine kräftige Hand streckt sich mir mit einem freundlichen Lächeln entgegen.
„Hyvää Paivää, olen Anna Kanter. Olen saksalainen ja assu Suomessa neljä kuukautta.“ Somit wären meine Herkunft und mein holpriges Finnisch auch gleich erklärt.
Herr Korjalainen fragt nach meinem Beruf. Ich erkläre ihm, womit ich meinen Lebensunterhalt verdiene und dass ich die Wohnung gerne auf längere Zeit mieten möchte.
Nachdem alle Details zu meiner Person, meiner Arbeit und meinem Umfeld geklärt sind, wechselt unsere Unterhaltung in Smalltalk. Kurz bevor Herr Korjalainen den Heimweg antritt, legt er mir den vorgefertigten Mietvertrag vor, bittet mich, ihn in aller Ruhe durchzulesen und ihn dann zu unterschreiben.
Ich überfliege die vier Blätter, sehe auf den ersten Blick keinen Haken und unterschreibe.
„Sie hätten ihn mir auch zuschicken können.“
„Das passt schon, ich bin mir sicher, dass ich soeben das Richtige gemacht habe“, lächle ich meinen Vermieter an.
„Schön, dann haben wir ja jetzt etwas zu feiern“, ertönt es aus dem Hintergrund. Björn hatte sich in der letzten halben Stunde etwas zurückgezogen und nebenher weiter Sachen verpackt.
„Darf ich noch etwas anbieten?“
„Für mich nicht. Ich habe noch einen Termin heute. Muss dann auch los.“
Herr Korjalainen steht auf und zieht sich seine Jacke über.
„Danke, ich muss ebenfalls passen. Mein Tagesplan hat noch einiges mit mir vor.“
„Frau Kanter, dann werde ich Ihnen den Schlüssel aushändigen, sobald Herr Tarannen ausgezogen ist.“
„Danke, das ist nett. Meine Telefonnummer haben Sie ja. Ich erwarte Ihren Anruf.“
Gemeinsam begeben wir uns zur Tür. Björn begleitet uns.
Wir geben uns die Hände.
„Näkeniim“
„Näkeniim“
Herr Korjalainen geht die Treppe hinunter und ich muss noch einen Stock höher zu Mikko. Obwohl ich es ihm ansehe, dass er gerne fragen würde, wohin ich gehe, verkneift sich mein Vermieter die Frage.
Ich klopfe an Mikkos Wohnungstür. Aus dem Inneren der Wohnung ertönen ein Poltern und ein gedämpftes „Paskat.“ Lachend schüttle ich den Kopf.
Sich das Schienbein reibend, öffnet Mikko die Tür und ist doch sehr erstaunt über meine Anwesenheit.
„Hei! Was machst du denn hier?“
„Danke, es ist auch nett dich zu sehen!“, grinse ich ihn an. „Hast du dir etwas getan?“
„Ach passt schon, ich bin über meinen Couchtisch gestolpert. Aber komm doch rein.“
„Geht leider nicht, ich habe heute noch einiges vor. Und wenn ich jetzt bei dir versacke, wars das dann für heute. Ich wollte dir nur eben den da vorbei bringen.“ Ich strecke ihm den USB-Stick und den Umschlag entgegen.
„Ah, ist sich Herr Kivilaakso nun schon zu fein, seine Werke selbst vorbei zubringen?“, lacht Mikko los und seine halblangen, strähnigen Haare wippen auf und ab.
„Nein, ganz so schlimm ist es nicht. Ich habe eben meinen Mietvertrag hier unterschrieben. Da war ich doch prädestiniert dafür, den Boten zu spielen.“
Mikko erzählt mir noch, dass er jetzt endlich sein neues Drumset im Probenraum stehen hat und dass ich es mir unbedingt ansehen muss.
Was haben die Männer heute nur? Perttu will unbedingt, dass ich mir einen Auftritt ansehe, Mikko muss mir unbedingt sein neues Drumset zeigen – Musiker.
Ich verspreche Mikko, dass ich demnächst mal vorbeischauen werde.
In Mikkos Augen sehe ich, dass er nur zu gerne wissen möchte, weswegen Perttu und ich gestern Abend nicht wieder aufgetaucht sind. Nachdem er sich nicht traut zu fragen, oder es seine gute Erziehung verbietet fange ich von mir aus an, zu erzählen. Allerdings nur die Kurzversion.
In Mikkos Gesicht zeichnet sich Schrecken ab.
„Alles ok bei euch?“ fragt er sorgenvoll.
Ich hebe meine verbundene Hand.
„Bis auf das da, ist wieder alles ok!... So, nun muss ich aber los…wir sehen uns!“
„Alles klar…bis die Tage, Anna!“
Auf dem Absatz mache ich kehrt und eile aus dem Haus.



12Gute Vorsätze Empty Re: Gute Vorsätze Sa Jul 21, 2012 9:46 am

Nini

Nini

So langsam muss ich mich mit der Fortsetzung echt ranhalten....viel Vorsprung hab ich nicht mehr Wink

So, wenn jemand lesen möchte...hier bitte, Teil 6 - diesmal hat irgendetwas etwas gegen die beiden Suspect :

Bing. Bing. Bing. Bing. Mein Postfach füllt sich binnen Sekunden mit Emails.
Termine zur Modenschau. Gesamtversammlung am 25. – oh das ist in fünf Tagen. Anregungen zur neuen Kollektion. Lagebericht meines Bruders. Er hat eine neue Freundin und für ihn ist es mal wieder die große Liebe. Wie oft hat er das schon gesagt. Aber so ist man wohl mir Anfang zwanzig. Jede neue Frau ist die, bei der man für immer bleiben möchte, jede Trennung ist die schlimmste überhaupt. Nun aber zurück zur Hauptversammlung. Meine Chefin hätte mich gerne dabei. Dann werde ich sofort nach einem Flug schauen. Meine Eltern freuen sich bestimmt auch, wenn ich mich mal wieder blicken lasse.
Flug gebucht. Was steht als nächstes auf dem Programm? Abrechnungen schreiben, damit sich das Bankkonto wieder freut.
Die nächsten zwei Stunden verbringe ich damit Rechnungen zu schreiben, Formulare auszufüllen und Unterlagen zusammen zu stellen. Dann habe ich keine Lust mehr. Den Rest kann ich morgen früh erledigen.
Ich bekomme etwas Sehnsucht, nehme mein Telefon zur Hand und suche aus den Kontakten Perttus Nummer raus.
„Kyllä?“ Vorsichtig, als könnte etwas aus dem Telefon springen.
„Hei! Perttu ich bins, Anna!“
„Oh das ist aber eine Überraschung. Ich habe eben an dich gedacht. Wo hast du denn meine Nummer her?“ Seine Stimme klingt so aufrichtig.
„Schön, dass ich dich überraschen kann. Auch ich musste an dich denken, sonst hätte ich auch nicht angerufen. Mikko war vor zwei Tagen so frei und hat sie mir gegeben. Ist doch okay gewesen, oder?“
„Klar, nun haben wir endlich auch unsere Telefonnummern“, lacht es mir ins Ohr.
„Ich habe mir eben einen Flug nach Hamburg gebucht. Am Dienstag fliege ich abends nach Hamburg – geschäftlich. Werde wohl auch drei bis vier Tage bleiben.“
„Das freut mich für dich. Aber dass du mir wieder zurück kommst. Sonst ist es hier so leer ohne dich.“ Gespieltes Schmollen dringt durch den Lautsprecher. Oder ist sein Schmollen echt?
„Ich habe nichts anderes vor. Mittwochs hat meine Chefin eine Sitzung einberufen und danach möchte ich mich noch bei meinen Eltern blicken lassen. Sollte ich schon machen, wenn ich in Deutschland bin. Und zudem kann ich dann noch etwas wärme tanken.“
„So, ist Ihnen das Klima hier in meinem Land etwa zu frisch?“ Ein strenger Ton trifft mein Ohr.
Ich pruste los. Wenn Perttu diesen Ton anschlägt, klingt das so lustig.
„Sorry Süßer, aber wenn man nicht hier geboren ist, kann einem die Kälte schon ein wenig zusetzen. Aber ich werde mich schon noch daran gewöhnen“, beruhige ich ihn.
„Das klingt hervorragend!“ Freude macht sich in meiner Brust breit.
Wie kann mir dieser Mann nur so schnell einen Strich durch mein Vorhaben machen? Ich wollte doch nichts mehr mit dieser Spezies zu tun haben. Und nun grinse ich von einem Ohr zum anderen, wenn ich nur an ihn denke. Himmel, was ist nur aus mir geworden?
‚Hallo Anna, du hast deinen Ex k.o. gehen lassen. Du bist stark genug, auch wenn du bis über beide Ohren verliebt bist. Du hast heute einen Mietvertrag unterschrieben. Du bist unabhängig!‘ schallt die mahnende Stimme durch meinen Kopf.
„Bist du noch dran?“
„Ähm ja klar…sorry, meine Gedanken sind gerade mit mir durchgegangen.“ Stotternd.
„Wo du gerade am Telefon bist.“
„Ja bitte, was gibt’s“ unterbreche ich – unhöflicherweise, Perttu.
„Morgen Abend haben Freunde von mir einen Auftritt im Tavastia-Club. Hast du Lust mitzukommen?“
„Morgen Abend? Hmm, ja klingt gut. Wann?“
„Um neun geht’s los. Aber wir sollten dann doch etwas früher dort sein.“
„Schnucki, sag mir einfach, wann wir uns treffen“, grinse ich ins Telefon, da Perttu ein wenig verwirrt klingt.
„Ähm ja..von mir aus schon jetzt oder zum Frühstück.“ Fast nur ein Flüstern. Wahnsinn. Vor meinem inneren Auge erscheinen zwei Smaragde.
‚Anna, du hast noch zu arbeiten. Deine Abrechnungen sind noch nicht fertig!‘ Die Stimme klingt streng.
„Ich würde ja gerne, aber hier liegen noch eine Million Formulare und Abrechnungen, die bearbeitet werden müssen. Wenn ich das nicht mache, dann wird das nichts mit Wohnung und Essen.“ Meine Stimme klingt enttäuschter, als ich es mir eingestehen will.
Aus der Leitung kommt ein kurzes Aufstöhnen. Da blitzt in meinem Hirn die zündende Idee auf.
„Aber ich mache dir einen Vorschlag. Morgen Vormittag hier bei mir…du bringst Brötchen mit. Ich kümmere mich um den Rest. Einverstanden?“
„Okay, einverstanden!“
Kurz erkläre ich Perttu, in welchem Hotel ich noch wohne.
„Gut, dann sehen wir uns morgen Vormittag hier. Ich freu mich schon. Schlaf gut.“
„Ich mich auch. Ebenfalls!“‘
Noch bevor ich auflege, presse ich mir mein Handy an den Brustkorb und lächle an die Decke – bis meine innere Stimme aufhallt : ‚Wenn du morgen früh fertig sein willst, dann mach dich an die Arbeit!‘
Das mache ich dann auch. Nach diesem Telefonat habe ich neue Motivation geschöpft und nun sollte mir die Arbeit leicht von der Hand gehen.
Ich speichere gerade meine letzten Formulare ab und schiebe die Abrechnungen in den dazugehörigen Ordner, als mein Telefon summt.
Eine neue Textnachricht – von Perttu. Mein Herz macht sofort einen Satz.
‚Kannst du deinen Deutschland-Aufenthalt bis Montag verlängern?‘
Wie darf ich das denn jetzt verstehen? Erst mag er mich fast nicht gehen lassen und nun soll ich sogar länger weg bleiben? Versteh einer die Männer. Schnell tippe ich meine Antwort: ‚Klar kann ich das. Aber verrätst du mir auch wieso?‘
Es dauert keine Minute, da summt mein Mobiltelefon erneut.
‚Dann können wir gemeinsam zurück fliegen. Habe eben die Bestätigung bekommen, dass wir am 29. Einen Auftritt in Hamburg haben. Erkläre dir alles weitere morgen früh. Schlaf gut und wunderschöne Träume :-*‘
Mit einem seltsamen Gefühl der Wärme in meiner Brust lege ich mich aufs Bett und drücke mein Handy fest an meine Brust. Wieder lächle ich vor mich hin. Wie gerne hätte ich jetzt den warmen Körper von Perttu neben mir. Völlige Dunkelheit umhüllt mich.
Ich drehe mich zu Seite und sehe auf meinen Wecker. Das digitale Display zeigt 4.38 Uhr. Noch immer halte ich mein Handy in der Hand und die Beleuchtung in meinem Zimmer brennt auch noch. Schlaftrunken wackle ich ins Badezimmer, ziehe meine Klamotten aus, werfe mir ein weites T-Shirt über und krieche unter die Decke. Der Gedanke daran, dass Perttu in wenigen Stunden hier sein wird, lässt mich zufrieden wieder einschlafen.
Durch ein Pochen an der Holztür werde ich wach. Welcher Depp klopft hier denn Mitten in der Nacht an meine Tür? Murrend dreh ich mich auf die andere Seite und versuche mir die Decke über den Kopf zu ziehen, als mein Blick auf die grünen Ziffern meines Weckers fällt. 10.27 Uhr. Mist! Es ist nicht Mitten in der Nacht. Perttu steht vor der Tür. Wie von der Tarantel gestochen, springe ich aus dem Bett und hechte zur Tür.
Mein Anblick muss köstlich sein. Perttu sieht meine zerzausten Haare, und mein verschlafener Blick, schiebt mich die Tür rein und fängt an zu lachen.
„Verschlafen?“ Perttus Mundwinkel ziehen sich extrem nach oben und die grünen Augen strahlen förmlich.
„Wie kommst du denn darauf? Wollte gerade zur Misswahl gehen.“
Entschuldigend hebt er seine Hände in die Höhe. In der einen Hand ist eine Brötchentüte und in der anderen ein Getränkehalter mit 2 Bechern. Sieht nach Kaffee aus.
Perttu schiebt sich an mir vorbei ins Zimmer, legt die Tüte auf den Tisch und streckt mir einen Becher entgegen.
„Zum Wachwerden!“, grinst er mir entgegen.
Dankend nehme ich ihm den Kaffee aus der Hand und gebe ihm einen schnellen Kuss.
„Den kann ich gut brauchen. Ich habe keine Ahnung, wie das passieren konnte. Sonst bin ich immer so früh fit. Und immer wenn man etwas vor hat, passiert so ein Mist.“ Ich spüre, wie der Groll über mich selbst langsam in mir aufkommt.
„Kleines, beruhig dich wieder. So schlimm ist das doch nicht. Ich finde es toll, wenn du Bein zeigst“, zwinkern mir die Smaragde zu.
Verlegen ziehe ich die Beine an und umklammere sie mit meinen Armen.
„Jetzt aber mal etwas anderes. Wie war das mit Hamburg und länger bleiben?“, frage ich verwirrt hinter meinem Pappbecher hervor.
Perttu schnappt sich den Stuhl von meinem Tisch und setzt sich vor mich. Er erklärt mir, dass die Band am Sonntag Abend einen Gig in Hamburg hätte. Er fände es klasse, wenn ich mir die Show dort ansehen würde. Auf meine Frage, warum er damit erst jetzt rausrückt, bekomme ich ein verschmitztes Lächeln mit Schulterzucken. „Ich habe das bei allem, was in der letzten Zeit war einfach vergessen. Erst als Eicca gestern Abend anrief und mich deswegen etwas fragte, ist mir der Auftritt wieder in den Sinn gekommen.“ Breites Grinsen macht sich auf seinem Gesicht breit. „Du lässt mich eben alles um mich herum vergessen!“
Der Mann hat nicht den leisesten Schimmer einer Ahnung, wie glücklich er mich mit diese Bemerkung, macht.
Es überkommt mich. Ich muss ihm einfach um den Hals fallen. Sichtlich irritiert schlingt Perttu seine Arme um meine Taille und gibt mir einen Kuss auf die Wange.
„Lass uns erstmal was essen. Ich habe ein riesen Loch im Bauch.“
Perttu steht auf und stellt den Stuhl wieder an den Tisch. Währenddessen krame ich die Wurst und den Käse aus meinem kleinen Kühlschrank. Zwei Tomaten, eine Banane und ein Apfel sind auch noch da.
Gemeinsam machen wir uns über die Lebensmittel her, als hätten wir seit Wochen nichts mehr gegessen. Innerhalb kürzester Zeit ist alles weg und wir fühlen uns völlig überfressen. Ich schiebe meinen Teller von mir weg, stehe auf und lasse mich rückwärts auf mein Bett fallen.
„Wow, ich komme mir vor, wie eine schwangere Seekuh!“
Mit geschlossenen Augen liege ich auf dem Rücken und spüre wie neben mir etwas auf die Matratze fällt. Als ich die Augen öffne und meinen Kopf nach rechts drehe, blicke ich in Perttus Gesicht.
„Überfressen?“
Ich drehe mich zur Seite, stütze den Kopf auf die Hand und meine Mundwinkel ziehen sich wie von selbst nach oben. Ich kann gar nichts dagegen machen.
„Hmmm“ zu mehr bin ich nicht mehr im Stande. Wenn ich jetzt noch etwas sage, spricht das Frühstück mit mir. Das wäre jetzt keine gute Idee.
Perttu kommt mit seinem Gesicht ganz nah an meines. Ich kann seinen Atem auf meinen Lippen spüren. Bevor ich erneut die Augen schließe, verliere ich mich in den Tiefen des Grüns. Die warmen, weichen Lippen berühren meine und in meinem Bauch fängt alles an zu kribbeln.
Obwohl es nicht mehr der erste Kuss ist, fühle ich mich so. Bei jedem Kuss von Perttu fühle ich mich, als wäre es der erste. In meinem Bauch kribbelt alles, ich bekomme am ganzen Körper Gänsehaut und mein Herz klopft, als würde es mir jeden Moment aus der Brust springen.
Langsam schiebe ich meinen Körper näher an Perttu heran, ich will ihn mit jedem Quadratzentimeter meiner Haut berühren und fühlen. Mit seiner Hand in meinem Rücken unterstützt er mein Vorhaben und zieht mich zu sich ran.
„Mir schießt da gerade eine super Idee in den Kopf, wie wir uns gleich nicht mehr so vollgefressen fühlen“, haucht er mir schelmisch ins Ohr.
Grinsend nicke ich und schiebe meine Hände unter sein Shirt. Immer wieder fahren meine Hände an seiner Brust auf und ab und ziehe ihm schließlich sein Shirt über den Kopf.
Heute sehe ich zum ersten Mal Perttus Körperkunst in seinem ganzen Ausmaß. Oder nehme ich die Tätowierungen einfach nur zum ersten Mal richtig wahr? Ich bin jedenfalls fasziniert von den vielen Bildern auf seinem linken Arm, die bis zum Handgelenk reichen. Besonders hat es mir der Stern auf dem Schulterblatt angetan und ich fahre mit dem Finger sämtliche Konturen nach. Von diesem sagenhaft tollen Bild an seiner Taille möchte ich gar nicht erst anfangen zu schwärmen. Sonst kann ich nicht mehr aufhören.
„Dir gefällt wohl, was du da siehst?“ Ein Lächeln umspielt Perttus Lippen.
„Bitte was?“ Geistesabwesend. „Ja mir gefällt was ich da sehe“, lächle ich zurück und drücke ihn auf die Matratze.
Seine Hände wandern unter mein viel zu großes Shirt und mit sanftem Druck reibt er über meinen Rücken. Die anfänglich zärtlichen Küsse werden fordernder.
‚Musha rain dum-a-do dum-a-da, Whack for my daddy-o, Whack for my daddy-o, There´s Whiskey in the jar, o‘ ertönt aus Perttus Hosentasche. Er fummelt es aus der Tasche, schaut aufs Display und legt es zur Seite.
„Wo waren wir gerade?“ Er dreht sich wieder zu mir und ich sehe pures Verlangen in seinem Blick.
Ich fange an seine Brust zu küssen uns spiele mit den Fingern in seinen Haaren.
Langsam schiebt Perttu mein Shirt nach oben.
‚If I smile and don´t believe, Soon I know I'll wake from this dream, Don't try to fix me I'm not broken, Hello I'm the lie living for you so you can hide, I don´t cry‘ ertönt auf dem Tisch.
„Lass es klingeln“, bittet er mich.
Dieser Bitte gebe ich nur allzu gerne nach. Perttu richtet sich auf, zieht mich nach oben und schiebt mir mein Schlafshirt über den Kopf. Im Hintergrund läuft noch immer der Song von Evanesence.
Kaum hat mein Handy aufgehört zu klingeln, geht Perttus „Whiskey in the jar“ wieder los. Das ist zu viel. Entnervt drehe ich mich zur Seite und bitte Perttu an sein Mobiltelefon zu gehen. Das bringt doch alles nichts. Mindestens genauso genervt, nimmt Perttu das Gespräch an.
Ich stehe auf und schaue auf dem Display nach, wer versucht hat, mich zu erreichen. Unbekannter Teilnehmer. Anscheinend ist Perttu wirklich über die Störung tierisch genervt. Seine Stimmlage verrät es. Ich möchte jetzt nicht in der Haut des Anrufers stecken.
Ich habe keine Zeit mehr, mir über den Anrufer zu machen, denn wieder klingelt mein Handy.
„Wer stört?“ gehe ich ran.
„Oh warum so angriffslustig?“ Jonne.
„Was willst du schon wieder?“ zische ich in den Hörer, „Habe ich dir letztens im Park nicht eindeutig genug gezeigt, was ich von dir halte?“
„Ach Süße, ich ….“
„Verdammt nochmal, ich bin nicht deine Süße und jetzt sag was du willst, oder leg auf.“ In meinem Magen macht sich purer Hass breit und steigt langsam an die Oberfläche.
„Überleg dir das mit der Trennung nochmal, ich werde auch nie…“
Jonne kommt nicht dazu, den Satz zu beenden.
„Lass stecken, Jonne!“ Mit diesem Satz beende ich das Gespräch und drücke auf den kleinen roten Knopf auf meinem Display.
Vom anderen Ende des Zimmers höre ich, wie Perttu mit seinem Gesprächspartner diskutiert. Es geht wohl über heute Abend.
Noch bevor ich mein Mobiltelefon aus der Hand legen kann, klingelt es wieder.
„Ja bitte?“
„Wieso legst du einfach auf? Lass uns doch wie Erwachsene miteinander reden.“
„Jonne, wenn du dich jetzt noch einmal bei meldest, ziehe ich andere Seiten auf. Es ist vorbei. Schluss. Aus. Ende. Du hast mich mit deinen Spielchen viel zu lange an dich gebunden.“
„Ja aber ich, …“
„Nichts ja aber. Es ist aus. Spätestens in zehn Tagen werde ich meine restlichen Sachen bei dir abholen. Und das war es dann!“
Anscheinend ist Perttu mit seinem Telefonat fertig, denn er schlingt von hinten seine Arme um mich und flüstert mir ins Ohr: „Sinä olet ihana.“
Grinsend drehe ich mich zu ihm um und gebe ihm einen Kuss.
Aus meinem Handy ertönt Jonnes Stimme.
„Du bist schon wieder bei diesem Pisser! Den mach ich fertig!“
„Jonne, halt die Füße still. Wie gesagt in ungefähr zehn Tagen werden meine Sachen geholt und dann will ich von dir nie wieder etwas hören oder sehen.“ Wieder tippe ich auf den kleinen roten Knopf.
„Oh hat er seine Lektion noch nicht gelernt?“, fragt Perttu mit gerunzelter Stirn.
„Nein. Anscheinend war er in der Nacht so voll, dass er davon nichts mehr weiß. Aber wie gesagt, sobald ich meine Sachen habe, ist Schluss mit lustig. Notfalls lasse ich mir eine neue Telefonnummer geben.“
Besorgt streicht Perttu mir über den Kopf und streicht meine Haare hinter mein Ohr.
„Du musst dir keine Sorgen machen. Ich schaff das schon. Ich bin ein großes Mädchen.“
„Ja das habe ich gemerkt“, zwinkert er mir zu.
„So und wer hat denn deinerseits unseren Plan zu Verdauung des massigen Frühstücks vereitelt?“ frage ich lachend.
„Achso, das war Jukka. Er kam auf die geniale Idee, dass ich heute Abend mein Cello mitbringen soll. Die Band wünscht ein oder zwei Songs zusammen mit mir zu spielen. Ich konnte ihn leider nicht davon abbringen.“
„Ich finde das großartig. So kann ich dich mal bei der Arbeit beobachten“, lache ich. Bei dem Wort Arbeit zeichne ich Anführungsstriche in die Luft.
Perttu schmiegt sich mit seinem nackten Oberkörper an meinen, nimmt mir mein Telefon aus der Hand, schmeißt es auf den Tisch und packt mich zurück aufs Bett.
„Na warte…was soll das heißen? Du meinst also, dass das was ich tu keine Arbeit ist? Dir zeig ichs, Kleines.“ Perttu kniet sich über mich und piekt mich ununterbrochen in die Seite, was wahnsinnig kitzelt.
„Ich ergebe mich…Hilfe…ich ergebe mich…STOP...aufhören!“, flehe ich und versuche ihn von mir runter zu schubsen.
Wieder ertönt ‚Hello‘ auf dem Tisch.
„Argh, was ist denn heute los?“ frage ich genervt und schiebe Perttu seitlich von mir runter um an mein Handy zu kommen. Blind taste ich vom Bett aus auf dem Tisch rum und suche das nervende Teil, während der schwarzhaarige an meinem Bein zieht.
Gefunden! Das Display zeigt die Nummer meiner Chefin.
„Oh Moment Schatz, das ist wichtig – meine Chefin.“
Perttu lässt abrupt mein Bein los und in seinem Gesicht zeichnet sich ein verwirrtes Lächeln ab. Da ich mich auf das Gespräch konzentrieren möchte, drehe ich mich weg.
„Hallo Anja – schön dich mal wieder zu hören!“
Meine Chefin erklärt mir um was es in der Sitzung am Mittwoch geht und warum sie unbedingt möchte, dass ich dabei bin.
Freudestrahlend beende ich das Gespräch und falle Perttu überglücklich um den Hals. Dieser ist sichtlich verwirrt und in seinem Gesicht zeichnen sich sprichwörtlich tausende Fragezeichen ab.
„Stell dir vor Süßer, ich werde befördert. Deshalb soll ich auch unbedingt am Mittwoch in Hamburg dabei sein. Anja macht mich zur Chefin der neuen Außenstelle. Das Leben ist so herrlich. Minä rakastan sinua!“
Wow, was hab ich da gerade zu ihm gesagt? Ich sitze hier im Schneidersitz, nur mit einem Slip bekleidet auf dem Bett meines Hotelzimmers. Er sitz mir gegenüber – oben ohne. Und mir rutscht raus, dass ich ihn liebe? Hoffentlich habe ich mit meinem Gefühlsausbruch nicht alles kaputt gemacht.
Perttus Gesichtszüge zeigen keine Reaktion. Man erkennt, dass er meine Worte auf sich wirken lässt. Plötzlich fangen seine Augen noch mehr an zu strahlen und stotternd fragt er: „Ist das dein Ernst?“
„Was?“, frage ich gespielt unwissend.
„Ich dich auch, Anna!“ haucht er mir entgegen.
Langsam nähere ich mich seinem Gesicht. Sein warmer Atem jagt mir eine Gänsehaut über den Körper und unsere Lippen treffen sich zu einem innigen Kuss.
Wieder explodiert in meinem Magen ein Feuerwerk.


13Gute Vorsätze Empty Re: Gute Vorsätze Sa Jul 21, 2012 9:51 am

Deische

Deische

"wenn das jemand lesen möchte"... DAS habe ich ja wohl mal geflissentlich ÜBERlesen! Ich liebe diese Geschichte! Ich bange, freue und leide mit Anna jedes Mal total mit. Wobei ich mich jetzt gerade einfach nur freue <3 endlich haben sie sich, ist das schööööön *.*

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