So meine Liebe, ich denke mal das nächste Kapitel möchtest du gerne auch lesen, oder? ;D Deswegen kriegst du's jetzt:
17. Schön wär’s gewesen „Bitte eintreten, in mein kleines, bescheidenes Reich“, verkündet Mikko, während er die Tür zu seinem Zimmer öffnet. Ein relativ kleiner Raum, aber dafür urgemütlich eingerichtet. Das Bett sieht so aus, als wäre es gerade eben erst verlasen worden, dafür ist aber der Schreibtisch auf der gegenüberliegenden Seite ordentlich aufgeräumt. Benutzt Mikko den eigentlich? Eine Kommode in der Ecke hinter der Tür beinhaltet einige Spielekonsolen, DVD-Player sowie Receiver und oben drauf steht der dazu gehörige Fernseher. Auf dem Regal darüber stapeln sich haufenweise DVDs, Bücher und CDs und offensichtlich hat Mikko eine kleine Schwäche für Kuscheltiere. Überall sitzen, stehen oder hängen teils kleine, teils aber auch größere Kuscheltiere herum. An dem Kleiderschrank kleben einige Poster von Celine Dion und an der Decke hängen anscheinend noch Überreste aus Mikkos Kleinkindzeit: Sterne, die im Dunklen leuchten.
Grinsend setze ich mich auf das Bett und deute nach oben.
„Angst im Dunklen?“
„Hey, beleidige mein Sonnensystem nicht.“
Verwundert sehe ich wieder nach oben und entdecke tatsächlich kleine Schriftzüge auf den Plastiksternen. Um den einen hat er sogar noch Ringe gemalt.
„Du hast jetzt aber nicht ernsthaft all die Dinger richtig ausgerichtet und so, oder?“
„Doch hab ich“, meint er und wühlt dabei in seinen Hosentaschen herum, „das hatten wir letztes Jahr in der Schule und ich fand’s interessant. Und wenn dann noch Langeweile dazu kommt… Aber Paavo hat sich da auch köstlich drüber amüsiert, als er das das erste Mal gesehen hat – Mensch wo ist denn mein Handy hin?“
„Meinst du das hier?“, frage ich belustigt, weil Mikkos Verrenkungen einfach zu ulkig aussehen und reiche ihm sein Handy, dass auf seinem Kopfkissen lag.
„Ahh super, danke. Ich wollte doch wissen, ob Paavo schon Perttu erreicht hat.“
Ich horche auf. „Perttu?“
„Ja, dein Perttu-Schatzi. Ist dir doch nur Recht, wenn er auch das Wochenende hier herkommt, oder etwa nicht?“
Dass Mikko die Antwort schon längst weiß, hört man sofort heraus, nur bin ich mir nicht so sicher ob das so eine gute Idee ist.
„Natürlich habe ich nichts dagegen, aber…“
Der Blonde kommt auf mich zu und hält mir den Mund zu.
„Nichts aber! Wir verbringen ein schönes Wochenende zu viert und niemand wird uns stören. Klar?“
Ich nehme seine Hand wieder weg, damit ich zum sprechen komme.
„Niemand? Was ist denn mit deinen Eltern?“
„Die fahren gleich zu meinen Großeltern nach Ikaalinen und kommen erst Sonntagabend wieder. Also haben wir sturmfreie Bude. Hach wie ich mich darauf schon freue!“
Zweieinhalb Tage komplett ohne Erwachsene… nur mit Paavo, Mikko und vor allem Perttu… Er hat recht, ich freue mich da auch schon richtig drauf!
„Miggi? Wir fahren dann jetzt los. Ihr seid vernünftig und macht keinen Unsinn okay?“
Mikkos Mutter guckt zur Zimmertür hinein und lächelt mir noch einmal zu.
„Natürlich nicht, du kennst mich doch.“
„Ja gerade deswegen ja. Und Paavo kenn ich da auch schon gut genug um zu wissen, was der so anstellt.“
„Mamaaaaa, das stimmt doch gar nicht. Wir benehmen uns und räumen das wieder auf, was wir verunstalten, in Ordnung?“
Damit geben sich beide Elternteile zufrieden und verschwinden aus der Wohnung des Mehrfamilienhauses.
„Miggi?“, frage ich vergnügt, doch Mikko verdreht nur die Augen.
„Ja, ich kann es denen einfach nicht abgewöhnen. Ich hasse diesen Spitznamen eigentlich, aber was will man machen?“
In dem Moment klingelt es an der Haustür und Mikkos Augen bekommen augenblicklich ein Strahlen als er aufspringt.
Neugierig folge ich ihm in den Flur und sehe kurz darauf wie Paavo sich gleich einer Umarmungsszenerie unterwerfen muss. Wie stürmisch der Kleinere manchmal ist.
Lächelnd verfolge ich das Schauspiel, als sich plötzlich ein Perttu an den beiden vorbeischleicht. Ich glaube jetzt bekomme ich dasselbe Strahlen in meinen Augen, auch wenn ich diese kurz darauf schließe um Perttus Kuss voll und ganz genießen zu können.
„Darauf hatte ich schon den ganzen Tag gewartet“, flüstert Perttu an meine Lippen.
Ich murmel zustimmend. „Hmm, ich auch.“
„Warum bist du denn heute schon hier? Paavo hat mir erzählt, du kommst erst morgen.“
„Weil ich es Zuhause nicht ausgehalten habe. Mama und Aino haben fürchterlich genervt. Aber egal. Und du?“
„Paavo wollte heute schon los und meinte, wenn ich den Weg nicht alleine suchen will, müsste ich jetzt schon mit. Und ganz ehrlich, Mikko wohnt hier aber auch wirklich ziemlich versteckt!“
„Hey! Warum findet ihr eigentlich immer was zu nörgeln an mir? Das ist gemein!“
Perttu und ich sehen erst zu Mikko, dann sehen wir uns wieder an und müssen lachen. Man könnte ja glatt meinen, er hat Komplexe.
„Aber nicht doch, Schatz. Ich habe nichts an dir auszusetzen, ich liebe dich so wie du bist. Mit allen deinen Macken.“
Ein ‚Pöööh‘ ist die einzige Antwort, bevor Mikko aus dem Flur verschwindet und ins Wohnzimmer geht. Während er an uns vorbeigeht, kann ich noch hören wie er murmelt: „Mit all meinen Macken, tzz.“
Inzwischen ist es schon Abend und wir haben gerade beschlossen noch ein bisschen rauszugehen. Die Treppen im Hausflur nach unten, durch den Kellergang in die Waschküche und dann… dann sieht Mikko einen Fußball in der Ecke liegen.
„Wollen wir ‘ne Runde zocken?“
„Klar, ich bin auf jeden Fall dabei!“, meine ich begeistert und überlege im selben Moment, was ich mit meinen Haaren mache. In solchen Momenten wäre es natürlich doch angebrachter so kurze Haare zu haben wie Paavo.
„Bin auch mit von der Partie. Paavo und ich, gegen euch beide?“
Warum will Perttu denn jetzt unbedingt mit Paavo zusammen spielen? ‚Na warte, mein Lieber, dich mach ich fertig!‘, denke ich grinsend.
Der Vorschlag erntet einstimmiges Kopfnicken und so machen wir uns auf den Weg zur Wiese hinterm Haus.
„Was nehmen wir denn als zweites Tor?“
Der Sandkasten, der eher einem Dreckkasten ähnelt, eignet sich bestens für das eine Tor, aber auf der anderen Seite ist nichts. Einen Moment sehen wir uns ratlos an, bis Paavo schelmisch grinsend verkündet, dass er eine Idee hätte. Während ich also mit dem Gummiband aus meiner Hosentasche meine Haare zusammenbinde, beobachte ich neugierig, was Paavo treibt. Überrascht stelle ich fest, dass er sich erst seine dünne Stoffjacke und dann noch sein T-Shirt ausgezieht. Beide Kleidungsstücke legt er ungefähr im selben Abstand zueinander auf den Boden, wie der Sandkasten breit ist und strahlt dann erfreut in die Runde. Mir gefällt das allerdings gar nicht so gut, denn ich kann mir lebhaft vorstellen, wie das gleich endet, so abwesend wie Mikko jetzt schon aus der Wäsche schaut.
„Heeey, das ist unfair! Bestechung der ganz miesen Art!“, beschwere ich mich, ernte allerdings leider nicht die Reaktion, die ich erhofft hatte. Nämlich, dass Paavo sich wieder anzieht.
„Wir bestechen hier überhaupt nicht. Ich kann ja zur Gleichberechtigung auch mein Shirt ausziehen. Na wie wär das?“
Grinsend steht Perttu vor mir und sieht mich fragend an. Ich allerdings antworte nur mit einem knallroten Gesicht. Aber die Antwort nimmt mir Paavo schon ab:
„Lieber nicht, dann wird das Ganze zu einfach. Ein bisschen Herausforderung wollen wir ja schließlich auch noch haben, oder nicht?“
Lachend stimmt Perttu ihm zu und dann fangen wir an zu Spielen.
Ich halte mich in der Nähe der Sandkiste auf, Mikko auf dem Feld, genau wie Perttu und Paavo bleibt eher bei seinen Kleidungsstücken. Allerdings ist das nicht so die beste Konstellation, wie ich gerade feststellen muss, da Mikko jetzt schon zum dritten Mal den Ball verloren hat und das nur, weil seine Blicke zu sehr an Paavo heften bleiben. Das kann doch nicht wahr sein! Und ich muss hier als Torwart immer alles ausbaden. Ich sagte doch schon: Das Ganze ist unfair!
Perttu kommt gerade schon wieder gefährlich nahe auf mich zu und wechselt immer wieder von rechts nach links. Der ist so hinterhältig, kann er sich nicht mal für eine Seite entscheiden? Nein, das wäre ja auch zu einfach.
„Soll ich dir helfen?“
Völlig überrumpelt drehe ich mich zu der hellen Stimme um und erblicke Kirsi. Wie soll es auch anders sein… Wo kommt die denn schon wieder so plötzlich her?
Doch im selben Moment fliegt ein schwarz-weißer Ball an mir vorbei in den Sandkasten. Jubeln hinter mir. Verdammt, jetzt habe ich nicht aufgepasst!
„Hallo Kirsi. Was machst du denn hier?!“
„Ich wohne in dem Haus da und hab euch spielen sehen. Da dachte ich, ich leiste euch mal Gesellschaft“, mit ihrer Hand deutet sie auf das Haus auf dem kleinen Hügel, welcher sich seitlich von unserem Spielfeld erstreckt.
„Und wenn wir aber keine Gesellschaft wollen?“
„Perttu, was bist du denn so angenervt auf einmal? Du kannst ja die Schiedsrichterin machen, okay?“, meint Mikko versöhnlich und Kirsi nickt erfreut.
„Aber gerne doch. Ich hab zwar nicht ganz so viel Ahnung, aber das krieg ich schon hin.“
Und schon setzt sie sich auf den Rasen wo dieser sich schon leicht nach oben wölbt um den Hügel zu bilden.
„Mikko? Du gehst jetzt nach hinten, sonst haben wir Ruckzuck verloren.“
„Was? Aber…!“
„Nichts aber, du lässt dich von Perttu viel zu leicht überrumpeln.“
Eben dieser grinst mich an.
„Und du nicht?“
Ähm, Mist. Eiskalt erwischt, würd ich mal sagen.
„Ich… eh, jedenfalls lass ich mich nicht von Paavo ablenken!“ Okay, das war eine schlechte Verteidigung, ich weiß.
„Na das will ich auch schwer hoffen!“
„Ja, ähm, gib mir den Ball, ich hab Einwurf“, versuche ich abzulenken und klaube mir den Ball aus seinen Händen. Der soll jetzt nicht reden sondern lieber mal aufpassen, dass ich ihn nicht überrumple. Soll er mal sehen, wie schnell ich an ihm vorbei bin.
Voller Motivation gehe ich zum ‚Spielfeldrand‘. Da wir aber im Grunde nur zwei Spieler sind, werfe ich nicht wirklich, sondern fange von dort einfach an zu spielen. Sonst hat Perttu den Ball ja sofort. Augenblicklich versucht Perttu mich abzuschirmen um mir den Ball abzunehmen, aber ich drehe mich mit dem Rücken zu ihm und versuche ihn durch Schussandeutungen von mir wegzulocken. Aber das ist gar nicht so leicht, der ist hartnäckig. Vielleicht kennt Perttu mich allerdings auch nur viel zu gut. Ach deswegen wollte er so unbedingt mit Paavo zusammenspielen, jetzt wird mir so einiges klar. Dieser Schlingel! Na warte, dir zeig ich’s aber!
Mit einem Schuss befördere ich den Ball auf die andere Seite in Kirsis Richtung und sprinte sofort hinterher. Perttu ist mir aber dicht auf den Versen und kurz bevor ich den Ball erreiche, habe ich plötzlich ein Hindernis vor den Füßen und falle der Länge nach auf den Rasen.
Ich sehe noch, wie Perttu über mich hinwegspringt und sich samt Ball in Mikkos Richtung aufmacht.
„Hey, das war ein Foul du Arsch!“, rufe ich, während ich mich wieder aufrapple und hinter Perttu hinterher hechte. Aber natürlich komm ich zu spät und Mikko muss den Ball schon wieder aus dem Sandkasten sammeln.
Ich funkle Perttu an. „Warum schmeißt du mir deine Beine vor die Füße?“
Dieser scheint jedoch leicht verwirrt. Oder er tut nur so. „Hab ich doch gar nicht, was willst du von mir?“
Wenn ich etwas gar nicht leiden kann, dann ist es wenn jemand unfair spielt. Und das es gerade auch noch Perttu ist, kann ich überhaupt nicht ab.
„Ich will, dass du deine Beine bei dir behältst und vernünftig spielst!“
„Nu ist aber mal gut, ich spiele vernünftig. Vielleicht solltest du mit deinen Quadratlatschen besser aufpassen wo du hinläufst.“
Dass Kirsi hektisch angelaufen kommt, nehme ich nur nebenbei wahr. Genauso wie ihre Versuche uns beide zu beschwichtigen.
Denn ich bin gerade eher damit beschäftigt Perttu in den Schwitzkasten zu nehmen.
„Nimm das sofort zurück!“
„Warum sollte ich?“
Ich reibe ihm mit den Fingerknöcheln über den Kopf und wollte gerade erneut ansetzen, dass er das Gesagte zurücknimmt, da verliere ich zum zweiten Mal das Gleichgewicht, weil es mir die Beine wegzieht. Schneller als ich es realisieren kann, liege ich auf dem Boden und bevor ich reagieren kann, hat sich Perttu schon auf meinen Bauch gesetzt und hält meine Arme jeweils rechts und links neben meinem Kopf fest.
„Ich werde gar nichts zurücknehmen, klar? Das müsstest eher du tun. Du bist nämlich über einen Maulwurfshügel gestolpert.“
Meine wutdurchtränkte Antwort bleibt mir im Halse stecken, als mir die Worte richtig bewusst werden. Bitte was?
Perttu fängt an zu grinsen, als er anscheinend meine Gedanken durchschaut. „Na, wieder beruhigt du Hitzkopf?“
Ich drehe meinen Kopf zur Seite und sehe neben Kirsis Beinen wirklich einen kleinen Erdhaufen auf der Wiese. Bitte lass das jetzt alles nicht wahr sein. Wie peinlich ist das denn bitte? Wenn ich könnte, würde ich gerade gerne im Erdboden versinken.
„Das wollte ich euch doch die ganze Zeit sagen. Eicca, du bist wirklich nur gestolpert, Perttu hat nichts gemacht, das hätte ich gesehen.“
Perttu, der Kirsi im Rücken hat, verdreht die Augen. Ich sehe ihn fragend an, doch bekomme ich als Antwort nur ein spitzbübisches Grinsen. Was hat er denn jetzt schon wieder vor?
Allerdings ist mir das nur eine Sekunde später auch schon klar. Er beugt sich zu mir nach unten, küsst mich und murmelt mir dann entgegen: „Damit sie endlich kapiert, dass du mir gehörst!“
Perplex sehe ich zu, wie Perttu sich aufrappelt und mir dann eine Hand hinhält. Ich weiß nicht, was ich dazu jetzt sagen soll, mein Freund hat mich mal wieder komplett verblüfft.
Vorsichtig sehe ich zu Kirsi herüber, während ich die Hand ergreife und mich nach oben ziehen lasse. Inzwischen haben sich auch Mikko und Paavo dazu gesellt, aber mich interessiert momentan eher, wie Kirsi jetzt reagieren wird.
Doch diese grinst vor sich hin und meint dann lediglich: „Hab ich’s doch gewusst. Wäre ja auch zu schön gewesen, aber na ja, egal“, zwinkert sie mir zu.
„Können wir dann jetzt weitermachen? Oder wollt ihr da Wurzeln schlagen?“
Ich schenke Perttu noch ein Lächeln, bevor ich mich kopfschüttelnd zu Mikko umdrehe. „Nein, nein. Wir können weitermachen. Und jetzt ziehen wir euch ab!“
Glücklich hüpfe ich in den Sandkasten um den Ball erneut daraus zu holen. So macht das Leben doch richtig Spaß!
tbc.
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Als kleine Anmerkung: ab Anfang nächsten Jahres kannst du das Ganze hier auch aus Perttus Sicht genießen^^ Eikä schreibt das ja schon lange und jetzt möchte sie das auch ins i-net bringen. Also freu dich schon mal, das ist teils wirklich sehr interessant